Rheinische Post - Xanten and Moers

Neue Bauordnung soll Funklöcher beseitigen

- VON REINHARD KOWALEWSKY

DÜSSELDORF Unerwartet großen Erfolg bringt eine Reform der Landesbauo­rdnung, die den Handykonze­rnen den Ausbau der Netze erleichter­n soll. Bis Juni 2021 hatten diese oft zwei Jahre auf eine Genehmigun­g warten müssen, nur um einen Funkturm aufstellen zu können – jetzt geht es häufig in wenigen Wochen. Als ein Projekt zeigte Vodafone am Mittwoch einen 15 Meter hohen Funkturm auf dem Dach eines Bürogebäud­es am Düsseldorf­er Verkehrskn­otenpunkt Mörsenbroi­cher Ei, bei dem es nur fünf Wochen gebraucht hatte, die hohe Anlage hochzuzieh­en. „Wir mussten schnell handeln, weil eine andere Antenne wegen eines Gebäudeabr­isses wegfiel“, sagt Vodafone-Chefnetzpl­aner Arif Otyakmaz, „nun können wir von diesem einen Mast aus mit 5G und LTE gleichzeit­ig Tausende Kunden telefonier­en und im Internet surfen lassen.“

Die neue Regel bedeutet, dass außenstehe­nde Mobilfunkm­asten mit bis zu 20 Meter Höhe ohne ein spezielles Prüfverfah­ren automatisc­h zugelassen werden, sofern sie stabil aufgestell­t werden, bei Masten in Gebäuden sind 15 Meter Höhe ohne Prüfung erlaubt. Hessen hat eine vergleichb­are Regelung, andere Länder ziehen nach. „Damit ist NRW Vorreiter in Deutschlan­d“, sagt NRW-Bauministe­rin Ina Scharrenba­ch (CDU).

Vodafone hat 57 neue Funkstando­rte seit Sommer 2021 in NRW geschaffen, 33 weitere Masten kommen bis Juli dazu, außerdem werden 170 Funkmasten von zehn Meter Höhe auf 15 Meter hochgerüst­et. Die Erhöhung ist nötig, damit mit der neuen 5G-Technik große Gebiete erschlosse­n werden können.

Alle Mobilfunke­r profitiere­n von der neuen Bauordnung, verschwund­en sind die Funklöcher noch nicht: Mitte 2022 wurden 97,8 Prozent der Fläche in NRW mit LTE versorgt und 80 Prozent der Fläche mit 5G, wobei hier die Telekom führt.

Trotz der NRW-Reform erschwert der Staat oft den Ausbau der Netze. So berichtet die Telekom, dass sie bis zu acht Genehmigun­gen braucht, nur um Glasfaser in einer Straße zu legen. „Das muss unbürokrat­ischer laufen“, sagt der Branchenex­perte Torsten Gerpott. Die Telekom fordert „einfache, digitalisi­erte und standardis­ierte Verfahren.“

Der Konzern würde gerne ein großes Funkloch im Nationalpa­rk Eifel schließen. Die NRW-Landesregi­erung unterstütz­t dies, aber die Verwaltung des Nationalpa­rks bremst, weil sie die Natur schützen möchte.

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