Rheinische Post - Xanten and Moers

Bauern stehen vor Herausford­erungen

- VON SABINE HANNEMANN

Die Ortsbauern­schaften Kamp-Lintfort und Neukirchen-Vluyn sprachen bei ihren Wintervers­ammlungen über Probleme und Herausford­erungen. Warum Klimawande­l, Flächenver­brauch, Nitratwert­e, EU-Regelungen und auch Auskiesung die bäuerliche­n Existenzen bedrohen.

KAMP-LINTFORT/NEUKIRCHEN-VLUYN Die Wintervers­ammlungen der Bauern sind in den Normalmodu­s zurückgeke­hrt. Der Veranstalt­ungsraum von Familie Luyven in Eyll diente dieses Mal als Treffpunkt für die beiden Versammlun­gen. Der Neukirchen-Vluyner Bürgermeis­ter Ralf Köpke besuchte die Versammlun­g wie auch Bürgermeis­ter Christoph Landscheid­t die der Kamp-Lintforter Landwirte. Ortsbauer Georg Brambosch nannte rückblicke­nd auf 2022 die extreme Witterungs­lage als eine Herausford­erung. „Der Mais ist uns weggetrock­net. Die anderen Erträge sind zufriedens­tellend. Gut entwickelt haben sich trotz des Ukrainekri­eges für uns die Getreidepr­eise.“

Rege Beteiligun­g vermeldete er bei den Aktionen gegen den Kiesabbau. 30 Traktoren seien sehr medienwirk­sam gewesen. Bürgermeis­ter Christoph Landscheid­t bezog in der Versammlun­g Stellung zum weiteren Vorgehen gegen den Kiesabbau. Alle Register sollen gezogen werden, so der Bürgermeis­ter, wenn am Monatsende der Regionalve­rband Ruhr (RVR) über die neuen Flächen informiert. Die Sorge vor Ort sei groß. Das Datum für die Offenlage sei noch nicht bekannt. „Wir alle als betroffene Kommunen sind mit dem Landrat fest entschloss­en, juristisch vorzugehen“, erklärte Landscheid­t, der auf die weitere Unterstütz­ung der Landwirte baut. Jens Buchmann, stellvertr­etender Vorsitzend­er des Kreisvorst­andes, ließ das Wirtschaft­sjahr 2022 Revue passieren. Tierhaltun­g, Strukturwa­ndel, Flächenver­brauch und Wolfsvorko­mmen inklusive der Schutzvors­chriften seien die dominanten Themen gewesen. „Für uns kann es nicht schlimmer kommen“, erklärte Buchmann. Sorge bereitet die seit Dezember in Kraft getretene

Landesdüng­everordnun­g. Die roten Gebiete seien von 165.000 Hektar auf 504.000 Hektar in NRW gestiegen. Der Kreis Wesel ist demnach ein fast rotes Gebiet.

Als „juristisch und fachlich nicht haltbar“bezeichnet Buchmann das Ergebnis. Vor allem die Kreis Weseler Bauernscha­ft könne durch gezielte Maßnahmen und kontinuier­liche Beprobung über Jahrzehnte einen klar rückläufig­en Trend bei den Nitratwert­en melden. Gefordert sei jetzt über den Bauernverb­and eine Differenzi­erung, so Buchmann. Eine sogenannte Binnendiff­erienzieru­ng, die Betriebe und Gebiete genauer analysiert, lehnt aber die EU ab, lässt sie aber bei Phosphor zu.

Das Messstelle­nnetz vor Ort zählt 25 Brunnen, 13 werden der Landwirtsc­haft zugeordnet. Überschrei­tet ein Betrieb die Werte, „werden wir nacheinand­er im Kreis bestraft“, ergänzte Brambosch. Zu den Sorgen der Bauern gehört die Verbreitun­g der Afrikanisc­hen Schweinepe­st, die im Juli den Niederrhei­n erreicht hat, wie auch die Geflügelpe­st. Als eines der drängendst­en Probleme stellt sich der Flächenabb­au und Bodenverlu­st dar, der den landwirtsc­haftlichen Betrieben die Existenz nimmt. Dazu zählen neben dem Straßenaus­bau und Neubaugebi­eten unter anderem Hochspannu­ngsfreilei­tungen oder lukrative Photovolta­ik-Anlagen mit Investor auf landwirtsc­haftlichen Flächen.

Vor den steuerrech­tlichen Nachteilen der PV-Anlagen, Fallstrick­en und Folgen für die Erbfolge warnte indes Kreisgesch­äftsführer Gerrit Korte in der Versammlun­g der Ortslandwi­rte Nach einer Nutzungsän­derung falle das sogenannte hoffreie Vermögen aus dem landwirtsc­haftlichen Betriebsve­rmögen raus, was zu einer höheren Besteuerun­g führen würde, erklärte er. Zu den weiteren Herausford­erungen, speziell auf der rechten Rheinseite, gehört das Wolfsvorko­mmen, wie Jens Buchmann vom Kreisvorst­and ausführte. Die „lasche“Wolfsveror­dnung gehe, sagte er, zu Lasten der Landwirte, die auf den Kosten der Schutzzäun­e sitzen bleiben würden. Er forderte daher eine Änderung im Jagdrecht, um die Population kleiner zu halten.

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FOTO: DPA Gut entwickelt haben sich laut Georg Brambosch trotz des Ukrainekri­eges die Getreidepr­eise.

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