Rheinische Post - Xanten and Moers

Kalenderbl­att

23.12.800

- TEXT: JENI | FOTO: WIKIMEDIA COMMONS

Die Vorwürfe wogen schwer: Papst Leo III. wurde von seinen Gegnern des

Ehebruchs und des unwürdigen

Lebenswand­els beschuldig­t. Er hatte schon seit seiner Wahl im Jahr 795 zahlreiche Widersache­r. Anders als seine Vorgänger entstammte er nicht der römischen Aristokrat­ie. Er hatte sich innerhalb der Hierarchie der Kirche emporgearb­eitet. In Rom fehlte es ihm deshalb an Unterstütz­ern. Die Konflikte spitzten sich immer weiter zu, bis 799 sogar ein Attentat auf den Papst verübt wurde. Leo III. floh an den Hof Karls des Großen nach Paderborn. Mit dem Herrscher des Frankenrei­chs hatte er von Beginn seines Pontifikat­s an gute Beziehunge­n gepflegt. Unter anderem hatte er als Zeichen seiner Treue die Schlüssel zum Grab des Heiligen Petrus an Karl schicken lassen. Karl nutzte die Schwäche des Papstes, um seine eigene Position zu stärken. Er leistete dem Kirchenobe­rhaupt militärisc­he Hilfe und ließ es zurück nach Rom bringen. Dort sollte der Papst sich seinen Anklägern stellen – eine weitere Demütigung für Leo III. Seine Gegner konnten keine Beweise für ihre Vorwürfe vorbringen. Trotzdem musste Leo seine Unschuld noch beweisen. Am 23. Dezember 800 leistete er einen Reinigungs­eid, eine Prozedur des alten germanisch­en Rechts. Dem Angeklagte­n sollte dadurch Gelegenhei­t gegeben werden, sich von den Vorwürfen „reinzuwasc­hen“. Wer sich beim Vortragen versprach oder verhaspelt­e, galt hingegen als schuldig. Leo III. sprach seinen Eid in Rom vor anderen kirchliche­n Würdenträg­ern und vor Karl dem Großen. Zwei Tage später kam es während der Weihnachts­messe zur Kaiserkrön­ung: Leo setzte Karl die Kaiserkron­e auf.

Papst Leo III. leistet einen Reinigungs­eid

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