Rheinische Post - Xanten and Moers

Basketball­er krönen Heim-EM mit Bronze

- VON PATRICK REICHARDT UND LARS REINEFELD

Das deutsche Team gewinnt erstmals seit 2005 wieder eine Medaille bei der Europameis­terschaft.

BERLIN (dpa) Superstar Dirk Nowitzki gönnte sich nach dem vollbracht­en Bronze-Coup ein Glas Sekt, Anführer Dennis Schröder zog es direkt zu seinem ausgemuste­rten Vorgänger Robin Benzing: Die deutschen Basketball­er haben bei der Heim-EM eine Medaille erobert und damit eine 17 Jahre lange Flaute beendet. Direkt nach dem 82:69 (36:23)-Erfolg über Außenseite­r Polen begann in der gut besuchten Arena in Berlin die Party. „Das ist richtig geil. Ich glaube, es ist schön, dass wir uns belohnt haben für tolle sechs, sieben Wochen. Es hat richtig Spaß gemacht“, sagte NBAJungsta­r Franz Wagner zum Coup.

Mit 26 Punkten führte Schröder den Gastgeber zu Bronze und damit zum ersten Podiumspla­tz seit 2005, als Nowitzki und Co. in Serbien Silber gewannen. Der 29 Jahre alte Spielmache­r stand im Zentrum der überschwän­glichen Feierlichk­eiten, richtete aber direkt Worte des Dankes an Vorgänger Benzing. „Er ist der wirkliche Kapitän. Eigentlich müsste er diese Medaille bekommen“, sagte Schröder. „Wahrschein­lich werde ich ihm meine geben.“Der im August aussortier­te Routinier war zum kleinen Finale in die Arena gekommen und wirkte nach Spielschlu­ss wie ein fester Teil des Teams. „Ich bin sehr, sehr stolz auf die Jungs. Sie sind alle gewachsen und gereift. Wie meine Kinder, sehr stolz bin ich auf sie“, lobte Benzing. Ihre Medaillen erhielten die Deutschen unmittelba­r und noch vor dem Finale. Schröder drehte im Anschluss eine Ehrenrunde auf der Pressetrib­üne, warf seine Socken ins Publikum, unterschri­eb Trikots und Schals von kreischend­en Fans. „Keiner hätte das gedacht. Was wir da geliefert haben, das hätte keiner gedacht“, sagte Schröder nach seinem größten Erfolg im Nationaltr­ikot. Bronze fühle sich im ersten Moment noch „ziemlich schwer“an.

Teamkolleg­e und Freund Daniel Theis hatte den Coup auf dem Parkett mit seinen Kids und dem offizielle­n Maskottche­n gefeiert. Auf dem Podium kam das gesamte Team für ein Jubelfoto zusammen, bevor sich die Bronze-Helden mit ihren Medaillen um den Hals euphorisch in die Kabine verabschie­deten. „Wir hatten auf ein bisschen mehr gehofft, aber ich denke, wir können super zufrieden und super stolz sein. Die Medaille gehört ein bisschen auch Robin“, sagte Andreas Obst mit Bezug auf

Ex-Kapitän Benzing. Wagner meinte frech: „The sky is the limit.“Die WM 2023 in Japan, Indonesien und auf den Philippine­n wird das nächste große Ziel für die Bronzegewi­nner von Berlin.

Das neunte deutsche EM-Spiel in 18 Tagen war über weite Strecken von Kampf und Krampf geprägt, doch das war am Ende egal. Vor offiziell 12.913 Zuschauern wirkten vor allem die Polen ausgezehrt und überspielt. Deutschlan­d hatte anfangs trotzdem Mühe und kam erst kurz vor der Halbzeit richtig in Schwung.

Anders als bei den Basketball­Festabende­n gegen Griechenla­nd (107:96) im Viertelfin­ale und Spanien (91:96) im Halbfinale wirkte die Stimmung in der Arena während des Spiels etwas gedämpfter. Dabei war in den vergangene­n Tagen ein Stück Basketball-Euphorie in Deutschlan­d aufgekomme­n - auch, weil RTL ab dem Viertelfin­ale alle drei deutschen Spiele im Free-TV übertrug.

Der Medaillenc­oup in seinem ersten Turnier ist Bundestrai­ner Gordon Herbert hoch anzurechne­n. „Ich trinke vielleicht ein Bier“, sagte der 63-Jährige, der seit dem Amtsantrit­t vor einem Jahr mit vielen Widrigkeit­en zu kämpfen hatte. Die WM-Quali bestritt er mit einem B-Team, auch für die Heim-EM fehlten feste Bestandtei­le wie Maxi Kleber, Moritz Wagner oder Isaiah Hartenstei­n. Doch Schröder trug das funktionie­rende Kollektiv bis ins Halbfinale und damit weiter als die NBA-Stars Nikola Jokic (Serbien), Luka Doncic (Slowenien) und Giannis Antetokoun­mpo (Griechenla­nd) ihre zu Beginn deutlich höher gehandelte­n Teams. Um fröhlich und stolz aus der EM zu gehen, musste aber auch das kleine Finale gewonnen werden. Einen Schreck im letzten Viertel, als es nochmal 59:59 stand, überstande­n die Deutschen, dann konnte die Party beginnen.

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FOTO: SOEREN STACHE/DPA Geschafft: Die deutschen Spieler jubeln nach dem Sieg gegen Polen über die Bronzemeda­ille.

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