Rheinische Post - Xanten and Moers
Ho, ho, ho, Überraschung für Parksünder
Autofahrer, die in den Tagen vor Weihnachten in Moers die Parkzeit überschreiten oder die Parkscheibe vergessen, werden mit einem besonderen Knöllchen bedacht. Die „Buße“beträgt 0,00 Euro, obendrauf gibt es nette Grüße.
MOERS Parken in der Moerser Innenstadt – ein ewiges, leidiges Thema. Zum einen gebe es zu wenige Parkplätze, heißt es immer wieder, zum anderen seien die Parkgebühren hoch. Nicht zu vergessen die Politessen und Politeure (so soll tatsächlich die männliche Form lauten), die im Namen einer den Hals nicht vollkriegenden Stadt den kleinsten Parkverstoß mit teuren Knöllchen quittieren. Heißt es.
Wer bisher tatsächlich so dachte, wird in den Tagen vor dem Fest der Liebe vielleicht seine Meinung revidieren müssen. Zumindest was die Knöllchen-Schreiber und die gierige Stadt angeht. Denn seit Montag vor Heiligabend finden viele Autofahrer, die sich eines Parkverstoßes schuldig gemacht haben, keineswegs ein Knöllchen hinterm Scheibenwischer, sondern diese frohe Botschaft:
„Ho Ho Ho … das war knapp! Auch zur Weihnachtszeit gilt die Straßenverkehrsordnung (StVO). Wahrscheinlich haben Sie aufgrund des ganzen vorweihnachtlichen Stresses nicht daran gedacht und deshalb Ihr Fahrzeug verkehrswidrig abgestellt. Heute sehen wir von einer Anzeige bzw. einer Geldbuße ab. Das Team der Verkehrsraumüberwachung wünscht eine frohe Weihnachtszeit und einen guten Rutsch ins neue Jahr!“Und dann, ganz unten, steht tatsächlich, Schwarz auf Weiß, wo sonst stünde, welche Buße fällig wird: „Betrag 0,00 Euro“.
Eine Art Weihnachtsamnestie für Falschparker vor den Feiertagen, die gebe es nicht zum ersten Mal in Moers, sagt Stadtsprecher Thorsten Schröder. „Bisher haben die Leute dann einfach kein Knöllchen bekommen.“Wer sich also freute, beim Parkverstoß nicht erwischt worden zu sein, unterlag also möglicherweise einem Irrtum. Vielleicht hatte eine Politesse den Verstoß registriert, aber darüber hinweggesehen.
In diesem Jahr hat die Stadt den Knöllchen-Verzicht erstmals in die sympathische Form der zitierten Botschaft verpackt. Sie verbindet damit den erhobenen Zeigefinger mit Witz und einer kleinen Weihnachtsüberraschung. So beschert, weiß man als Parksünder: Ich habe gefehlt, aber mir wird Gnade zuteil. Ein Anreiz, es beim nächsten Mal anders, besser zu machen. Sollte es jedenfalls sein.
Die Idee dazu hatte Sonja Krawitz, Politesse, beziehungsweise Verkehrsüberwacherin, wie es offiziell heißt, bei der Straßenverkehrsbehörde der Stadt (und nicht beim Ordnungsamt, was eine Besonderheit in Moers sei). Die Verkehrsüberwacherinnen und -überwacher führen bei ihrer Arbeit einen kleinen Drucker bei sich. Dieser lässt sich programmieren, so dass er, je nach Wunsch, ein saftiges Knöllchen ausspuckt oder eben die Gratis-Weihnachtsknolle. Mit ihr beschert das Team der Verkehrsüberwachung zum Beispiel Autofahrer, die die
Parkscheibe vergessen oder die Parkzeit überschreiten. „Auch im eingeschränkten Halteverbot wird bis Heiligabend kein Bußgeld fällig“, sagt Thorsten Schröder.
Und wie ist es, wenn man das Auto einen Tag lang, sagen wir mal, auf dem Parkplatz Mühlenstraße abstellt und, ho, ho, ho, „vergisst“, einen Parkschein zu ziehen? Auch dann werde kein Knöllchen fällig, versichert Schröder. Freilich, liebe Autofahrer: Dies ist eine Information ohne Gewähr. Niemand fühle sich aufgefordert, es darauf ankommen zu lassen. Merke: Auch vor dem
Weihnachtsfest darf man in Moers StVO-konform parken und dafür die vorgesehene Gebühr entrichten.
Auch sollten Autofahrer nicht glauben, sie könnten ihre Schlitten vor den Feiertagen nach Lust und Laune überall parken. Sonja Krawitz und ihre Kolleginnen sind zurzeit keineswegs nur unterwegs, um nette Weihnachtsgrüße zu übermitteln – dann könnten die Politessen genauso gut einen verfrühten Weihnachtsurlaub antreten. Vielmehr bleiben nur die kleineren Parksünden ohne Strafe. „Wir ahnden zum Beispiel weiterhin Parken im absoluten Halteverbot, bei Behinderungen, auf Behindertenparkplätzen, Geh- und Radwegen“, warnt Thorsten Schröder.
Bei den Autofahrern komme das besondere Knöllchen gut an. „Wir bekommen viel positives Feedback“, sagt Schröder. Er hat auch einen Tipp für jene, die von der Weihnachts-Amnestie profitieren und sich einen Ast darüber freuen, dass sie Geld „gespart“haben: „Spenden Sie doch einfach etwas für eine wohltätige Einrichtung.“Das ist sowieso nicht die schlechteste Idee vor Weihnachten. Und nicht nur dann.