Rheinische Post - Xanten and Moers
Der Alltag bleibt erst einmal teuer
Gibt es ein Licht am Ende des Tunnels? Die Preissteigerung, die Deutschland 2022 in Atem gehalten hat, ist eine der höchsten in der Bundesrepublik seit mehr als 70 Jahren. Allerdings – und das ist die vergleichsweise gute Nachricht – sank die Inflationsrate in Deutschland im Dezember gegenüber dem Vormonat deutlich. Ist also der Höhepunkt der Inflation erreicht? Unklar: Die Teuerung lag zum Jahresende immer noch bei 8,6 Prozent. Außerdem hatte der deutsche Staat im Dezember bereits in die Abschlagszahlungen für Erdgas und Fernwärme für Direktbezieher eingegriffen. Rechnet man Energie und Nahrungsmittel heraus, ist die Inflation sogar leicht weiter gestiegen. Der Alltag bleibt also teuer. Jeder, der in diesen Tagen ein Restaurant besucht oder mit Shopping ins neue Jahr starten will, merkt das in seinem Geldbeutel.
Eine gute Nachricht aber gab es am Dienstag auf jeden Fall. Der deutsche Arbeitsmarkt erweist sich aller Krisen zum Trotz als weiter stabil. Auch das Klagen der deutschen Industrie über fehlende Materialien ist im Dezember den dritten Monat in Folge leiser geworden. Eine Auflösung der Engpässe scheint sich nun in zahlreichen Branchen abzuzeichnen, was die Konjunktur in den kommenden Monaten stützen dürfte. Und schließlich sitzt die Wirtschaft auf vollen Auftragsbüchern.
Optimistische Signale also – aber gegenwärtig muss der Verbraucher noch mit den hohen Preisen kämpfen. Und dabei auf schwindende Reserven auf den Konten blicken. Ganz so leicht wird der Winter-Blues also nicht vergehen. Und vom Inflationsziel der Europäischen Zentralbank (EZB) wird man auch im Jahr 2023 weit entfernt bleiben: Die Notenbank strebt mittelfristig Preisstabilität bei zwei Prozent im Euroraum an. Das geben die aktuellen Entwicklungen auf keinen Fall her.