Rheinische Post - Xanten and Moers
„Wir müssen uns der Realität stellen“
Noch immer ist für eine Wohnbebauung mit Tiefgarage und Lebensmittelmarkt am WillyBrandt-Platz kein Investor gefunden. Die CDU Alpen möchte die Sache nun im Rat neu diskutieren.
Einen erneuten Vorstoß in Sachen Willy-Brandt-Platz macht die CDU-Fraktion Alpen. Die CDU möchte im Rat der Gemeinde Alpen die Diskussion um die Ergebnisse des Investorenwettbewerbs zum Einzelhandelsstandort Willy-Brandt-Platz neu führen. Dabei ziehe die CDU-Fraktion auch in Betracht, von einer zusätzlichen Wohnbebauung nebst Tiefgarage zugunsten eines Vollsortimenters abzusehen.
Während einer Begehung des Platzes berichten die Alpener Ortsvorsteherin Petra Bockstegers und der Fraktionsvorsitzende Frederik Paul über ihre Beweggründe. „Wir können uns nicht damit zufriedengeben, dass die Suche nach einem Investor daran scheitert, dass auch eine Tiefgarage gebaut werden soll“, sagt Bockstegers im Gespräch mit unserer Redaktion. Im 2019 gestarteten Investorenwettbewerb zur Zukunft des Willy-Brandt-Platzes war der Plan noch, nicht nur einen Vollsortimenter wie Edeka oder Rewe an den Standort zu holen, sondern auch oberhalb des Lebensmittelmarktes Wohnbebauung zu ermöglichen. „Dieser Standort hier geht bei einer Wohnbebauung aber nicht ohne Tiefgarage“, sagt Bockstegers. Denn ohnehin sei in Alpen die Möglichkeit, sein Auto wohnraumnah zu parken, knapp.
Dennoch sei sich die CDU bewusst, wie wichtig es sei, eine adäquate Lösung für einen Vollsortimenter zu schaffen. „Wir sind in Alpen sonst schnell auf dem Abstellgleis“, finden die Politiker. Zwar gebe es vor Ort ein Aldi und auch ein Netto, aber bei Edeka hätten beide Bauchschmerzen.
Nachdem Edeka Luft in Menzelen ein großes Lebensmittelzentrum errichtet, hat man in Alpen Angst davor, dass sich Edeka aus dem alten Standort zurückziehen könnte. „Dann stehen wir da und besonders die älteren Mitbürger hätten Probleme“, sagt die Ortsvorsteherin. Denn die volle Produktpalette würde es eben nicht beim Discounter geben. Um alles für ihren täglichen Bedarf zu kaufen, müssten die Leute auf ihr
Auto zurückgreifen oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln fahren. Das sei besonders ab einem gewissen Alter nicht mehr zumutbar. Außerdem habe man seitens der CDU Bedenken, dass dann der Einzelhandelsstandort Alpen weiter geschwächt werden könnte.
„Bevor der Platz hier so unansehnlich noch 15 weitere Jahre brachliegt, wagen wir den Vorstoß“, betonen beide Politiker. Natürlich sei die Wohnbebauung nebst Tiefgarage und Vollsortimenter das schönste Szenario. Aber ob sich das in diesen Zeiten realisieren lasse, sei dahingestellt. „Der Start des Investorenwettbewerbs war zu einer Zeit, da dachte noch niemand an die Pandemie oder den UkraineKrieg“,
führt Paul weiter aus. Dann kam in der wichtigen Phase alles zusammen. Die Corona-Pandemie begann, Investoren verhielten sich zögerlich. Zugespitzt wurde die Lage mit Einsetzen des Ukraine-Krieges und den immer weiter steigenden Zinsen und Baukosten. Erschwerend komme der Fachkräftemangel hinzu. „Selbst wenn man sich entschließt, zu bauen“, sagt Bockstegers, „ist ja nicht gesagt, dass man schnell eine Baufirma findet, die direkt mit den Arbeiten beginnen kann.“Trotzdem, findet die Ortsvorsteherin, sei es doch besser, lieber kurzfristig den Standort Willy-Brandt-Platz zu stärken, als zu hoffen, dass irgendwann in vielen Jahren jemand die Tiefgarage bauen
möchte. Denn die sei nun mal das, was allein durch den Erdaushub die meisten Kosten verursache.
Aus diesem Grund haben die Alpener Christdemokraten beantragt, von den ursprünglichen Ergebnissen aus dem Wettbewerbsverfahren dann Abstand zu nehmen, wenn die Realisierung nicht möglich ist. Des Weiteren wünschen sie sich, dass ein Gutachter des Büros „Stadt und Handel“in den Rat eingeladen werde, um dort einen Vortrag zu halten, in dem die Aktualität des Einzelhandelskonzeptes der Gemeinde Alpen thematisiert wird. Dabei betont Paul, dass er es sinnvoll fände, wenn „Stadt und Handel“das Ganze unter den aktuellen Gesichtspunkten bewerte, denn das Büro hatte im Jahre 2019 bereits das Einzelhandelskonzept für die Gemeinde gestellt.
„Der Antrag ist kein Paradigmenwechsel, wir müssen uns aber der Realität stellen. Wir müssen nun die Rahmenbedingungen anpassen, damit trotz Krisenzeiten eine Realisierung stattfinden kann“, so der Vorsitzende der CDU-Fraktion. Und Bockstegers fügt noch hinzu: „Dieser Lebensmittelmarkt ist für alle Menschen in Alpen sehr wichtig, vor allem für die Menschen, die weniger mobil sind. Aus diesem Grund wäre es nicht vermittelbar, wenn wir an einem Projekt festhalten würden, weil wir uns vor der politischen Debatte fürchten oder weil man sich geänderte Rahmenbedingungen nicht eingestehen möchte.“
Damit setze man als CDU ein klares politisches Signal an die Bevölkerung, aber auch an mögliche Investoren und die Stadtverwaltung. „Wir sind bereit, Grundsätze dann neu zu priorisieren, wenn eine Realisierung nicht möglich ist“, so Bockstegers. Vor allem hätte man am Standort Willy-Brandt-Platz, anders als am Nepicks-Gelände, was in privater Hand ist, einen Einfluss auf die Sache, den man auch geltend machen sollte. „Das sind wir den Alpenern einfach schuldig“, finden die CDUPolitiker. Sie hoffen, dass man so doch noch Investoren findet, die wieder neues Interesse an dem Projekt zeigen. Auch der nachträgliche Bau eines Staffelgeschosses auf dem Gebäude des Lebensmittelmarktes sollte in die Überlegungen mit einbezogen werden.
„Deshalb begrüßt die CDU-Fraktion ausdrücklich die Bemühungen der Verwaltung, unter anderem durch die Vorkaufsrechtssatzung den Einfluss auf die Entwicklung des zentralen Versorgungsbereiches zu erhöhen und die Gespräche mit potenziellen Investoren zu forcieren“, heißt es von der CDU weiter. Eine Bitte habe der Alpener CDU-Fraktionsvorsitzende noch. Wenn ein Investor gefunden sei, wünsche er sich eine Beschleunigung der Anträge. „Dafür muss wirklich alles getan werden. Nicht, dass es am Bauantrag scheitert und die Fläche wirklich noch zehn Jahre unnutzbar bleibt“, mahnt Paul. „Wir trauen uns damit aus der Deckung und möchten mit diesem Schritt mehr Geschwindigkeit in die Sache bringen“, sagt er.
Noch habe es dazu keine interfraktionellen Gespräche gegeben, doch was nicht ist, könne noch werden. Laut Paul wäre es vielleicht auch eine Möglichkeit, eine Wohnungsbaugesellschaft mit ins Boot zu holen. Dazu möchte der Politiker im Haupt- und Finanzausschuss einen ersten Vorstoß wagen.