Rheinische Post - Xanten and Moers
Stadt entsetzt über Kahlschlag an L 474
Der Landesbetrieb Straßen NRW hat Bäume und Sträucher an der Rheurdter Straße/Geldernschen Straße abholzen lassen. Die Stadt Moers war nicht informiert. Sie ist mit der Art und dem Umfang der Arbeiten nicht einverstanden.
MOERS Wer in diesen Tagen auf der Rheurdter Straße/Geldernschen Straße von Moers Richtung Neukirchen-Vluyn fährt, oder auch umgekehrt, erkennt die Straße wohlmöglich kaum wieder. Wo früher Bäume und Sträucher die Straße säumten, sieht man jetzt über weite Strecken – nichts. Weg ist die Vegetation. Nur noch große Haufen aufgeschichteten Holzes zeugen von der ehemaligen Naturfülle. Doch auch sie werden bald abtransportiert sein. Dann heißt es hoffen, dass alles wieder nachwächst.
Genau davon geht der Landesbetrieb Straßen NRW aus. Zwei Wochen hat eine Firma in seinem Auftrag an der Straße (L 474) im großen Stil abgeholzt. Für Straßen NRW sei dies eine „typische Verjüngungsmaßnahme“, sagte am Dienstag Gregor Hürter von der Regionalniederlassung Niederrhein des Landesbetriebs. Die Vegetation entlang der Straße sei sehr dicht geworden. So dicht, dass Pflanzen kein Licht mehr bekommen hätten. „Irgendwann muss man da mal richtig ran.“Krank seien die Bäume und Sträucher nicht gewesen. Sie würden auf den Stock gesetzt, um anschließend umso schöner wieder austreiben zu können. Nachpflanzungen seien nicht vorgesehen. Denn: „In zwei Jahren sieht es da so aus wie vorher“, zeigte sich Hürter überzeugt. Ein Baumkontrolleur habe die Maßnahme empfohlen. Nicht zuletzt gehe es auch um die Verkehrssicherungspflicht seitens Straßen NRW. „Das ist das A und O“, sagte Hürter.
Bei der Stadt Moers sind allerdings Beschwerden über die Abholzungen eingegangen. Und auch bei der Stadtverwaltung selbst gibt es Gesprächsbedarf mit dem Landesbetrieb Straßen NRW. „Wir sind entsetzt über diese Maßnahme“, sagte Stadtsprecher Thorsten Schröder. „Wir kämpfen selbst um jeden Baum, und dann so etwas. Mit schwerem Gerät wurden massenweise Bäume abgeholzt. Nicht nur Grün geht verloren, sondern damit auch Lebensraum für Tiere.“
Der Stadtsprecher machte aber auch klar: Selbst wenn die Stadt im Vorfeld von den Abholzungen an der Landesstraße gewusst hätte: „Wir hätten keine Handhabe,
das zu verhindern.“Allerdings habe Straßen NRW die Stadt gar nicht erst, wie sonst üblich, über die Arbeiten informiert. Nun bleibe der Stadtverwaltung nicht viel übrig, als gegenüber dem Landesbetrieb ihr Misfallen auszudrücken. Vor ein paar Jahren habe es bereits wegen einer ähnlichen Abholzung Diskussionen mit Straßen NRW gegeben. „Man hatte uns damals zugesagt, dass sich so etwas nicht wiederholen wird“, sagte Schröder. Das Thema „Bäume“wird in Moers sehr ernst genommen. „Mehr Grün“in die Stadt zu bringen, ist ein Anliegen von Politik und Verwaltung.
Fast eine Million Euro gibt die Stadt in den nächsten fünf Jahren aus, um den durch Krankheiten geschrumpften Straßenbaumbestand auf den Stand von 2020 zu bringen.
Darüber hinaus sind pro Jahr 128.000 Euro für Nachpflanzungen von Straßenbäumen und 300.000 Euro pro Jahr für eine Erweiterung des Baumbestands im öffentlichen Grün vorgesehen. „Wir wollen 200 Bäume pro Jahr pflanzen“, sagte Schröder. „Die erste Nachpflanzaktion ist für Februar geplant.“
Wie der Kreis Wesel am Dienstag mitteilte, hat der Landesbetrieb
hätten „Kleintiere und Insekten die Möglichkeit, sich auf die neue Situation einzustellen“.
Vorgaben Die Gehölzpflege richte sich nach den Vorgaben des Bundesnaturschutzgesetzes und den Hinweisen für die Gehölzpflege an Bundesfern- und Landesstraßen in Nordrhein-Westfalen. „Damit wird gewährleistet, dass die Anforderungen des Natur- und Artenschutzes Berücksichtigung finden.“
Straßen NRW die Arbeiten „in flächigen Vegetationsbeständen“an der Rheurdter Straße/Geldernschen Straße bei der Unteren Naturschutzbehörde angezeigt. „Diese werden nach den hier zu beachtenden ,Hinweisen für die Gehölzpflege an Bundes- und Landesstraßen‘ ausgeführt und sind von Seiten der Unteren Naturschutzbehörde nicht zu beanstanden“, so der Kreis.