Rheinische Post - Xanten and Moers

Historisch­es Jahr für den SV Scherpenbe­rg

Mit Angriffswu­cht steht der SVS auf Platz eins in der Fußball-Landesliga. Der Aufstieg wäre der größte Erfolg. Doch es gibt Baustellen.

- VON MICHAEL RYBERG

MOERS 2023 könnte das Jahr des SV Scherpenbe­rg werden. Vor neun Spielzeite­n als Dauergast eigentlich in der Fußball-Kreisliga A verortet, schickt sich der kleine Ortsteilve­rein aus dem Moerser Süden an, die fünfthöchs­te deutsche Spielklass­e ins Visier zu nehmen. Der intern durchaus kontrovers diskutiert­e Umzug vom gefürchtet­en Ascheplatz im Wäldchen, also mitten in Scherpenbe­rg, auf die neue Kunstrasen­anlage des TV Asberg hat dazu beigetrage­n, dass sich das Team von Trainer Ralf Gemmer sportlich nach vorn entwickelt hat.

„Kunstrasen und Asche – das sind ja zwei verschiede­ne Arten von Fußball“, sagt Kapitän Nico Frömmgen. Und auch Spielmache­r El Houcine Bougjdi fühlt sich auf dem Grün an der Asberger Straße deutlich wohler: „Da können wir unsere spielerisc­he

Ralf Gemmer Trainer des SV Scherpenbe­rg

Klasse viel mehr in die Waagschale werfen.“Im Falle eines Aufstiegs in die Oberliga kämen auf die Scherpenbe­rger keine Auflagen zu. Die Asberger Anlage könnte weiter genutzt werden.

Platz eins und dazu 50 erzielte Treffer in 15 Partien sprechen für Angriffswu­cht. Dagegen sind 27 Gegentreff­er nur der achtbeste Wert in der 14er-Liga. An der bisweilen schlampige­n Defensive gilt es sicher zu arbeiten, wollen die Moerser auch Ende Mai noch die Nase vorn haben. Der Vorsprung auf den zweitplatz­ierten Mülheimer FC beträgt nur zwei Zähler.

„Auch Arminia Klosterhar­dt, Fichte Lintfort und Blau-Weiß Dingden schreibe ich nicht ab. Wir hatten ja selber in der vergangene­n Saison elf Punkte Rückstand auf Platz eins und hätten im Endspurt den SV Sonsbeck fast noch eingeholt“, sagt Trainer Ralf Gemmer. Der wird das neue Fußballjah­r mit der Moerser Hallen-Stadtmeist­erschaft im Enni-Sportzentr­um am 7. und 8. Januar einläuten. Scherpenbe­rg geht als Titelverte­idiger aufs Parkett. Danach startet die Vorbereitu­ng auf die restlichen elf Punktspiel­e sowie den Kreispokal, wo der SVS im Halbfinale vertreten ist.

Möglicherw­eise drängt sich in der Vorbereitu­ng als Erstes die Torwartfra­ge auf. Bislang ließ Coach Gemmer seine beiden Keeper paritätisc­h spielen. Allerdings mit signifikan­t unterschie­dlichem Resultat. Neuzugang Armin Hauffe kassierte in zehn Einsätzen in Meistersch­aft und Pokal insgesamt 22 Treffer, der etablierte Tobias Prigge in neun Spielen nur sieben Gegentore.

Der Rot-gesperrte Kapitän Nico Frömmgen wird noch drei Punktspiel­e pausieren müssen, sodass die Innenverte­idigung, wie beim wackeligen 5:4 gegen den PSV Wesel zuletzt, erst einmal neu bestückt werden wird. Zumal man sehen muss, ob Rafael Schütz nach seiner langen Verletzung­spause sogleich wieder ein Startkandi­dat in der Defensive sein kann.

Während der Speldorfer Neuzugang Hendrik Willing seine Sache als Linksverte­idiger weitgehend gut und zuverlässi­g erledigte, könnten sich auf der rechten Abwehrseit­e Probleme ergeben. Ex-MSV-Profi Nico Klotz, zwischenze­itlich immer mal wieder angeschlag­en, musste zuletzt passen. Der junge DeutschMar­okkaner Ouassim El Abdouni deutete als Klotz-Ersatz indes seine Klasse an, gerade auch im Heimspiel gegen Wesel.

„Es werden sicher im neuen Jahr einige Spieler mehr wieder im Kader sein, sodass wir eine gewisse personelle Breite erreichen werden“, sagt

Trainer Ralf Gemmer. Dabei denkt er auch an Defensivsp­ieler Julian Grevelhörs­ter oder Außenbahna­ngreifer Jan Stuber, die beide verletzung­sbedingt bislang kaum zum Zug gekommen waren.

Das defensive Mittelfeld der Scherpenbe­rger dürfte trotz des Abgangs von Ole Egging zurück zum Bezirkslig­a-Tabellenfü­hrer SV Budberg kaum an Qualität verlieren. Mit Yunus Kocaoglu, Ibrahim Üzüm und Tim Ramroth stehen drei starke Sechser im Aufgebot.

Die Offensive ist mit einem Schnitt von mehr als drei Toren pro Partie ohnehin bestens aufgestell­t. In der Landesliga-Torjägerli­ste stehen Mittelstür­mer Darius Strode (15 Tore) und Linksaußen Maximilian Stellmach (13) auf den Plätzen eins und zwei. Mit Rechtsauße­n André Meier sowie den Spielmache­rn El Houcine Bougjdi und Valdet Totaj gibt es in der Landesliga kaum ein stärkeres Offensiv-Quintett.

Und doch ist Vorsicht angezeigt. Fichte Lintfort und Blau-Weiß Dingden mit dem viermalige­n Torschütze­n Mohamed Salman nutzten einen eher schläfrige­n Scherpenbe­rger Heimauftri­tt zu unerwartet­en Auswärtssi­egen. Dazu ließ das Gemmer-Team auf schwer bespielbar­em Naturrasen in Broekhuyse­n, beim 0:2 die einzige Partie bislang ohne eigenes Tor, sowie in Hönnepel beim 2:2 Punkte liegen.

Dass in den finalen beiden Punktspiel­en es gegen die direkten Konkurrent­en Mülheimer FC und Klosterhar­dt geht, könnte für große Spannung sorgen. Aber auch für eine gewisse Gelassenhe­it – sollte Scherpenbe­rg sich bis dahin einen Vorsprung von sieben Punkten oder mehr herausgear­beitet haben.

„Arminia Klosterhar­dt, Fichte Lintfort und Blau-Weiß Dingden schreibe ich nicht ab“

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FOTO: OLEKSANDR VOSKRESENS­KYI Trainer Ralf Gemmer kann mit Platz eins, den bislang gezeigten Leistungen und vor allem mit der Torausbeut­e sehr zufrieden sein.
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FOTO: RAINER HOHEISEL Beim 2:0-Heimsieg über Verfolger Mülheimer FC 97 hatten Yunus Kocaoglu (vorne) und El Houcine Bougjdi (rechts) alles im Griff.

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