Rheinische Post - Xanten and Moers
Kalenderblatt
23.12.800
Die Vorwürfe wogen schwer: Papst Leo III. wurde von seinen Gegnern des
Ehebruchs und des unwürdigen
Lebenswandels beschuldigt. Er hatte schon seit seiner Wahl im Jahr 795 zahlreiche Widersacher. Anders als seine Vorgänger entstammte er nicht der römischen Aristokratie. Er hatte sich innerhalb der Hierarchie der Kirche emporgearbeitet. In Rom fehlte es ihm deshalb an Unterstützern. Die Konflikte spitzten sich immer weiter zu, bis 799 sogar ein Attentat auf den Papst verübt wurde. Leo III. floh an den Hof Karls des Großen nach Paderborn. Mit dem Herrscher des Frankenreichs hatte er von Beginn seines Pontifikats an gute Beziehungen gepflegt. Unter anderem hatte er als Zeichen seiner Treue die Schlüssel zum Grab des Heiligen Petrus an Karl schicken lassen. Karl nutzte die Schwäche des Papstes, um seine eigene Position zu stärken. Er leistete dem Kirchenoberhaupt militärische Hilfe und ließ es zurück nach Rom bringen. Dort sollte der Papst sich seinen Anklägern stellen – eine weitere Demütigung für Leo III. Seine Gegner konnten keine Beweise für ihre Vorwürfe vorbringen. Trotzdem musste Leo seine Unschuld noch beweisen. Am 23. Dezember 800 leistete er einen Reinigungseid, eine Prozedur des alten germanischen Rechts. Dem Angeklagten sollte dadurch Gelegenheit gegeben werden, sich von den Vorwürfen „reinzuwaschen“. Wer sich beim Vortragen versprach oder verhaspelte, galt hingegen als schuldig. Leo III. sprach seinen Eid in Rom vor anderen kirchlichen Würdenträgern und vor Karl dem Großen. Zwei Tage später kam es während der Weihnachtsmesse zur Kaiserkrönung: Leo setzte Karl die Kaiserkrone auf.
Papst Leo III. leistet einen Reinigungseid