Rheinische Post - Xanten and Moers
Kalenderblatt
19.01.1915
Die Kleinstädte Great Yarmouth und King’s Lynn liegen an der Nordseeküste Englands in der Grafschaft Norfolk.
Einst waren die Häfen beider Städte wichtige Fischereizentren, doch mit dem Niedergang dieses Wirtschaftszweigs verloren sie an Bedeutung. Mittlerweile sind sie bei Touristen beliebt: Great Yarmouth ist als Badeort berühmt für seinen schönen Strand, King’s Lynn lädt mehrmals im Jahr zu Musik- und Literaturfestivals ein. Am 19. Januar 1915 waren diese beiden Orte die ersten Ziele in Großbritannien, die von der deutschen Luftwaffe bombardiert wurden. Über Great Yarmouth (Foto) warf der deutsche Zeppelin L3 zehn Bomben ab, zwei Menschen starben. King‘s Lynn wurde von acht Bomben getroffen, auch dort gab es zwei Tote. Es war der Beginn der strategischen Bombardements durch die deutsche Luftwaffe. Vier Monate später wurden die ersten Bomben über London abgeworfen. Zu Beginn des Krieges spielten Flugzeuge eine untergeordnete Rolle im Luftkrieg. Sie wurden meist für Aufklärungsflüge eingesetzt. Für Bombenabwürfe nutzte die deutsche Luftwaffe bis etwa zur Mitte des Krieges vor allem Zeppeline und andere Luftschiffe. Mit der Entwicklung des Jagdflugzeugs änderte sich das. Ab Anfang 1917 waren sowohl das Deutsche Reich als auch England in der Lage, mit Langstreckenbombern Ziele im jeweils anderen Land zu erreichen. Gleichzeitig verbesserten beide Länder ihre Luftabwehr. Besonders englische Städte im Großraum London wurden immer wieder zum Ziel deutscher Angriffe. Die Zivilbevölkerung erlebte durch den Luftkrieg zum ersten Mal Kriegshandlungen auf britischem Boden.
Erster Luftangriff auf England