Rheinische Post - Xanten and Moers
Giftmord-Prozess offenbart Doppelleben des Angeklagten
Der 41-jährige Hürther erwartete ein weiteres Kind.
KÖLN Im Giftmorde-Prozess gegen den Krankenpfleger Manuel H. sagte in dieser Woche eine Frau aus, die von dem 41-jährigen Hürther schwanger war. Gleichzeitig erwartete der Angeklagte ein Kind mit seiner damaligen Lebensgefährtin, die er mit Thallium vergiftet haben soll. Ärzte konnten die Lebensgefährtin und das Ungeborene mit einem Gegengift retten, das Mädchen starb aber einige Monate nach der Geburt – am plötzlichen Kindstod, wie Rechtsmediziner bestätigten.
Bei der Geburt des Kindes war Manuel H. schon in Untersuchungshaft. Er soll nicht nur seine Lebensgefährtin, sondern auch ihre Großmutter und seine Ex-Frau mit dem Schwermetall vergiftet haben, das früher als Rattengift eingesetzt wurde. Seit September läuft der Prozess am Landgericht Köln wegen zweifachen Mordes und Mordversuchs. Der Angeklagte schweigt. Laut Staatsanwaltschaft soll er die Frauen in „gefühlloser Gesinnung“getötet haben.
Die 31 Jahre alte Frau, die er wie seine Lebensgefährtin über eine Datingplattform für Menschen mit Kinderwunsch kennengelernt hatte, teilte Manuel H. per Textnachricht mit, dass sie schwanger sei. Er soll ihr geantwortet haben: „Ich werde mich um euch kümmern“– während seine Lebensgefährtin vergiftet in der Düsseldorfer Uniklinik um ihr Leben kämpfte. Seinem Versprechen, sich zu kümmern, folgte keine weitere Nachricht: Inzwischen war H. dringend tatverdächtig und wurde in Untersuchungshaft geschickt. Die 31-Jährige erfuhr von der Polizei von den schweren Vorwürfen gegen ihn. Sie soll sich daraufhin zu einer Abtreibung entschlossen haben.
Im Prozess wurden mehrere Briefe verlesen, die Manuel H. aus der Haft verschickt hatte. Seiner Lebensgefährtin schrieb er: „Ich hoffe so sehr, dass sich alles aufklärt. Niemand weiß besser als du, dass ich dir niemals etwas zuleide tun könnte.“Er wünsche sich nichts lieber, als wieder nach Hause zu kommen.
Der Prozess wird am 9. Januar fortgesetzt.