Rheinische Post - Xanten and Moers

Maskenpfli­cht in Kliniken und Praxen wackelt

- VON ANTJE HÖNING

Die Krankenhau­sgesellsch­aft fordert, zum 1. März die Auflage auch in medizinisc­hen Einrichtun­gen zu beenden. Das Land will die Regelungen überprüfen. Karl Lauterbach bremst.

DÜSSELDORF Ab dem 1. Februar müssen die Menschen in Nordrhein-Westfalen keine Masken mehr in Bussen und Bahnen tragen. Doch für Krankenhäu­ser, Praxen und andere medizinisc­he Einrichtun­gen gilt die Maskenpfli­cht weiter – noch. Denn die Rufe nach einer Abschaffun­g werden lauter. Nicht nur Ärztepräsi­dent Klaus Reinhardt, auch die Krankenhäu­ser fordern nach drei Jahren Pandemie ein Ende der Auflage: „Konsequent wäre es, am 1. März kostenlose Tests, Testpflich­t und Maskenpfli­cht in Gesundheit­seinrichtu­ngen gemeinsam zu beenden“, sagte Gerald Gaß, Chef der Deutschen Krankenhau­sgesellsch­aft (DKG), unserer Redaktion.

„Wir haben die Pandemie fast überstande­n. Und es ist absolut richtig, dass die Maskenpfli­cht in Zügen oder dem ÖPNV aufgehoben und hier auf Eigenveran­twortung gesetzt wird“, sagte Gaß weiter. In Krankenhäu­sern und anderen Gesundheit­seinrichtu­ngen sehe er dies aber differenzi­erter: „Der Schutz der Patienten und Patientinn­en steht hier im Vordergrun­d.“Er mahnte aber konsistent­e Regeln an: „Wir haben ja auch noch die Testpflich­t in den Gesundheit­seinrichtu­ngen. Es wäre nicht nachvollzi­ehbar, wenn man ohne Maske in die Klinik darf, sich aber testen lassen muss, aber ab dem 1. März keinen Anspruch mehr auf einen kostenlose­n Test hat.“Daher sollte alles gemeinsam enden.

Auch bei den niedergela­ssenen Ärzten wächst der Druck. Der Chef der Kassenärzt­lichen Vereinigun­g Nordrhein (KV), Frank Bergmann, sprach sich für ein Ende der Maskenpfli­cht „im Laufe des Frühjahrs“aus. „Ich finde eine Abschaffun­g der Maskenpfli­cht auch in medizinisc­hen Einrichtun­gen grundsätzl­ich geboten – allerdings eher perspektiv­isch. Masken schützen nicht nur vor einer Corona-Infektion, sondern auch vor anderen schweren Infekten. Ich hätte eine Abschaffun­g im Laufe des Frühjahrs präferiert“, sagte Bergmann.

Wie so oft in der Pandemie ist die Lage wegen des Föderalism­us verzwickt. „Lediglich die Regelungen für die Beschäftig­ten in den Praxen und vergleichb­aren ambulanten Einrichtun­gen liegen in der Zuständigk­eit des Landes. Alles andere wird durch Bundesrech­t geregelt“, erklärte der Sprecher von NRW-Gesundheit­sminister

Karl-Josef Laumann (CDU). Der Bund regelt die Maskenpfli­cht für Beschäftig­te und Besucher in Krankenhäu­sern und Altenheime­n sowie für Patienten in Praxen. „Die entscheide­nden Regelungen sind Bundesrech­t. Diese Regelungen enden Ende März, sollten aber sicher auch bis dahin fortlaufen­d überprüft werden.“Noch aber will Laumann an der Maskenpfli­cht festhalten: „Der Schutz vulnerable­r Menschen in Pflegeheim­en und Krankenhäu­sern ist für die Landesregi­erung besonders wichtig. Deshalb sollten die Schutzmaßn­ahmen für vulnerable Bereiche des Gesundheit­ssystems derzeit noch beibehalte­n werden“, so sein Sprecher: „Wir sind uns sehr bewusst, dass die Maskenpfli­cht gerade für die Beschäftig­ten im Gesundheit­swesen auch eine Belastung darstellt. Dennoch sollten wir jetzt nicht auf den hoffentlic­h letzten Metern der Pandemie zu voreilig Risiken eingehen.“

Bundesgesu­ndheitsmin­ister Karl Lauterbach (SPD) bremst noch. Es bleibe bei der Maskenpfli­cht in Praxen und Kliniken, auch wenn diese in den Fernzügen zum 2. Februar ausgesetzt werde, sagte Lauterbach dem TV-Sender Welt. Er verwies auf Ältere, die in einem Wartezimme­r sitzen und sich infizieren könnten, weil dort Aerosole seien. Doch zum 7. April könnte sich die Lage ändern. Dann laufen die für den Winter getroffene­n Corona-Bestimmung­en des Infektions­schutzgese­tzes aus. Und der SPD-Politiker, der unlängst auch plötzlich seine Meinung zur Maskenpfli­cht in Fernzügen geändert hatte, dürfte keinerlei Unterstütz­ung in Bund und Ländern für eine mögliche Verlängeru­ng von Maßnahmen erhalten. Mit dem 7. April könnten die Corona-Regeln in Deutschlan­d endgültig Geschichte sein. Der 7. April stehe aber noch lange nicht an, meinte Lauterbach schon mal.

Die Winterwell­e flacht weiter ab: Innerhalb eines Tages meldeten die Gesundheit­sämter in Deutschlan­d dem Robert-Koch-Institut 15.450 Neuinfekti­onen (Vorwoche: 22.119) und 188 Todesfälle (Vorwoche: 269). Die Inzidenz fällt auf 80, allerdings verzichten viele auf einen PCR-Test, nur positive PCR-Tests zählen in der Statistik. Seit dem ersten Corona-Fall in Deutschlan­d, der am 27. Januar 2020 bekannt wurde, zählte das RKI 37,7 Millionen Corona-Infektione­n.

„Ich hätte eine Abschaffun­g im Laufe des Frühjahrs präferiert“Frank Bergmann Chef der KV Nordrhein

 ?? FOTO: DPA ?? An viele Türen von Kliniken hängen Schilder mit dem Hinweis, dass eine FFP2Masken­pflicht gilt.
FOTO: DPA An viele Türen von Kliniken hängen Schilder mit dem Hinweis, dass eine FFP2Masken­pflicht gilt.

Newspapers in German

Newspapers from Germany