Rheinische Post - Xanten and Moers
Initiative gegen Abriss des Gymnasiums
Zwei Xantenerinnen sammeln Unterschriften, damit sich der Stadtrat noch einmal mit dem bereits beschlossenen Neubau des Gymnasiums beschäftigen muss. Dabei werden sie von mehreren politischen Gruppen unterstützt.
XANTEN Die beiden Xantener Bürgerinnen Vera Koppers-Dams und Beate Kempkens wollen den schon beschlossenen Abriss des städtischen Stiftsgymnasiums und einen Neubau noch verhindern. Sie sprechen sich stattdessen für eine Modernisierung der bestehenden Schulgebäude aus. Deshalb sammeln sie Unterschriften, um einen Einwohnerantrag nach der Gemeindeordnung NRW zu stellen. Dabei werden sie vom Ortsverband der Grünen, der Wählergemeinschaft Forum Xanten (Fox) und der Fraktion Modernes Altes Xanten (Max) unterstützt. Wenn Koppers-Dams und Kempkens eine bestimmte Anzahl von Unterschriften für ihren Einwohnerantrag erreicht haben, muss sich der Stadtrat damit beschäftigen. Sie und ihre Unterstützer hoffen, dass die Abstimmung dann anders ausgeht als vor einem Jahr.
Der Stadtrat hatte sich im Oktober 2021 mit 27 zu zwölf Stimmen grundsätzlich für den Abriss der alten Gebäude
und den Neubau des Stiftsgymnasiums ausgesprochen. Die Entscheidung war und ist nach wie vor umstritten. Grüne, Fox und Max (die Fraktion wird von Linke und BBX gebildet) sind dagegen, CDU, SPD und Freie Bürgerinitiative (FBI) dafür. Die Aufträge für Abriss und Neubau sind aber noch nicht vergeben worden. Einen verbindlichen Zeitplan gibt es daher auch noch nicht. Zurzeit läuft ein Architektur-Wettbewerb. Die Teilnehmer legen Vorschläge für den Neubau des Gymnasiums und eine Bebauung des übrigen Geländes vor. Ende Januar 2023 soll ein Preisgericht den Gewinnerentwurf bestimmen. Dann sollen auch konkretere Kostenschätzungen folgen. Zuletzt wurde mit rund 48 Millionen Euro für Abriss und Neubau inklusive einer Turnhalle gerechnet.
Kempkens und Koppers-Dams begründen ihren Einwohnerantrag mit mehreren Argumenten. Sie sagen, dass es für den Neubau einer Schule voraussichtlich keine Fördermittel von Bund oder Land geben werde, sondern nur für eine Modernisierung.
Xanten werde die Kosten für ein neues Gymnasium daher selbst finanzieren müssen, und zwar über Kredite, weil die Stadt das Geld nicht habe. Dadurch würden sich die Schulden der Kommune wahrscheinlich verdoppeln. Um diese Kredite zu finanzieren, müssten vermutlich die Grund- und Gewerbesteuern erhöht werden. Das werde die Bürgerinnen und Bürger belasten. Auch sei fraglich, ob für die Gesamtschule noch Geld verfügbar sei. Auch sie muss modernisiert werden.
Außerdem machen Kempkens und Koppers-Dams ökologische Gründe geltend. Das Gymnasium könne noch renoviert werden, sagen sie. Die Gebäude seien zwar unterschiedlich alt, aber der jüngste Teil erst rund 20 Jahre. Für einen Neubau müssten dagegen neue Ressourcen verbraucht werden. Deshalb sei die CO2-Bilanz gegenüber einer Instandsetzung „verheerend“. Die ökologischen Kosten eines Abrisses und Neubaus ließen sich auch nicht durch eine effizientere Gebäudetechnik in den nächsten 50 Jahren einfangen, sagen sie. Hinzu komme, dass die Fläche verdichtet werden solle. Der Neubau ist auf dem bisherigen Sportplatz geplant. Vorn ist dagegen eine Wohnbebauung vorgesehen. Die Schülerinnen
und Schüler würden daher eine Freifläche verlieren, und die verdichtete Fläche werde sich im Sommer stärker aufheizen, kritisieren Kempkens und Koppers-Dams.
Sie und ihre Unterstützer haben bereits damit begonnen, Unterschriften zu sammeln. Dafür wurden Flugblätter gedruckt und eine Internetseite gebaut, um über den Einwohnerantrag zu informieren. Grüne, Fox – Koppers-Dams ist in der Wählergemeinschaft aktiv – und Max glauben, dass viele Einwohner noch gar nicht wissen, dass das Gymnasium abgerissen und neu gebaut werden soll und dass auch eine Modernisierung möglich wäre. Damit sich der Stadtrat mit ihrem Einwohnerantrag befassen muss, muss er laut der NRW-Gemeindeordnung von mindestens fünf Prozent der Einwohner unterschrieben sein, also von etwa 1100 Xantenern. Nach den ersten Reaktionen und Gesprächen mit Bürgerinnen und Bürgern sind Kempkens, Koppers-Dams und ihre Unterstützer zuversichtlich. www.einwohnerantrag-xanten.de