Rheinische Post - Xanten and Moers
65 Luftballons zum Abschied in der Kita
Claudia Schött hat siebeneinhalb Jahre das Evangelische Familienzentrum in Alpen geleitet. Nun geht sie auf eigenen Wunsch. Nachfolgerin wird Helena Bangert. Die personellen Turbulenzen in der Einrichtung haben sich beruhigt.
ALPEN Da lag ganz viel Gefühl in der kalten Dezember-Luft. „Ich verabschiede mich heute nicht von meinem Arbeitsfeld, sondern von vielen Menschen, die ich lieb gewonnen und in mein Herz geschlossen habe. Obwohl frei gewählt, verlasse ich das Evangelische Familienzentrum schweren Herzens“, sagte Claudia Schött. Danach stiegen 65 bunte Luftballons in den Alpener Himmel, und genau so viele Kinder riefen im Chor: „Tschüss Frau Schött“.
Siebeneinhalb Jahre hat Claudia Schött die Kindertagesstätte am Dahlackerweg geleitet, gehörte zudem als Mitarbeitervertreterin dem Presbyterium der Kirchengemeinde an. „Es waren turbulente, aufregende, spannende und schöne Jahre, in denen ich diese Einrichtung mit viel Herzblut geleitet habe“, so die scheidende
„Ich wünsche allen den Mut, Missstände im christlich geprägten Miteinander respektvoll zu klären. Oft können Kinder das viel besser“
Claudia Schött
Erzieherin. „Zweimal konnte ich das Familienzentrum erfolgreich rezertifizieren“, lautete die fachliche Bilanz von Claudia Schött, in deren Dienstzeit die Einrichtung um eine halbe Gruppe erweitert worden ist, weil der Bedarf nach Plätzen in Alpen so groß ist.
Claudia Schötts Augenmerk galt in der Stunde des Abschieds nicht allein Eltern und Kolleginnen: „Ich danke allen Kindern für ihre Offenheit und ihr Interesse an allem Neuen, ihre ehrliche Emotionalität und ihr tiefes Vertrauen in uns.“Die Evangelische Kirchengemeinde als Trägerin der Einrichtung bedauert den personellen Verlust. „Unter ihrer Leitung ist die Anmeldequote enorm gestiegen, die Zahlen schossen zuletzt in den Himmel“, schwärmte Pfarrer Hartmut Becks: „Frau Schött ist eine hoch geschätzte Mitarbeiterin mit sehr viel Qualität. Wir hätten sie gerne behalten.“
Wie es beruflich für sie weitergeht, weiß Claudia Schött noch nicht. Sie ist aber „zuversichtlich, dass zum richtigen Zeitpunkt die richtige Tür aufgeht, durch die ich dann gerne gehen werde“. Über die Gründe, die dazu führten, dass sie als Leiterin der Kita die Kündigung eingereicht hat, wollte sie nicht sprechen. Zwischentöne in ihren Abschiedsworten deuteten jedoch Disharmonien an: „Ich wünsche allen Erwachsenen den Mut, Missstände im christlich geprägten Miteinander auf Augenhöhe respektvoll zu klären. Oft können unsere Kinder dies viel besser als wir Erwachsenen.“
Im Rahmen eines Gottesdienstes am Sonntag, 22. Januar, wird Claudia Schött offiziell entpflichtet. Bis dahin dürfte auch ihr Wunsch in Erfüllung gegangen sein: „Ich möchte einfach zur Ruhe kommen.“
Mit Helena Bangert steht ihre Nachfolgerin schon bereit. Was die fachliche Qualität betrifft, rechne er nicht mit Abstrichen, versicherte Hartmut Becks: „Helena Bangert hat Kindheitspädagogik studiert. Wir freuen uns sehr über eine solche Fachkraft.“Überhaupt habe sich die Personalsituation im Familienzentrum „nach einer turbulenten Phase“wieder stabilisiert. Weil aber nach wie vor viel zu wenige Erzieherinnen und Erzieher zur Verfügung stünden, beobachte man den Arbeitsmarkt weiter sehr genau, so Becks.
Um den stetig steigenden Anmeldezahlen zu begegnen, soll ein Anbau her. Das ist aber gar nicht so leicht zu realisieren, sagte Baukirchmeister Ludger Schreiber: „Wir wollen ja gerne mit dem Bau beginnen, stecken aber noch im Verwaltungssumpf. Mit dem Anbau können wir die Situation zwar nicht retten, aber entlasten.“Immerhin.