Rheinische Post - Xanten and Moers
Sonsbecker Klimpansen greifen nach Gold
Die Klettergruppe vertritt NRW bei den Sternen des Sports, dem bedeutendsten Wettbewerb für den deutschen Vereinssport. Damit wird herausragendes Engagement für die Gesellschaft gewürdigt.
SONSBECK/BERLIN Der SV Sonsbeck hat am Montag die Chance auf Gold: In Berlin wird von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier der Große Stern des Sports verliehen. Es handelt sich um den bedeutendsten Wettbewerb für den deutschen Vereinssport. Aus allen 16 Bundesländern sind insgesamt nur 17 Vereine nominiert. Einer von ihnen ist der SV 1919 Sonsbeck als Vertreter für Nordrhein-Westfalen. Eine Delegation vom Niederrhein reist dafür nach Berlin.
Die Mitglieder seiner inklusiven Klettergruppe – sie nennen sich die Klimpansen – hatte sich beim Wettbewerb beworben. „Bei uns klettern Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene mit und ohne Behinderung bereits seit 1999 gemeinsam“, erklärt Willi Kisters, Abteilungsleiter der Klettergruppe. „Neben dem Klettern bringen wir allen Beteiligten auch das Sichern bei. Alle Teilnehmenden sollen Verantwortung tragen und eine vollwertige Rolle einnehmen.“
Zusammen haben sie auch schon ein Großprojekt gestemmt: einen OutdoorKletterberg, der an die Bedürfnisse von Menschen mit und ohne Behinderung angepasst ist, sodass alle ihr Höhen- und Erfolgserlebnis erreichen können. „Alle Beteiligten haben Spaß an der Bewegung, gewinnen an Selbstvertrauen und wachsen an der Verantwortung“, erklärt Kisters. Finanziert wurde der Sonsberg zum einen mit 250.000 Euro aus EU-Mitteln, aber auch mit rund 135.000 Euro, die die Sonsbecker durch Aktionen und Spenden selbst gesammelt haben.
Auf Landesebene gewannen die Klimpansen mit ihrer langjährigen Arbeit bereits einen Stern des Sports, und zwar den Stern des Sports in Silber. Im Oktober sind sie damit ausgezeichnet worden. Als Landessieger in Nordrhein-Westfalen qualifizierten sie sich für das Bundesfinale in Berlin. „Wir freuen uns sehr, dass wir dabei sein dürfen“, sagt Marc Lemkens, der erste Vorsitzende des SV Sonsbeck. „Egal, was am Montag kommt, wir werden den Tag genießen und sind stolz darauf, was wir erreicht haben.“
Die Sterne des Spots werden seit 2004 vom Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) zusammen mit den Volksbanken und Raiffeisenbanken verliehen. Gemeinsam zeichnen sie damit außergewöhnliche Aktivitäten oder Angebote von Sportvereinen aus und würdigen deren Engagement für die Gesellschaft. Die Bewerbung des SV Sonsbeck lief über die Volksbank Niederrhein. „Herr Kisters und sein Team leisten bereits seit mehr als zwei Jahrzehnten hervorragende Arbeit in der Region – das kann man gar nicht hoch genug schätzen“, sagt Guido Lohmann, Vorstandsvorsitzender der Volksbank Niederrhein. „Deshalb freue ich mich, dass die Klimpansen bei den Sternen des Sports erfolgreich sind, wo die beteiligten Personen die Anerkennung erhalten, die sie für ihr ehrenamtliches Engagement verdienen.“2014 gewann schon einmal ein Verein vom Niederrhein die Auszeichnung: der TuS Xanten.
Die Entscheidung darüber, wer den Großen Stern des Sports bekommt, trifft eine Jury unter dem Vorsitz der DOSB-Vizepräsidentin Kerstin Holze.
In kurzen Videos sind alle Vereine im Vorfeld vorgestellt worden. „Mit einem integrativen Kletterturm haben die Klimpansen ein Herzensprojekt abgeschlossen und damit ein tolles Klettererlebnis geschaffen.“, heißt es über den SV Sonsbeck. Nominiert ist zum Beispiel auch der Verein BeachL – dessen Mitglieder haben sich in 14.000 Arbeitsstunden den Traum einer eigenen Beachvolleyball-Halle erfüllt. Feuerwehrmann Markus Dietrich aus dem Karate-Dojo Dragon Dojo wiederum schult Rettungskräfte kostenlos in Selbstverteidigung. Andere Vereine engagieren sich im Naturschutz, kümmern sich um Flüchtlinge, schaffen ein Wir-Gefühl vor Ort, sammeln für die Ukraine oder bieten Karate-Training für Menschen mit und ohne Behinderung. Die Konkurrenz ist also groß. „Auch die anderen Bundesländer haben tolle Projekte am Start“, schreibt der SV Sonsbeck auf seiner Homepage. „Auf jeden Fall werden Projekte gewinnen, die es verdient haben.“