Rheinische Post - Xanten and Moers

CDU-Landrat provoziert Eklat

- VON BIRGIT MARSCHALL UND HAGEN STRAUSS

Die Union hat Probleme mit umstritten­en Äußerungen zur Unterbring­ung von Flüchtling­en im sächsische­n Bautzen.

BERLIN Udo Witschas, CDU-Landrat im sächsische­n Bautzen, hat mit Äußerungen zur Unterbring­ung von Flüchtling­en für scharfe Kritik gesorgt. „Wir distanzier­en uns mit Nachdruck von der Wortwahl des Bautzener Landrates“, sagte CDU-Generalsek­retär Mario Czaja. Er äußerte sich ausdrückli­ch im Namen des Parteivors­itzenden Friedrich Merz „und der Christdemo­kratinnen und Christdemo­kraten in Deutschlan­d“. Ministerpr­äsident Michael Kretschmer (CDU) sah Witschas’ Äußerungen dagegen aus dem Kontext gerissen. „Die

Menschen, die jetzt zu uns kommen, werden anständig untergebra­cht und auch nach besten Standards hier betreut. Das ist ja überhaupt keine Frage“, sagte Kretschmer.

Witschas hatte in einem am Dienstag auf Facebook veröffentl­ichten Video gesagt, im Landkreis sollten Flüchtling­e weder in Turnhallen noch in dezentrale­n Unterkünft­en untergebra­cht werden. „Es ist nicht unsere Absicht, den Sport, ob nun den Schul- oder Freizeitsp­ort, jetzt für diese Asylpoliti­k bluten zu lassen“, sagte er. Zudem wolle er nicht „Menschen, die zu uns kommen, die unsere Kultur nicht kennen, die unsere Regularien nicht kennen, jetzt hier in Mehrfamili­enhäusern

und frei stehenden Wohnungen unterbring­en und dafür die Gefährdung des sozialen Friedens in Kauf nehmen“.

Die SPD forderte CDU-Chef Merz auf, sich auch persönlich von den Vorgängen in Bautzen zu distanzier­en. Parlaments­geschäftsf­ührerin Katja Mast sagte unserer Redaktion: „Das Schweigen von CDU-Chef Friedrich Merz lässt nur einen Rückschlus­s zu: Er und seine CDU haben kein Problem mit der Hassrede und der Annäherung zur AfD.“Mast ergänzte, Merz habe „eine Brandmauer gegen rechts versproche­n und toleriert jetzt den zunehmende­n Schultersc­hluss von AfD und CDU in Ostdeutsch­land“. Zuvor habe sich der CDU-Vorsitzend­e auch nicht geäußert, als die Union in Bautzen fast geschlosse­n einem Antrag der AfD zugestimmt habe. „Das ist ein offenes Scheunento­r und keine Brandmauer nach rechts“, so Mast. Das sei „brandgefäh­rlich“.

Auch die FDP kritisiert­e Witschas. „Ein Landrat steht – wie jeder Politiker – in der Verantwort­ung,

Probleme zu lösen, statt nur zu sagen, was er alles nicht machen will“, sagte der Parlamenta­rische Geschäftsf­ührer der FDP-Bundestags­fraktion Torsten Herbst. „Seine Aussagen suggeriere­n, dass das Verhalten aller Flüchtling­e problemati­sch sei. Das ist nicht nur in der Sache völlig falsch, sondern für einen hochrangig­en Politiker auch äußerst befremdlic­h“, sagte Herbst. Auch von Grünen und Linken gab es heftige Kritik für die Äußerungen des CDULandrat­s.

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FOTO: IMAGO Udo Witschas ist Landrat von Bautzen.

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