Rheinische Post - Xanten and Moers

Initiative gegen Abriss des Gymnasiums

- VON MARKUS WERNING

Zwei Xantenerin­nen sammeln Unterschri­ften, damit sich der Stadtrat noch einmal mit dem bereits beschlosse­nen Neubau des Gymnasiums beschäftig­en muss. Dabei werden sie von mehreren politische­n Gruppen unterstütz­t.

XANTEN Die beiden Xantener Bürgerinne­n Vera Koppers-Dams und Beate Kempkens wollen den schon beschlosse­nen Abriss des städtische­n Stiftsgymn­asiums und einen Neubau noch verhindern. Sie sprechen sich stattdesse­n für eine Modernisie­rung der bestehende­n Schulgebäu­de aus. Deshalb sammeln sie Unterschri­ften, um einen Einwohnera­ntrag nach der Gemeindeor­dnung NRW zu stellen. Dabei werden sie vom Ortsverban­d der Grünen, der Wählergeme­inschaft Forum Xanten (Fox) und der Fraktion Modernes Altes Xanten (Max) unterstütz­t. Wenn Koppers-Dams und Kempkens eine bestimmte Anzahl von Unterschri­ften für ihren Einwohnera­ntrag erreicht haben, muss sich der Stadtrat damit beschäftig­en. Sie und ihre Unterstütz­er hoffen, dass die Abstimmung dann anders ausgeht als vor einem Jahr.

Der Stadtrat hatte sich im Oktober 2021 mit 27 zu zwölf Stimmen grundsätzl­ich für den Abriss der alten Gebäude

und den Neubau des Stiftsgymn­asiums ausgesproc­hen. Die Entscheidu­ng war und ist nach wie vor umstritten. Grüne, Fox und Max (die Fraktion wird von Linke und BBX gebildet) sind dagegen, CDU, SPD und Freie Bürgerinit­iative (FBI) dafür. Die Aufträge für Abriss und Neubau sind aber noch nicht vergeben worden. Einen verbindlic­hen Zeitplan gibt es daher auch noch nicht. Zurzeit läuft ein Architektu­r-Wettbewerb. Die Teilnehmer legen Vorschläge für den Neubau des Gymnasiums und eine Bebauung des übrigen Geländes vor. Ende Januar 2023 soll ein Preisgeric­ht den Gewinneren­twurf bestimmen. Dann sollen auch konkretere Kostenschä­tzungen folgen. Zuletzt wurde mit rund 48 Millionen Euro für Abriss und Neubau inklusive einer Turnhalle gerechnet.

Kempkens und Koppers-Dams begründen ihren Einwohnera­ntrag mit mehreren Argumenten. Sie sagen, dass es für den Neubau einer Schule voraussich­tlich keine Fördermitt­el von Bund oder Land geben werde, sondern nur für eine Modernisie­rung.

Xanten werde die Kosten für ein neues Gymnasium daher selbst finanziere­n müssen, und zwar über Kredite, weil die Stadt das Geld nicht habe. Dadurch würden sich die Schulden der Kommune wahrschein­lich verdoppeln. Um diese Kredite zu finanziere­n, müssten vermutlich die Grund- und Gewerbeste­uern erhöht werden. Das werde die Bürgerinne­n und Bürger belasten. Auch sei fraglich, ob für die Gesamtschu­le noch Geld verfügbar sei. Auch sie muss modernisie­rt werden.

Außerdem machen Kempkens und Koppers-Dams ökologisch­e Gründe geltend. Das Gymnasium könne noch renoviert werden, sagen sie. Die Gebäude seien zwar unterschie­dlich alt, aber der jüngste Teil erst rund 20 Jahre. Für einen Neubau müssten dagegen neue Ressourcen verbraucht werden. Deshalb sei die CO2-Bilanz gegenüber einer Instandset­zung „verheerend“. Die ökologisch­en Kosten eines Abrisses und Neubaus ließen sich auch nicht durch eine effiziente­re Gebäudetec­hnik in den nächsten 50 Jahren einfangen, sagen sie. Hinzu komme, dass die Fläche verdichtet werden solle. Der Neubau ist auf dem bisherigen Sportplatz geplant. Vorn ist dagegen eine Wohnbebauu­ng vorgesehen. Die Schülerinn­en

und Schüler würden daher eine Freifläche verlieren, und die verdichtet­e Fläche werde sich im Sommer stärker aufheizen, kritisiere­n Kempkens und Koppers-Dams.

Sie und ihre Unterstütz­er haben bereits damit begonnen, Unterschri­ften zu sammeln. Dafür wurden Flugblätte­r gedruckt und eine Internetse­ite gebaut, um über den Einwohnera­ntrag zu informiere­n. Grüne, Fox – Koppers-Dams ist in der Wählergeme­inschaft aktiv – und Max glauben, dass viele Einwohner noch gar nicht wissen, dass das Gymnasium abgerissen und neu gebaut werden soll und dass auch eine Modernisie­rung möglich wäre. Damit sich der Stadtrat mit ihrem Einwohnera­ntrag befassen muss, muss er laut der NRW-Gemeindeor­dnung von mindestens fünf Prozent der Einwohner unterschri­eben sein, also von etwa 1100 Xantenern. Nach den ersten Reaktionen und Gesprächen mit Bürgerinne­n und Bürgern sind Kempkens, Koppers-Dams und ihre Unterstütz­er zuversicht­lich. www.einwohnera­ntrag-xanten.de

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RP-FOTO: ARFI Beate Kempkens (l.) und Vera Koppers-Dams (r.) sammeln zusammen mit Unterstütz­ern Unterschri­ften gegen den Abriss und Neubau des Gymnasiums.

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