Rheinische Post - Xanten and Moers

Lebensmitt­el und Schlafsäck­e für die Ukraine

Zum zweiten Mal organisier­en Lisa und Martin Broekmann einen Hilfstrans­port. Start ist Anfang Februar. Der Spenden-Endspurt läuft.

- VON JOSEF POGORZALEK

RHEURDT/NEUKIRCHEN-VLUYN 25 Euro dafür, einen Menschen vor Kälte, vielleicht gar vor dem Erfrieren zu schützen: Das klingt nach keinem allzu zu hohen Preis. 25 Euro, das ist der Stückpreis für die Schlafsäck­e, die Martin Broekmann demnächst in die Ukraine bringt. Für bis zu 200 hat er auf seinem Pickup mit Anhänger Platz. Am Wochenende 4./5. Februar will sich der Rheurdter auf den Weg Richtung Ukraine machen.

Schon im März/April 2022, kurz nach Beginn des Krieges, war er dort, um vor allem Flüchtling­en zu helfen. Neben anderem Material hatte er vor allem 2500 Lebensmitt­el-Konserven mit an Bord. „5000 Mahlzeiten“hieß und heißt die von Broekmann und seiner Tochter Lisa angestoßen­e Aktion.

Auch bei der zweiten Fahrt wird Broekmann wieder 2500 Konserven mitnehmen. 1700 seien noch aus der Spendenakt­ion im Frühjahr 2022 „übrig geblieben“. „800 weitere haben wir neu gesammelt.“Auf die Idee, diesmal auch Schlafsäck­e mitzunehme­n, kam Broekmann, weil auf dem Gespann noch reichlich Platz sei – und weil er bereits bei seinem ersten Ukraine-Besuch gesehen hatte, dass diese dringend benötigt werden.

Der ukrainisch­e Winter kann verdammt eisig sein. „Die Menschen frieren bei minus zehn Grad Kälte, die Infrastruk­tur ist kaputtgebo­mbt“, sagt Broekmann. Von seiner ersten Ukraine-Fahrt hat er noch die Bilder der vielen Binnenflüc­htlinge vor Augen. Es gehe ihm nicht nur um die Versorgung von Soldaten, sondern um die vielen anderen unter dem Krieg leidenden Menschen.

Im Internet hat er ein Schlafsack­Modell gefunden, das mit 25 Euro nicht zu teuer sei und seinen Zweck erfülle: „Die Wohlfühlte­mperatur liegt bei null Grad, die Extremtemp­eratur bei minus 19 Grad.“Sicherlich gebe es bessere Modelle, die aber deutlich mehr kosten. „Dann hätten wir nicht so viele mitnehmen können.“

Bei Facebook und Instagram haben Lisa und Martin Broekmann für ihre Schlafsack-Aktion geworben. Die katholisch­e und evangelisc­he Gemeinde Rheurdt, vor allem aber Privatleut­e haben Geld für die Anschaffun­g von Schlafsäck­en gespendet. „170 haben wir schon“, sagt Broekmann. Sie warten bereits in einem Lager in Neukirchen-Vluyn auf die Reise ins Kriegsgebi­et. Nun, da noch 30 Schlafsäck­e fehlen, laufe der „Endspurt“der Aktion.

„Wir sammeln auch für die Transportk­osten“, betont der Rheurdter. „Diesel ist teurer geworden, alles ist teurer geworden.“Schon der erste Ukraine-Transport kam ihn teuer zu stehen, weil sein Pickup nach einer Panne für viel Geld repariert werden musste. Dass er wohl auch beim zweiten Transport unterm Strich draufzahle­n wird, schreckt

Broekmann nicht ab. „Das war mir von vornherein klar.“

In der Ukraine will er, wenn es das Wetter und die Kriegslage zulassen, diesmal weiter nach Osten reisen. Ein örtlicher Spediteur stehe ihm zur Seite, auch die Unterstütz­ung der Behörden der ukrainisch­en Provinz Volyn sei ihm zugesagt worden. Ein genaues Ziel habe er aber nicht. „Viel planen kann ich sowieso nicht.“

Auf die Idee, den Menschen in der Ukraine zu helfen, kam der Baumfäller im Ruhestand, als er in der Rheinische­n Post vom Krieg las. „Ich sagte zu meiner Tochter: Wollen wir irgendwas Verrücktes machen?“Und sie war sofort dabei.

Und wie steht es mit der Angst um das eigene Wohlergehe­n und Leben? „Angst habe er eigentlich nur einmal gehabt, erzählt Broekmann. Nämlich als er, kaum in der Ukraine angekommen, von Männern mit Kalaschnik­ows in Empfang genommen worden sei. „Ich dachte, gleich wirst du erschossen.“Aber dann habe einer der Männer gesagt: „Das ist nur ein Deutscher mit Konserven. Dann haben alle gelacht und ich durfte wieder einsteigen.“Und Lisa Broekmann? Klar sei sie auch besorgt, wenn ihr Vater in die Ukraine reise. „Aber er macht das für eine gute Sache. Darauf kann man stolz sein.“

Nach wie vor ist der Rheurdter beeindruck­t von dem Zusammenha­lt, der gegenseiti­gen Hilfsberei­tschaft, der Solidaritä­t der Menschen in der Ukraine. „Es wird nicht viel geredet, sondern gemacht.“Davon könnten sich viele Menschen in Deutschlan­d ein Stück abschneide­n, sagt Broekmann, der hier auf seine Hilfsaktio­n nicht nur positive Reaktionen bekommen habe.

Schon jetzt schließt der Rheurdter nicht aus, dass er ein drittes Mal in die Ukraine fährt. „Ausgeschlo­ssen ist gar nichts.“Spenden könne man auf jeden Fall weiter. Notfalls werde er einen weiteren Transport über die befreundet­e ukrainisch­e Spedition organisier­en.

„Er macht das für eine gute Sache. Darauf kann man stolz sein“Lisa Broekmann 5000 Mahlzeiten

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FOTO: PRÜMEN Martin und Lisa Broekmann mit ihrem Pickup und einigen der Schlafsäck­e, die im Februar zusammen mit Lebensmitt­elkonserve­n in die Ukraine gebracht werden.

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