Rheinische Post - Xanten and Moers
Flashmob an der Tierherberge
Gut 80 Menschen nahmen an dem spontanen Treffen teil. Sie halten den Drehmannshof als Standort einer Flüchtlingsunterkunft für ungeeignet. Es gibt auch eine Petition gegen das Vorhaben.
Der Aufruf zum Flashmob erfolgte am Sonntagmorgen in den Sozialen Netzwerken. Am Nachmittag trafen sich gut 80 Kamp-Lintforter am Südtor, um gegen den geplanten Standort der neuen Flüchtlingsunterkunft zu demonstrieren, die dort nördlich der Tierherberge Kamp-Lintfort entstehen soll. Die Teilnehmer liefen über das Grundstück, auf das die zweigeschossige Anlage errichtet werden soll und die für 200 Flüchtlinge ausgelegt sein wird. Im Hintergrund bellten Hunden, zum einem vom Gelände des Hundevereins SPV Kamp-Lintfort, zum anderen von der Tierherberge Kamp-Lintfort. Dabei ließen sich die Teilnehmer zwei Minuten filmen. Dieser Film sollte am Sonntagabend in die Sozialen Netzwerke gestellt werden.
Transparente hatten die Teilnehmer nicht dabei, auch keine Mikrophone, um nicht als Demonstration
eingestuft zu werden, die – anders als ein spontaner Flashmob – angemeldet werden muss. Nachdem sie von der Wiese auf die Schotterstraße am Tierheim zurückgekehrt waren, diskutierten die gut 80 Teilnehmer über den Standort der Flüchtlingsunterkunft. Sie lehnen diesen Standort nördlich der Tierherberge aus unterschiedlichen Gründen ab, kritisierten zudem das Verfahren.
„Niemand von der Stadt ist hier gewesen, um mit dem Tierschutzverein zu sprechen“, sagte Andreas Schreier. „Vielleicht hätte eine Lösung gefunden werden können. Erst am 5. März hat der Tierschutzverein etwas über den Plan erfahren, dort eine Flüchtlingsunterkunft zu errichten.“Der Architekt hatte den Neubautrakt der Tierherberge geplant, die vom Tierschutzverein Kamp-Lintfort getragen wird. Darin seien Hunde und Katze untergebracht, die in Quarantäne lebten, als „Problemtiere“gelten würden, weil sie zum Teil auf der Straße gelebt hätten.
„Direkt daran soll der Spielplatz
der Flüchtlingsunterkunft angrenzen“, wusste der Architekt. „Kinder dürfen und sollen auf Spielplätzen laut sein. Aber für Hunden und Katze, die dort leben, ist Lärm nicht gut.“Andere Teilnehmer hielten die Lage für die Flüchtlinge schlecht. „Es entsteht ein Ghetto, weil im Gebiet nur wenige andere Menschen leben“, meinte Anita Jentsch. „Wenn Personen dort zu Fuß mit Tragetaschen unterwegs sind, heißt es sofort, es seien Flüchtlinge. Das ist nicht förderlich für die Integration. Schulen, Lebensmittelläden und die Innenstadt sind weit entfernt.“Sie schlug vor, noch einmal über die Standorte nachzudenken. „Es könnten auch zwei Standorte sein, die beide zusammen die 3.400 Quadratmeter erreichen würden, die es an der Tierherberge seien“, erklärte die Teilnehmerin beim Flashmob am Sonntag.
Die Kritik an dem von der Stadtverwaltung ausgewählten Standort für die neue Flüchtlingsunterkunft ist ungebrochen. Auf der Plattform „Change.org“setzen sich Bürger
dafür ein, dass die Unterkunft nicht neben einem Tierheim gebaut wird. 1950 Unterzeichner (Stand Montag) unterstützen dort offenbar das Anliegen einer Kamp-Lintforterin. „Als
Bürger von Kamp-Lintfort sind wir besorgt über die geplante Errichtung eines Flüchtlingsheims direkt neben unserem örtlichem Tierheim“, heißt es dort. Der Standort bringe mehrere Probleme mit sich, die sowohl für die Tiere als auch für die Anwohner nachteilig sein könnten. Die artgerechte Gruppen- und Außenhaltung der dort lebenden Hunde würde eine erhebliche Lärmbelästigung verursachen, da es in dieser Einrichtung kaum geschlossene Zwingeranlagen gebe. Die Hunde würden durch die neuen Nachbarn, so die Organisatorin der Petition, vermutlich nicht zur Ruhe kommen und oft anschlagen.
„Diese Situation wäre für alle Parteien eine Zumutung. Darüber hinaus fragen wir uns, warum nur dieser Standort in Frage kommt und nicht zum Beispiel Parkplätze bei oder gegenüber der alten Zeche? Wer das Feld neben der Tierherberge kennt, kann sich wohl kaum vorstellen, wie dort 150 bis 200 Menschen angemessen unterkommen sollen“, heißt es in der Petition.