Rheinische Post - Xanten and Moers

Uni plant Normalbetr­ieb ab Mitte Februar

- VON ALEXANDER TRIESCH

Bis zum Ende der kommenden Woche will die Hochschule einen ersten Überblick über die im Darknet aufgetauch­ten Daten geben. Studierend­e sind wohl betroffen. Änderungen gibt es derweil bei der anstehende­n Prüfungsph­ase.

Rund zwei Monate nach dem Cyber-Angriff auf die Universitä­t Duisburg-Essen (UDE) geht die Hochschule davon aus, Mitte Februar zu einem „Normalbetr­ieb“in Lehre und Forschung zurückkehr­en zu können. Das teilte die UDE am Freitag in einer Pressekonf­erenz mit. Derzeit funktionie­rten zwar schon viele Systeme wieder, es gebe aber noch einiges zu tun, so Rektorin Barbara Albert – etwa in der Buchhaltun­g: „Aktuell füllen wir die Überweisun­gen mit Kugelschre­iber aus.“Die Verzögerun­gen werden laut Albert noch Monate zu spüren sein.

Die UDE wurde im November 2022 von Hackern angegriffe­n. Telefone, E-Mail-Server und der Internetau­ftritt der Universitä­t waren wochenlang nicht erreichbar. Wie mittlerwei­le bekannt ist, handelt es sich bei der Hacker-Gruppe um die „Vice Society“, die bereits für mehrere Attacken gegen westliche Bildungsei­nrichtunge­n verantwort­lich ist. Ermittler vermuten, dass ihre Spur nach Russland führen könnte.

„Vice Society“forderte nach dem Angriff Lösegeld von der Universitä­t. Bezahlt wurde der bislang unbekannte Betrag nicht – auch deshalb, weil sie die Hochschule nicht erpressbar machen wollte. Dazu hatten auch Polizei und Staatsanwa­ltschaft geraten. „Wir standen niemals in Kontakt mit den Hackern“, sagt Rektorin Albert.

Vergangene Woche sind Daten der Universitä­t dann im Darknet, einem versteckte­n Teil des Internets, aufgetauch­t. Laut Hochschule sei man derzeit noch damit beschäftig­t, das veröffentl­ichte Material zu sichten. Welche Dokumente genau im Darknet aufgetauch­t sind, sei jedoch noch nicht klar. „Wir gehen davon aus, dass wir bis zum 27. Januar eine erste Übersicht dazu präsentier­en können“, so Albert.

Bekannt ist bislang allerdings: Es wurden private Daten von Studierend­en

veröffentl­icht. Dabei soll es sich jedoch um keine heiklen Daten handeln, sagt Rektorin Albert. Es gehe etwa um Namen und E-MailAdress­en der Universitä­t. Alle Studierend­en sollen nun deshalb darüber informiert werden, dass ihre persönlich­en Daten im Darknet aufgetauch­t sein könnten. Ob weitere Dokumente der Universitä­t, etwa Verträge und Zeugnisse, unter dem Datensatz im Darknet sind, konnte die Hochschule weder bestätigen noch ausschließ­en. Die Server, auf denen diese Dokumente liegen, wurden jedoch nicht von den Hackern angegriffe­n. Möglich sei aber, dass Mitarbeite­r oder Studierend­e entspreche­nde Daten auf ihren Computern gespeicher­t hatten.

Trotz des Cyber-Angriffs liefen vor allem Vorlesunge­n und Seminare in den vergangene­n Wochen geordnet ab. Stefan Rumann, Prorektor für Studium, Lehre und Bildung, lobte die Kollegen: „Ich war überrascht, wie disziplini­ert wir die Lehre fortsetzen konnten.“So konnten Unterlagen und Folien den Studierend­en nur mit kurzer Verzögerun­g zur Verfügung gestellt werden.

Rumann betonte auch, dass alle geplanten Prüfungen zum Semesteren­de wie üblich stattfinde­n werden. Wegen des Cyber-Angriffs habe man aber eine neue Regel beschlosse­n, die den Studierend­en entgegen kommen. So könnten sie diesmal bis zur letzten Sekunde vor der Prüfung überlegen, ob sie den Versuch tatsächlic­h antreten wollen. Wer zur Prüfung nicht erscheine, bekomme damit nicht wie sonst automatisc­h einen Fehlversuc­h angerechne­t.

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