Rheinische Post - Xanten and Moers
Gericht verurteilt Clan-Chef zu sechs Jahren Haft
DÜSSELDORF (dpa) Das Familienoberhaupt einer arabischstämmigen Großfamilie ist in Düsseldorf wegen Geiselnahme und Sozialbetrugs zu sechs Jahren Haft verurteilt worden. Zwei seiner Söhne erhielten je drei Jahre Haft wegen gefährlicher Körperverletzung und gewerbs- und bandenmäßigen Betrugs.
Das 1700 Quadratmeter große Grundstück mit dem Anwesen der Familie in Leverkusen werde eingezogen, ordnete das Landgericht an. Die Ehefrau des Clan-Chefs erhielt zwei Jahre Haft auf Bewährung und ein weiterer Sohn ein Jahr und neun Monate Haft auf Bewährung.
Die Angeklagten hätten sich „Straftaten multipler Art“zuschulden kommen lassen, sagte der Vorsitzende Richter. Dem Urteil war eine Strafabsprache vorangegangen, in deren Zuge die Angeklagten Geständnisse abgelegt hatten. Die Verurteilten werden dem AlZein-Clan zugerechnet, dem allein in NRW mehrere Tausend Personen angehören sollen. Die Verfahren gegen eine Tochter und eine Schwiegertochter des Clan-Chefs hatte das Gericht wegen geringer Schuld gegen Auflagen eingestellt.
In der Anklage wurde der Familie unter anderem gewerbs- und bandenmäßiger Sozialhilfebetrug, Geiselnahme, Geldwäsche, erpresserischer Menschenraub, gefährliche
Körperverletzung und Steuerhinterziehung vorgeworfen. Trotz eines erheblichen Vermögens sollen die Angeklagten bis Ende Juni 2021 über sechs Jahre lang vom Jobcenter Sozialleistungen in Höhe von insgesamt 456.000 Euro unberechtigt bezogen haben. Das Jobcenter zahlte der zehnköpfigen Familie jeden Monat knapp 5200 Euro aus Steuermitteln. Mit dem Geld soll die Familie auch das Darlehen für ihre Villa mit 300 Quadratmetern Wohnfläche in Leverkusen getilgt haben.
Die Polizei hatte das Haus gestürmt und durchsucht, scharfe Schusswaffen gefunden und sechsstellige Summen Bargeld und Luxusuhren im Wert von 160.000 Euro beschlagnahmt. Der Fall hatte bundesweit für Aufsehen gesorgt. Rund 600 Polizisten waren an der Aktion in 15 NRW-Städten beteiligt.