Rheinische Post - Xanten and Moers
Acht Stationen für kleine Klimaforscher
Auf dem Grundschulhof in Sonsbeck entsteht ein Lehrpfad, der Kindern spielerisch Wissen über Klima, Hitze, Wasser und Ernährung vermitteln soll. Anfang Februar ist eine Olympiade geplant.
SONSBECK Johannes Kanders misst mit der Wasserwaage lieber noch zweimal nach, ehe der Mitarbeiter des Sonsbecker Bauhofs die Holzkonstruktion vor sich einbetoniert. Denn was wie eine Tafel mit zwei befestigten Bratpfannen aussieht, soll Kinder schon bald zum Experimentieren einladen und ihnen spielerisch vermitteln, welche Böden die besten Kohlenstoffspeicher sind. Damit die Ergebnisse später auch stimmen, muss schon vorher alles im Lot sein. Zu der sogenannten Klimawaage gehören mehrere gleichgroße Würfel, die jeweils mit unterschiedlichen Bodenarten gefüllt sind. Ein Moorboden ist darunter, ebenso wie ein Wald- und ein Lehmboden, dazu Grasland und eine Sandmischung. „Je dichter und schwerer ein Boden ist, desto mehr CO2 kann er speichern“, erklärt Sonsbecks neue Klimaschutzmanagerin Christine Klanten. „Die Kinder können die Böden durchs Wiegen miteinander vergleichen und auch ihre eigene Umgebung erforschen.“
Klima erforschen ist der Grundgedanke hinter dem Bildungskonzept, das das Planungsbüro Energielenker Projects aus Greven für die Gemeinde erstellt hat. „Alles dreht sich um die Geschichte, dass Außerirdische auf der Erde landen und diese nun zu erkunden beginnen“, sagt Bauamtsleiter
Georg Schnitzler. „Die Kinder schlüpfen in die Rolle der Außerirdischen und machen am Klimalehrpfad ihre Experimente.“
Die Klimawaage ist dabei nur eine von vier festen Stationen, die derzeit von den Bauhof-Mitarbeitern auf dem Schulhof der Johann-Hinrich-Wichern-Grundschule
aufgestellt werden. Eine große aufgemalte Weltkugel markiert eine zweite Station. Dort ist ein Fangspiel geplant, bei dem einige Kinder als UV-Strahlen versuchen, in die Atmosphäre einzudringen, während andere Kinder sie davon abhalten wollen.
Als dritte Station noch im Bau ist eine Balancierscheibe, die den Kindern spielerisch Kipppunkte im Klimasystem vermitteln soll. „Wenn durch die Klimaerwärmung die Pole schmelzen, verändert das wiederum die Temperatur im Meer, dadurch kann der Golfstrom schlagartig versiegen, was in Europa zu Kälteeinbrüchen führt“, nennt Klanten als Beispiel. „Solche Kippmomente lassen sich dann nicht mehr rückgängig machen“, ergänzt sie. Das Ziel ist klar: Gleichgewicht halten.
Wenige Meter weiter können sich die Kinder von ihren Forschungen erholen. An der vierten Station ist eine Hängematte inmitten eines „Klimawäldchens“geplant. Die Bäume – sechs Spitzahorne – sind schon im Herbst gepflanzt worden. Seit Dienstag stehen die Stangen für die witterungsbeständige Matte ebenfalls bereit. „Hier können die Schüler die Unterschiede zwischen Sonnen- und Schattenplätzen erspüren“, sagt Schnitzler. „Und Naturplätze als Wohlfühlorte erfahren.“Darüber hinaus lässt sich mithilfe von Stethoskopen die Kapillarwirkungen der Bäume erkunden, wenn diese Wasser von den Wurzeln bis in die Blätter transportieren.
Die Stethoskope gehören zur Ausstattung der vier weiteren, mobilen Stationen, die je nach Bedarf von der Grundschule für den Unterricht genutzt werden können. „Das sind Lehrboxen zu den Themen Klima, Hitze, Wasser und Ernährung“, erklärt Klanten. „In jeder Box gibt es fünf bis sechs Experimentvorschläge mit den dazugehörigen Materialien.“Zum Thema Wasser finden die Kinder zum Beispiel ein Bachlabor vor, mit dessen Hilfe sie die Wasserqualität der durch den Schulhof fließenden Sonsbecker Ley erforschen können. Dabei untersuchen sie vor allem die im Wasser lebenden Tiere. Köcherfliegenlarven etwa sind ein Indikator für unbelastetes Wasser.
Noch sind die mobilen Boxen nicht an der Grundschule angekommen. Auch den festen Stationen auf dem Schulhof fehlen noch die Erklärtafeln. „Bis zur Klimaolympiade ist aber alles fertig“, verspricht Bauamtsleiter Schnitzler. Die Olympiade ist Teil des Bildungskonzepts und soll jährlich wiederholt werden. Premiere ist am Donnerstag, 2. Februar. Dann erforschen die Viertklässler in einem Wettstreit nicht nur das Klima, sondern auch ihren neuen Lehrpfad auf dem Schulhof.