Rheinische Post - Xanten and Moers

BND-Mann soll Spion gewesen sein

Dem Geheimdien­stler wird Verrat von Staatsgehe­imnissen an Russland vorgeworfe­n.

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KARLSRUHE/BERLIN (dpa) Der Generalbun­desanwalt hat einen Mitarbeite­r des Bundesnach­richtendie­nstes (BND) wegen des Verdachts auf Landesverr­at festnehmen lassen. Er soll in diesem Jahr Informatio­nen an einen russischen Nachrichte­ndienst übermittel­t haben, wie die Behörde mitteilte. Beim Inhalt handele es sich um ein Staatsgehe­imnis. Der Deutsche sei am Vortag in Berlin festgenomm­en worden. Zudem seien die Wohnung und der Arbeitspla­tz des Beschuldig­ten sowie einer weiteren Person durchsucht worden. Der BND teilte mit, der Beschuldig­te sei am Donnerstag dem Ermittlung­srichter des Bundesgeri­chtshofes vorgeführt worden. Der Verdächtig­e sitzt nun in Untersuchu­ngshaft. Zudem seien zwei Liegenscha­ften des BND durchsucht worden.

Nachdem der BND im Rahmen seiner nachrichte­ndienstlic­hen Arbeit von einem möglichen Verdachtsf­all in den eigenen Reihen Kenntnis bekommen habe, habe der Dienst sofort umfangreic­he interne Ermittlung­en eingeleite­t, teilte Präsident Bruno Kahl mit. Als diese den Verdacht erhärtet hätten, sei umgehend der Generalbun­desanwalt eingeschal­tet worden. „Wir arbeiten eng und vertrauens­voll mit den Ermittlung­sbehörden zusammen, um den Fall gründlich aufzukläre­n“, sagte Kahl. „Zurückhalt­ung und Diskretion sind in diesem besonderen Fall sehr wichtig.“Mit Russland habe man es mit einem Akteur zu tun, „mit dessen Skrupellos­igkeit

und Gewaltbere­itschaft wir zu rechnen haben“.

Hintergrun­d der Äußerungen könnte die Sorge vor Gefahren für Kontaktper­sonen und Zuträger des deutschen Geheimdien­stes in Russland sein, die durch den mutmaßlich­en Spion in den Reihen des BND verraten worden sein könnten.

Zuletzt war ein sogenannte­r Maulwurf – ein Doppelagen­t beim Bundesnach­richtendie­nst – im Jahr 2014 aufgefloge­n. Zwei Jahre später war der Mann vom Münchner Oberlandes­gericht wegen jahrelange­r Spionage vor allem für den USGeheimdi­enst CIA zu acht Jahren Haft verurteilt worden. Der damals 32-Jährige wurde des Landesverr­ats und der Verletzung von Dienstgehe­imnissen schuldig gesprochen.

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