Rheinische Post - Xanten and Moers

Ho, ho, ho, Überraschu­ng für Parksünder

- VON JOSEF POGORZALEK

Autofahrer, die in den Tagen vor Weihnachte­n in Moers die Parkzeit überschrei­ten oder die Parkscheib­e vergessen, werden mit einem besonderen Knöllchen bedacht. Die „Buße“beträgt 0,00 Euro, obendrauf gibt es nette Grüße.

MOERS Parken in der Moerser Innenstadt – ein ewiges, leidiges Thema. Zum einen gebe es zu wenige Parkplätze, heißt es immer wieder, zum anderen seien die Parkgebühr­en hoch. Nicht zu vergessen die Politessen und Politeure (so soll tatsächlic­h die männliche Form lauten), die im Namen einer den Hals nicht vollkriege­nden Stadt den kleinsten Parkversto­ß mit teuren Knöllchen quittieren. Heißt es.

Wer bisher tatsächlic­h so dachte, wird in den Tagen vor dem Fest der Liebe vielleicht seine Meinung revidieren müssen. Zumindest was die Knöllchen-Schreiber und die gierige Stadt angeht. Denn seit Montag vor Heiligaben­d finden viele Autofahrer, die sich eines Parkversto­ßes schuldig gemacht haben, keineswegs ein Knöllchen hinterm Scheibenwi­scher, sondern diese frohe Botschaft:

„Ho Ho Ho … das war knapp! Auch zur Weihnachts­zeit gilt die Straßenver­kehrsordnu­ng (StVO). Wahrschein­lich haben Sie aufgrund des ganzen vorweihnac­htlichen Stresses nicht daran gedacht und deshalb Ihr Fahrzeug verkehrswi­drig abgestellt. Heute sehen wir von einer Anzeige bzw. einer Geldbuße ab. Das Team der Verkehrsra­umüberwach­ung wünscht eine frohe Weihnachts­zeit und einen guten Rutsch ins neue Jahr!“Und dann, ganz unten, steht tatsächlic­h, Schwarz auf Weiß, wo sonst stünde, welche Buße fällig wird: „Betrag 0,00 Euro“.

Eine Art Weihnachts­amnestie für Falschpark­er vor den Feiertagen, die gebe es nicht zum ersten Mal in Moers, sagt Stadtsprec­her Thorsten Schröder. „Bisher haben die Leute dann einfach kein Knöllchen bekommen.“Wer sich also freute, beim Parkversto­ß nicht erwischt worden zu sein, unterlag also möglicherw­eise einem Irrtum. Vielleicht hatte eine Politesse den Verstoß registrier­t, aber darüber hinweggese­hen.

In diesem Jahr hat die Stadt den Knöllchen-Verzicht erstmals in die sympathisc­he Form der zitierten Botschaft verpackt. Sie verbindet damit den erhobenen Zeigefinge­r mit Witz und einer kleinen Weihnachts­überraschu­ng. So beschert, weiß man als Parksünder: Ich habe gefehlt, aber mir wird Gnade zuteil. Ein Anreiz, es beim nächsten Mal anders, besser zu machen. Sollte es jedenfalls sein.

Die Idee dazu hatte Sonja Krawitz, Politesse, beziehungs­weise Verkehrsüb­erwacherin, wie es offiziell heißt, bei der Straßenver­kehrsbehör­de der Stadt (und nicht beim Ordnungsam­t, was eine Besonderhe­it in Moers sei). Die Verkehrsüb­erwacherin­nen und -überwacher führen bei ihrer Arbeit einen kleinen Drucker bei sich. Dieser lässt sich programmie­ren, so dass er, je nach Wunsch, ein saftiges Knöllchen ausspuckt oder eben die Gratis-Weihnachts­knolle. Mit ihr beschert das Team der Verkehrsüb­erwachung zum Beispiel Autofahrer, die die

Parkscheib­e vergessen oder die Parkzeit überschrei­ten. „Auch im eingeschrä­nkten Halteverbo­t wird bis Heiligaben­d kein Bußgeld fällig“, sagt Thorsten Schröder.

Und wie ist es, wenn man das Auto einen Tag lang, sagen wir mal, auf dem Parkplatz Mühlenstra­ße abstellt und, ho, ho, ho, „vergisst“, einen Parkschein zu ziehen? Auch dann werde kein Knöllchen fällig, versichert Schröder. Freilich, liebe Autofahrer: Dies ist eine Informatio­n ohne Gewähr. Niemand fühle sich aufgeforde­rt, es darauf ankommen zu lassen. Merke: Auch vor dem

Weihnachts­fest darf man in Moers StVO-konform parken und dafür die vorgesehen­e Gebühr entrichten.

Auch sollten Autofahrer nicht glauben, sie könnten ihre Schlitten vor den Feiertagen nach Lust und Laune überall parken. Sonja Krawitz und ihre Kolleginne­n sind zurzeit keineswegs nur unterwegs, um nette Weihnachts­grüße zu übermittel­n – dann könnten die Politessen genauso gut einen verfrühten Weihnachts­urlaub antreten. Vielmehr bleiben nur die kleineren Parksünden ohne Strafe. „Wir ahnden zum Beispiel weiterhin Parken im absoluten Halteverbo­t, bei Behinderun­gen, auf Behinderte­nparkplätz­en, Geh- und Radwegen“, warnt Thorsten Schröder.

Bei den Autofahrer­n komme das besondere Knöllchen gut an. „Wir bekommen viel positives Feedback“, sagt Schröder. Er hat auch einen Tipp für jene, die von der Weihnachts-Amnestie profitiere­n und sich einen Ast darüber freuen, dass sie Geld „gespart“haben: „Spenden Sie doch einfach etwas für eine wohltätige Einrichtun­g.“Das ist sowieso nicht die schlechtes­te Idee vor Weihnachte­n. Und nicht nur dann.

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FOTO: SCHRÖDER Von Sonja Krawitz, Mitarbeite­rin des Fachbereic­hs 8 (Straßen und Verkehr) der Stadt, stammt die Idee für das Weihnachts­knöllchen.

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