Rheinische Post - Xanten and Moers
Der Flughafen fertigt keine Koffer mehr ab
Der Düsseldorfer Airport zieht sich trotz der Schwierigkeiten vollständig aus der Gepäcklogistik zurück und überlässt den Bereich der Privatwirtschaft. SPD und Verdi üben massive Kritik.
DÜSSELDORF Trotz des massiven KofferChaos in diesem Jahr wird sich der Airport in der Landeshauptstadt aus der Gepäckabfertigung verabschieden und den Bereich privaten Dienstleistern überlassen. „Der Flughafen Düsseldorf hat die strategische Entscheidung getroffen, sich aus dem Geschäftsfeld der Gepäckabfertigung zurückzuziehen“, sagte ein Sprecher des Airports.
Die Flughafen Düsseldorf Ground Handling GmbH (FDGHG), ein Tochterunternehmen des Flughafens, konzentriert sich stattdessen grundsätzlich auf den Passagiertransport, die Flugzeugenteisung und Leistungen im Bereich der zentralen Infrastruktur.
Aus der Politik kommt nun scharfe Kritik an dem Rückzug. „Die Gepäckabfertigung ist die ureigenste Aufgabe des Flughafens. Da darf sich der Flughafen nicht zurückziehen und den Bereich an unzählige Drittanbieter übertragen, nur um Kosten zu sparen“, sagte die Düsseldorfer SPDBundestagsabgeordnete Zanda Martens unserer Redaktion. So seien jetzt schon an der Abfertigung eines Fluges viele verschiedene Firmen beteiligt. „Wohin das führt, haben wir im Sommer gesehen. Gerade nach dem ganzen GepäckChaos darf sich der Flughafen nicht vollständig aus dem Bereich zurückziehen. Der Flughafen muss den Bereich wieder mehr in Eigenregie machen“, so Martens weiter.
Ähnlich sieht das auch die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi. „Das ist ein Trauerspiel. Die strategische Entscheidung des Flughafens, sich aus dem Bereich Gepäckabfertigung zurückzuziehen, ist nicht nachzuvollziehen – und das als drittgrößter Airport Deutschlands“, sagte VerdiSekretär Andreas Bill. „Diese Entscheidung haben weder Köln/ Bonn noch München oder Frankfurt getroffen. Das ist wirklich ein negatives Alleinstellungsmerkmal des Flughafens Düsseldorf, und keiner der großen Airports will es ihnen nachmachen“, so Bill weiter.
Die Entscheidung des Airports, sich aus dem Gepäckbereich zurückzuziehen, war bereits 2015 ausgesprochen worden und soll jetzt umgesetzt werden. Sie führt laut Verdi dazu, dass die flughafeneigene Gepäckabfertigung sich Stück für Stück komplett aus dem Gepäckgeschäft verabschiedet. „Man hat den Bereich als nicht profitabel genug eingestuft und nach und nach Drittanbieter hereingeholt, um Kosten einzusparen. Da sehen wir ganz klar die Handschrift der privaten Investoren, die kurzfristig Gewinne abschöpfen wollen“, so Bill.
Besonders im vergangenen Sommer gab es massive Probleme in der Gepäckabfertigung. Kurzfristig musste sogar die Feuerwehr, die am Airport ist, aushelfen. Tausende Passagiere mussten ohne ihre Koffer in den Urlaub starten. Verdi machte für die Misere erhebliche Defizite beim Personal verantwortlich. Der Flughafen sah die Ursache vielmehr bei europaweiten Problemen im Flugverkehr „Als Folge der Pandemie prägten im Sommer europaweite Personalengpässe die Bodenverkehrsdienste, auch die Leistungen am Flughafen Düsseldorf waren davon betroffen“, so ein Sprecher.