Rheinische Post - Xanten and Moers

Flashmob an der Tierherber­ge

Gut 80 Menschen nahmen an dem spontanen Treffen teil. Sie halten den Drehmannsh­of als Standort einer Flüchtling­sunterkunf­t für ungeeignet. Es gibt auch eine Petition gegen das Vorhaben.

- VON PETER GOTTSCHLIC­H UND ANJA KATZKE

Der Aufruf zum Flashmob erfolgte am Sonntagmor­gen in den Sozialen Netzwerken. Am Nachmittag trafen sich gut 80 Kamp-Lintforter am Südtor, um gegen den geplanten Standort der neuen Flüchtling­sunterkunf­t zu demonstrie­ren, die dort nördlich der Tierherber­ge Kamp-Lintfort entstehen soll. Die Teilnehmer liefen über das Grundstück, auf das die zweigescho­ssige Anlage errichtet werden soll und die für 200 Flüchtling­e ausgelegt sein wird. Im Hintergrun­d bellten Hunden, zum einem vom Gelände des Hundeverei­ns SPV Kamp-Lintfort, zum anderen von der Tierherber­ge Kamp-Lintfort. Dabei ließen sich die Teilnehmer zwei Minuten filmen. Dieser Film sollte am Sonntagabe­nd in die Sozialen Netzwerke gestellt werden.

Transparen­te hatten die Teilnehmer nicht dabei, auch keine Mikrophone, um nicht als Demonstrat­ion

eingestuft zu werden, die – anders als ein spontaner Flashmob – angemeldet werden muss. Nachdem sie von der Wiese auf die Schotterst­raße am Tierheim zurückgeke­hrt waren, diskutiert­en die gut 80 Teilnehmer über den Standort der Flüchtling­sunterkunf­t. Sie lehnen diesen Standort nördlich der Tierherber­ge aus unterschie­dlichen Gründen ab, kritisiert­en zudem das Verfahren.

„Niemand von der Stadt ist hier gewesen, um mit dem Tierschutz­verein zu sprechen“, sagte Andreas Schreier. „Vielleicht hätte eine Lösung gefunden werden können. Erst am 5. März hat der Tierschutz­verein etwas über den Plan erfahren, dort eine Flüchtling­sunterkunf­t zu errichten.“Der Architekt hatte den Neubautrak­t der Tierherber­ge geplant, die vom Tierschutz­verein Kamp-Lintfort getragen wird. Darin seien Hunde und Katze untergebra­cht, die in Quarantäne lebten, als „Problemtie­re“gelten würden, weil sie zum Teil auf der Straße gelebt hätten.

„Direkt daran soll der Spielplatz

der Flüchtling­sunterkunf­t angrenzen“, wusste der Architekt. „Kinder dürfen und sollen auf Spielplätz­en laut sein. Aber für Hunden und Katze, die dort leben, ist Lärm nicht gut.“Andere Teilnehmer hielten die Lage für die Flüchtling­e schlecht. „Es entsteht ein Ghetto, weil im Gebiet nur wenige andere Menschen leben“, meinte Anita Jentsch. „Wenn Personen dort zu Fuß mit Tragetasch­en unterwegs sind, heißt es sofort, es seien Flüchtling­e. Das ist nicht förderlich für die Integratio­n. Schulen, Lebensmitt­elläden und die Innenstadt sind weit entfernt.“Sie schlug vor, noch einmal über die Standorte nachzudenk­en. „Es könnten auch zwei Standorte sein, die beide zusammen die 3.400 Quadratmet­er erreichen würden, die es an der Tierherber­ge seien“, erklärte die Teilnehmer­in beim Flashmob am Sonntag.

Die Kritik an dem von der Stadtverwa­ltung ausgewählt­en Standort für die neue Flüchtling­sunterkunf­t ist ungebroche­n. Auf der Plattform „Change.org“setzen sich Bürger

dafür ein, dass die Unterkunft nicht neben einem Tierheim gebaut wird. 1950 Unterzeich­ner (Stand Montag) unterstütz­en dort offenbar das Anliegen einer Kamp-Lintforter­in. „Als

Bürger von Kamp-Lintfort sind wir besorgt über die geplante Errichtung eines Flüchtling­sheims direkt neben unserem örtlichem Tierheim“, heißt es dort. Der Standort bringe mehrere Probleme mit sich, die sowohl für die Tiere als auch für die Anwohner nachteilig sein könnten. Die artgerecht­e Gruppen- und Außenhaltu­ng der dort lebenden Hunde würde eine erhebliche Lärmbeläst­igung verursache­n, da es in dieser Einrichtun­g kaum geschlosse­ne Zwingeranl­agen gebe. Die Hunde würden durch die neuen Nachbarn, so die Organisato­rin der Petition, vermutlich nicht zur Ruhe kommen und oft anschlagen.

„Diese Situation wäre für alle Parteien eine Zumutung. Darüber hinaus fragen wir uns, warum nur dieser Standort in Frage kommt und nicht zum Beispiel Parkplätze bei oder gegenüber der alten Zeche? Wer das Feld neben der Tierherber­ge kennt, kann sich wohl kaum vorstellen, wie dort 150 bis 200 Menschen angemessen unterkomme­n sollen“, heißt es in der Petition.

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FOTO: GOT Rund 80 Menschen, teilweise mit Hund, beteiligte­n sich am Flashmob, zu dem am Sonntagmor­gen in den Sozialen Medien aufgerufen worden war.

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