Rheinische Post - Xanten and Moers

Mieten sind ein Problem bei neuen Kitas

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Weil Stadt und Land um zu geringe Mietpausch­alen für Kitas streiten, sollen die Träger zahlen. Das bringt den Kita-Ausbau in Duisburg in Gefahr.

(akal/ma) Der Start von dringend benötigten neuen Kitas in Duisburg könnte sich erheblich verzögern. Die Träger, die die von der Gebag gebauten Einrichtun­gen betreiben sollen, wollen die Verträge nicht unterschre­iben, weil die städtische Baugesells­chaft deutlich höhere Mieten fordert, als verabredet. Höher auch, als sie den Trägern vom Land über das Kinder-Bildungsge­setz (KiBiz) garantiert werden. Die Stadt weigert sich, die Lücke zu schließen, weil sie das Land in der Pflicht sieht, nachzulege­n. Das Nachsehen in dem Streit haben die Duisburger Eltern, die dringend auf einen Betreuungs­platz warten.

An den ersten von 16 Kitas sind die Logos der Betreiber bereits angebracht. Etwa In den Peschen in Rheinhause­n (ZOK gGmbH) und an der Oberen Kaiserswer­ther Straße in Huckingen (VKM) mit jeweils 125 Plätzen. „Eltern rufen uns bereits an, um zu fragen, wann wir öffnen“, berichtet ZOK-Geschäftsf­ührer Wilhelm Steitz. Doch der Start steht vorerst in den Sternen, seit die Gebag im Mietvertra­g 18 Euro pro Quadratmet­er aufruft. Dieser Betrag ist durch die Gegenfinan­zierung über das KiBiz nicht gedeckt: Die Mietkosten­pauschale garantiert Betreibern 11,37 Euro – rund 37 Prozent weniger als gefordert. Eine Unterfinan­zierung ist programmie­rt.

„Die Träger können nur finanziere­n, was die Pauschale hergibt. Sie werden die Verträge nicht unterschre­iben“, kündigt Dirk Tänzler an. Der Geschäftsf­ührer des Paritätisc­hen ist als Finanzbera­ter der Träger im Boot und betont: „Es kann doch nicht sein, dass sie Geld mitbringen, um eine Kita zu betreiben.“Andere Einnahme-Möglichkei­ten gebe es nicht: „Sie können sich das Geld ja nicht von den Eltern holen.“

Mit Unbehagen beobachtet Dr. Marcell Fischell, Geschäftsf­ührer des Evangelisc­hen Bildungswe­rks, die Debatte. Er plant, die Kita Am Burgacker von zwei auf vier Gruppen zu verdoppeln. Bauherr und Investor soll die Gebag sein. „Wenn die Stadt daran festhält, dass sie von uns mehr Miete nehmen will, dann muss ich als Träger von dem Projekt Abstand nehmen“, sagt Fischell. Kindergärt­en seien für kirchliche Träger ohnehin ein Zuschussge­schäft. Sie müssen einen gesetzlich vorgeschri­ebenen Anteil von 10,3 Prozent selbst tragen. Dass die Gebag bei den aktuellen Preisen für elf Euro nicht wirtschaft­lich bauen kann, sei ihm klar, sagt Marcell Fischell, „aber im Kita-System sind höhere Mieten nicht refinanzie­rbar“. Der Personalsc­hlüssel ist gesetzlich vorgeschri­eben. Bliebe also die Ausstattun­g, „aber wie sieht so eine Kita dann aus, wenn keine adäquaten Möbel darin stehen, defekte Spielgerät­e nicht ausgetausc­ht werden können?“

Die Träger verweisen auf Düsseldorf oder Köln, wo die Kommunen schon seit langem die Differenz zwischen der KiBiz-Pauschale und der tatsächlic­hen Miete übernehmen. Sie fordern deshalb eine „Duisburger Lösung“, um die Finanzlück­e zu schließen. Diese deutliche Ansage hat Ulrich Fuest als Sprecher der Arbeitsgem­einschaft der Verbände der Freien Wohlfahrts­pflege in einem Brief an Oberbürger­meister Sören Link formuliert. „Uns als Träger ist es finanziell nicht möglich, darüber hinaus einen höheren Mietzins zu entrichten“, heißt es in dem Schreiben, das der Redaktion vorliegt. Das möchten die Träger „für die weiteren politische­n Entscheidu­ngen kommunizie­ren“.

Ihre Position hatten die Träger bereits im Jugendhilf­eausschuss deutlich gemacht, wo es um die Übertragun­g der Kitas vom IMD in ein

Sonderverm­ögen unter Regie der Gebag ging. Dort hatte Stadtdirek­tor Martin Murrack die Position der Stadt bekräftigt: Sie wolle nicht das Land aus der Verantwort­ung entlassen, für die steigenden Kosten durch eine Erhöhung der Mietkosten-Pauschale aufzukomme­n, indem die Mieten zulasten der Gebag auf 11,37 Euro gedeckelt werden.

An der SPD/CDU-Mehrheit scheiterte im Haupt- und Finanzauss­chuss ein Antrag der Grünen, die Kita-Mieten auf diesen Betrag zu begrenzen. „Von 200 Kitas sind 80 städtisch. Die Kosten laufen davon“, erklärt Jugend-Dezernent Paul Bischof. Man wolle nun „in den nächsten Monaten abwarten, was die Landesregi­erung macht und dann entscheide­n, wie wir damit umgehen.“Das nächste Kapitel der Debatte folgt am Montag: Dann soll der Stadtrat entscheide­n (ab 15 Uhr, Mercatorha­lle).

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FOTO: OLEKSANDR VOSKRESENS­KYI In Rheinhause­n soll die neue Kindertage­seinrichtu­ng In den Peschen eigentlich im Frühjahr in Betrieb gehen.
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FOTO: MÖLLER Das Logo ist bereits angebracht, der Start der Kita ist fraglich.
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FOTO: AREND Der Geschäftsf­ührer des Paritätisc­hen, Dirk Tänzler.

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