Rheinische Post - Xanten and Moers
Politik strebt Umwandlung für die Waldschule in Baerl an
Die Waldschule ist die einzige städtische evangelische Bekenntnisschule in Duisburg. Nun könnte sie zur Gemeinschaftsgrundschule werden.
Die Baerler Waldschule, die einzige städtische evangelische Bekenntnisschule in Duisburg, könnte bald zu einer städtischen Gemeinschaftsgrundschule umgewandelt werden. Das zumindest fordern die Fraktionen von SPD, CDU, Bündnis 90/Die Grünen sowie Thomas Rangs (FDP) und Jan Immanuel Tügel (Linke) in der Bezirksvertretung Homberg/ Ruhrort/Baerl.
Mit einem gemeinsamen Antrag in der kommenden Sitzung beauftragen sie die Duisburger Stadtverwaltung, ein entsprechendes Umwandlungsverfahren einzuleiten. Als evangelische Bekenntnisschule unterliegt die Baerler Waldschule der Verordnung über den Bildungsgang an Grundschulen. Dort heißt es: „In eine Bekenntnisschule darf ein Kind aufgenommen werden, wenn es entweder dem entsprechenden Bekenntnis angehört, oder dem Bekenntnis nicht angehört, die Eltern aber ausdrücklich übereinstimmend wünschen, dass es nach den Grundsätzen dieses Bekenntnisses unterrichtet und erzogen werden soll; dies schließt die Teilnahme an einem Religionsunterricht ein, der an der Schule erteilt wird. Bei einem Anmeldeüberhang an einer Bekenntnisgrundschule haben Kinder, die dem Bekenntnis angehören, bei der Aufnahme einen Vorrang gegenüber anderen Kindern.“Das bedeutet im Klartext: Kinder mit evangelischer Konfession müssen priorisiert angenommen werden.
Ein Umstand, den die Bezirksvertreter nach eigenen Angaben kritisch sehen. Aktuell ist die Waldschule zweizügig, pro Schuljahr können maximal 56 Erstklässler aufgenommen werden. „Die nächste Gemeinschaftsgrundschule ist vom Ortskern Baerl circa 3,5 Kilometer entfernt“, heißt es vonseiten der Fraktionen in der Begründung des Antrags. „Daraus folgt, dass Kinder mit dem Wohnsitz in Baerl, die nicht der evangelischen Kirche angehören, bei zu vielen Anmeldungen
erst einmal keinen Schulplatz in Baerl finden.“
Dieser rechtliche Status der Schule habe in den vergangenen Jahren immer häufiger dazu geführt, dass entsprechende Schüler aus Baerl nicht – „oder erst nach Intervention“
– an der Schule aufgenommen werden konnten, heißt es weiter. Anfang des Jahres 2022 hatte die Stadtverwaltung gegenüber dieser Redaktion erklärt, dass für das Schuljahr 2022 lediglich drei Kinder abgelehnt werden mussten. Diese hatten ihren Wohnsitz jedoch außerhalb von Baerl – „Alle Anmeldungen aus Baerl wurden berücksichtigt“, betonte damals Duisburgs Stadtsprecherin Gabi Priem.
Die Bezirksvertreter stützen sich für ihr Vorhaben auf den Paragrafen 27 des Schulgesetzes für das Land Nordrhein-Westfalen. Die „Bestimmung der Schulart von Grundschulen“gibt folgende Möglichkeiten für eine Umwandlung der Schulform vor: Eine Umwandlung ist möglich, wenn „die Eltern eines Zehntels der Schülerinnen und Schüler der Schule dies beauftragt“oder „der Schulträger im Rahmen seiner Schulentwicklungsplanung beschließt, ein
Abstimmungsverfahren durchzuführen“. Anschließend müssten die Eltern von mehr als der Hälfte der Schülerschaft in dafür stimmen.
Für die Bezirksvertreter ist Eile geboten. Sie fordern, dass die Umwandlung bis spätestens zum Anmeldezeitraum für das Schuljahr 2024/25 vollzogen ist. Die Anzahl der in Baerl lebenden Kinder zeige, dass es in den kommenden Jahren immer wieder zu Situationen kommt, bei denen Kinder an der Schule abgelehnt werden müssten. „Dieses ist ein unhaltbarer Zustand. Jedes Kind, wohnhaft in Baerl, muss unabhängig von seiner Religionszugehörigkeit die Möglichkeit des Schulbesuches in seinem Wohnquartier haben“, heißt es in dem Antrag. Alles andere führe zu einer sozialen Spaltung. „Die kann, auch mit dem Blick auf die zukünftigen Entwicklungen in Baerl, nicht Zielsetzung sein.“