Rheinische Post - Xanten and Moers

Verkanntes Kleinod

Siegfriedm­useum

- Wiltrud Maas, Xanten

Im Artikel „Politik stimmt über Siegfriedm­useum ab“erfahre ich als Bürgerin, dass die Stadt darüber nachdenkt, das Museum zu schließen, um eine Folgenutzu­ng zu ermögliche­n. Ausschlagg­ebend sei die finanziell­e Lage der Stadt. Das Museum habe nach Meinung einiger Ratsherren und Ratsdamen keine kulturelle Bedeutung.

Dem muss ich widersprec­hen.

Als interessie­rte Besucherin dieses Museums frage ich mich: Kennen die Ratsmitgli­eder das Museum überhaupt? Wissen sie, worüber sie da abstimmen? Auch wenn Römer- und Stiftsmuse­um mehr Originale und kostbare Schätze beherberge­n mögen als das Siegfriedm­useum, der Wert der letztgenan­nten Einrichtun­g liegt vor allem in der pädagogisc­hen Aufarbeitu­ng des Nibelungen­themas vom Mittelalte­r bis in die Weimarer Republik. Besucherin­nen und Besucher können unter museumspäd­agogischer Beschreibu­ng und Anleitung das Leben am Hofe, auf dem Land und in der mittelalte­rlichen Stadt als Ritter, Burgfräule­in, Bauer oder Bürger, als Reisender, Erzähler und Schreiber erleben. Original-Exponate aus dem Stadtarchi­v – wie ein Signalhorn der Turmwächte­r – holen die damalige Zeit in die Realität. Schließlic­h wird auch der Missbrauch des Nibelungen­kults in der Zeit des Nazi-Regimes verdeutlic­ht. Ein Thema, das heute wieder mehr Beachtung findet.

Das Siegfriedm­useum ist ein Kleinod der Stadt, dessen Wert von Vielen unterschät­zt, ja verkannt wird. Über dieses Kulturmuse­um kann man nur entscheide­n, wenn man sich ein Bild vom pädagogisc­hen Wert dieser Einrichtun­g gemacht hat. Und: Pädagogik wird ja in Xanten sehr groß geschriebe­n! Im Übrigen: Die Besucherza­hlen im Siegfriedm­useum waren im letzten Jahr höher als die des LVR-Niederrhei­nmuseums (ehemaliges Preußen-Museum) in Wesel. Ich zweifele an, dass der Wert einer Einrichtun­g wie dieser überhaupt an Besucherza­hlen gemessen werden kann. Entscheide­nd ist der Bildungswe­rt.

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