Rheinische Post - Xanten and Moers
Uni plant Normalbetrieb ab Mitte Februar
Bis zum Ende der kommenden Woche will die Hochschule einen ersten Überblick über die im Darknet aufgetauchten Daten geben. Studierende sind wohl betroffen. Änderungen gibt es derweil bei der anstehenden Prüfungsphase.
Rund zwei Monate nach dem Cyber-Angriff auf die Universität Duisburg-Essen (UDE) geht die Hochschule davon aus, Mitte Februar zu einem „Normalbetrieb“in Lehre und Forschung zurückkehren zu können. Das teilte die UDE am Freitag in einer Pressekonferenz mit. Derzeit funktionierten zwar schon viele Systeme wieder, es gebe aber noch einiges zu tun, so Rektorin Barbara Albert – etwa in der Buchhaltung: „Aktuell füllen wir die Überweisungen mit Kugelschreiber aus.“Die Verzögerungen werden laut Albert noch Monate zu spüren sein.
Die UDE wurde im November 2022 von Hackern angegriffen. Telefone, E-Mail-Server und der Internetauftritt der Universität waren wochenlang nicht erreichbar. Wie mittlerweile bekannt ist, handelt es sich bei der Hacker-Gruppe um die „Vice Society“, die bereits für mehrere Attacken gegen westliche Bildungseinrichtungen verantwortlich ist. Ermittler vermuten, dass ihre Spur nach Russland führen könnte.
„Vice Society“forderte nach dem Angriff Lösegeld von der Universität. Bezahlt wurde der bislang unbekannte Betrag nicht – auch deshalb, weil sie die Hochschule nicht erpressbar machen wollte. Dazu hatten auch Polizei und Staatsanwaltschaft geraten. „Wir standen niemals in Kontakt mit den Hackern“, sagt Rektorin Albert.
Vergangene Woche sind Daten der Universität dann im Darknet, einem versteckten Teil des Internets, aufgetaucht. Laut Hochschule sei man derzeit noch damit beschäftigt, das veröffentlichte Material zu sichten. Welche Dokumente genau im Darknet aufgetaucht sind, sei jedoch noch nicht klar. „Wir gehen davon aus, dass wir bis zum 27. Januar eine erste Übersicht dazu präsentieren können“, so Albert.
Bekannt ist bislang allerdings: Es wurden private Daten von Studierenden
veröffentlicht. Dabei soll es sich jedoch um keine heiklen Daten handeln, sagt Rektorin Albert. Es gehe etwa um Namen und E-MailAdressen der Universität. Alle Studierenden sollen nun deshalb darüber informiert werden, dass ihre persönlichen Daten im Darknet aufgetaucht sein könnten. Ob weitere Dokumente der Universität, etwa Verträge und Zeugnisse, unter dem Datensatz im Darknet sind, konnte die Hochschule weder bestätigen noch ausschließen. Die Server, auf denen diese Dokumente liegen, wurden jedoch nicht von den Hackern angegriffen. Möglich sei aber, dass Mitarbeiter oder Studierende entsprechende Daten auf ihren Computern gespeichert hatten.
Trotz des Cyber-Angriffs liefen vor allem Vorlesungen und Seminare in den vergangenen Wochen geordnet ab. Stefan Rumann, Prorektor für Studium, Lehre und Bildung, lobte die Kollegen: „Ich war überrascht, wie diszipliniert wir die Lehre fortsetzen konnten.“So konnten Unterlagen und Folien den Studierenden nur mit kurzer Verzögerung zur Verfügung gestellt werden.
Rumann betonte auch, dass alle geplanten Prüfungen zum Semesterende wie üblich stattfinden werden. Wegen des Cyber-Angriffs habe man aber eine neue Regel beschlossen, die den Studierenden entgegen kommen. So könnten sie diesmal bis zur letzten Sekunde vor der Prüfung überlegen, ob sie den Versuch tatsächlich antreten wollen. Wer zur Prüfung nicht erscheine, bekomme damit nicht wie sonst automatisch einen Fehlversuch angerechnet.