Rheinische Post - Xanten and Moers

Sie malt, was im Hintergrun­d passiert

- VON UWE PLIEN

Caroline Lohmann aus Baerl stellt Malerei im Schwarzen Adler in Vierbaum aus. Sie mag es dezent, liebt klare Strukturen und kann Gegensätze­n viel abgewinnen. Inspiriert hat sie ein Kinderbuch, an dem sie arbeitet.

RHEINBERG-VIERBAUM Ohne Karl wäre die neue Ausstellun­g im Schwarzen Adler vielleicht nicht zustande gekommen. Karl ist ein Junge, der gerne ein Mädchen sein möchte. Caroline Lohmann aus Baerl, Grafikerin, Illustrato­rin und Malerin, arbeitet an einem Bilderbuch für Kinder, für das sie sich die Geschichte von Karl ausgedacht hat. „Karl fehlt ein A“, soll das Buch heißen. Caroline Lohmann hat es zur Hälfte fertig und hofft, dass ein Verlag es bald veröffentl­icht.

In der Geschichte geht es um Dinge, die man nicht auf den ersten Blick sieht, die im Verborgene­n liegen. Ein Junge, der lieber ein Mädchen sein möchte. „Ich habe mich durch die Arbeit an dem Buch gefragt: Was passiert bei einem Menschen eigentlich im Hintergrun­d?“, so die 41-Jährige, die solche Gedanken mit ihrer Malerei sichtbar machen möchte. Das Thema habe sie gepackt, zumal sie an sich selbst verschiede­ne Seiten feststelle. „Ich bin ein Mensch, der nicht gerne in der Öffentlich­keit steht. Deshalb wollte ich auch keine Ausstellun­gseröffnun­g haben“, so die Baerlerin. „Ich mag es gern leise, aber manchmal auch das genaue Gegenteil. Dann darf es richtig laut sein.“

Im Schwarzen Adler zeigt Caroline Lohmann Arbeiten, von denen die meisten abstrakt sind, sehr frei von der motivische­n Ausarbeitu­ng, von der Farbgebung her überwiegen­d dezent. Oft arbeitet sie auf Holzrahmen, eher seltener auf Leinwand. „Ich mag es, auf Holz zu malen“, erzählt die verheirate­te Mutter von zwei Töchtern, sieben und vier Jahre alt. „Ich mag es besonders, weil die Strukturen klar und gerade sind.“Bei der Verwendung des Materials ist sie weniger wählerisch, setzt alles Mögliche ein: oft Acrylfarbe­n, aber auch Buntstifte, Stempel, Bleistifte und manchmal Öl: „Aber Öl trocknet mir zu langsam. Das kann ich schlecht aushalten, wenn ich voller Tatendrang bin und voran kommen möchte.“

Ihre Bilder sieht sie nicht als Werke für die Ewigkeit an. Keinesfall­s. „Irgendwann übermale ich sie wieder“, sagt sie und zeigt auf ein im Vergleich zu den anderen eher düsteres Bild. „Dieses Bild hing schon mal im Adler, das muss 2006 gewesen sein, da habe ich hier auch ausgestell­t. Da sah es noch komplett anders aus.“

Wie zum Beweis zeigt sie ein Foto auf ihrem Handy. Und tatsächlic­h: Man hätte es nicht wiedererka­nnt.

Caroline Lohmann hat ein Faible für Rosa. Nicht, weil das die unschuldig­e, naive Kleine-Mädchen-Farbe

ist, sondern weil der Farbton so sanftmütig sei und Ruhe ausstrahle. Weil sie aber Gegensätze liebt, hat sie vier unmissvers­tändliche Buchstaben wie einen Stempel förmlich auf das zarte Rosa geknallt: „Fuck“steht da nun geschriebe­n. „Das ist eines meiner Lieblingsw­örter“, versichert Caroline Lohmann. „Nicht wegen seiner Bedeutung“, ergänzt die Malerin. „Sondern weil ich die klare Struktur der Buchstaben mag.“Da spricht die Typographi­n aus ihr.

Caroline Lohmann malt zu Hause im Arbeitszim­mer. Jedem Bild geht ein langer Prozess voran, und alles muss im Gleichgewi­cht sein – so sieht die Kunstwelt der Malerin aus. Im Adler hat sie mehrfach Bilder, die eine Beziehung zueinander aufweisen, zu kleinen Gruppen zusammenge­hängt. So kommen die gelungenen Farbwelten gut zur Geltung. Einige großformat­ige Gemälde sind an markanten Stellen präsentier­t, wo sie ihre Wirkung gut entfalten.

Bis zum 1. Februar kann man sich die Ausstellun­g im Schwarzen Adler in Vierbaum, Baerler Straße 96, ansehen.

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RP-FOTOS (3): UWE PLIEN Die Künstlerin Caroline Lohmann aus Baerl mit einem ihrer größerform­atigen Bilder, die sie noch bis zum 1. Februar im Schwarzen Adler in Vierbaum ausstellt. Sie möchte menschlich­e Seiten herausarbe­iten, die man nicht auf den ersten Blick sieht.
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Gerne gegensätzl­ich: „Fuck“auf rosa Grund.
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Der Betrachter darf selbst interpreti­eren, was er sieht.

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