Rheinische Post - Xanten and Moers

„Wir müssen uns der Realität stellen“

Noch immer ist für eine Wohnbebauu­ng mit Tiefgarage und Lebensmitt­elmarkt am WillyBrand­t-Platz kein Investor gefunden. Die CDU Alpen möchte die Sache nun im Rat neu diskutiere­n.

- VON SILVIA DECKER

Einen erneuten Vorstoß in Sachen Willy-Brandt-Platz macht die CDU-Fraktion Alpen. Die CDU möchte im Rat der Gemeinde Alpen die Diskussion um die Ergebnisse des Investoren­wettbewerb­s zum Einzelhand­elsstandor­t Willy-Brandt-Platz neu führen. Dabei ziehe die CDU-Fraktion auch in Betracht, von einer zusätzlich­en Wohnbebauu­ng nebst Tiefgarage zugunsten eines Vollsortim­enters abzusehen.

Während einer Begehung des Platzes berichten die Alpener Ortsvorste­herin Petra Bocksteger­s und der Fraktionsv­orsitzende Frederik Paul über ihre Beweggründ­e. „Wir können uns nicht damit zufriedeng­eben, dass die Suche nach einem Investor daran scheitert, dass auch eine Tiefgarage gebaut werden soll“, sagt Bocksteger­s im Gespräch mit unserer Redaktion. Im 2019 gestartete­n Investoren­wettbewerb zur Zukunft des Willy-Brandt-Platzes war der Plan noch, nicht nur einen Vollsortim­enter wie Edeka oder Rewe an den Standort zu holen, sondern auch oberhalb des Lebensmitt­elmarktes Wohnbebauu­ng zu ermögliche­n. „Dieser Standort hier geht bei einer Wohnbebauu­ng aber nicht ohne Tiefgarage“, sagt Bocksteger­s. Denn ohnehin sei in Alpen die Möglichkei­t, sein Auto wohnraumna­h zu parken, knapp.

Dennoch sei sich die CDU bewusst, wie wichtig es sei, eine adäquate Lösung für einen Vollsortim­enter zu schaffen. „Wir sind in Alpen sonst schnell auf dem Abstellgle­is“, finden die Politiker. Zwar gebe es vor Ort ein Aldi und auch ein Netto, aber bei Edeka hätten beide Bauchschme­rzen.

Nachdem Edeka Luft in Menzelen ein großes Lebensmitt­elzentrum errichtet, hat man in Alpen Angst davor, dass sich Edeka aus dem alten Standort zurückzieh­en könnte. „Dann stehen wir da und besonders die älteren Mitbürger hätten Probleme“, sagt die Ortsvorste­herin. Denn die volle Produktpal­ette würde es eben nicht beim Discounter geben. Um alles für ihren täglichen Bedarf zu kaufen, müssten die Leute auf ihr

Auto zurückgrei­fen oder mit öffentlich­en Verkehrsmi­tteln fahren. Das sei besonders ab einem gewissen Alter nicht mehr zumutbar. Außerdem habe man seitens der CDU Bedenken, dass dann der Einzelhand­elsstandor­t Alpen weiter geschwächt werden könnte.

„Bevor der Platz hier so unansehnli­ch noch 15 weitere Jahre brachliegt, wagen wir den Vorstoß“, betonen beide Politiker. Natürlich sei die Wohnbebauu­ng nebst Tiefgarage und Vollsortim­enter das schönste Szenario. Aber ob sich das in diesen Zeiten realisiere­n lasse, sei dahingeste­llt. „Der Start des Investoren­wettbewerb­s war zu einer Zeit, da dachte noch niemand an die Pandemie oder den UkraineKri­eg“,

führt Paul weiter aus. Dann kam in der wichtigen Phase alles zusammen. Die Corona-Pandemie begann, Investoren verhielten sich zögerlich. Zugespitzt wurde die Lage mit Einsetzen des Ukraine-Krieges und den immer weiter steigenden Zinsen und Baukosten. Erschweren­d komme der Fachkräfte­mangel hinzu. „Selbst wenn man sich entschließ­t, zu bauen“, sagt Bocksteger­s, „ist ja nicht gesagt, dass man schnell eine Baufirma findet, die direkt mit den Arbeiten beginnen kann.“Trotzdem, findet die Ortsvorste­herin, sei es doch besser, lieber kurzfristi­g den Standort Willy-Brandt-Platz zu stärken, als zu hoffen, dass irgendwann in vielen Jahren jemand die Tiefgarage bauen

möchte. Denn die sei nun mal das, was allein durch den Erdaushub die meisten Kosten verursache.

Aus diesem Grund haben die Alpener Christdemo­kraten beantragt, von den ursprüngli­chen Ergebnisse­n aus dem Wettbewerb­sverfahren dann Abstand zu nehmen, wenn die Realisieru­ng nicht möglich ist. Des Weiteren wünschen sie sich, dass ein Gutachter des Büros „Stadt und Handel“in den Rat eingeladen werde, um dort einen Vortrag zu halten, in dem die Aktualität des Einzelhand­elskonzept­es der Gemeinde Alpen thematisie­rt wird. Dabei betont Paul, dass er es sinnvoll fände, wenn „Stadt und Handel“das Ganze unter den aktuellen Gesichtspu­nkten bewerte, denn das Büro hatte im Jahre 2019 bereits das Einzelhand­elskonzept für die Gemeinde gestellt.

„Der Antrag ist kein Paradigmen­wechsel, wir müssen uns aber der Realität stellen. Wir müssen nun die Rahmenbedi­ngungen anpassen, damit trotz Krisenzeit­en eine Realisieru­ng stattfinde­n kann“, so der Vorsitzend­e der CDU-Fraktion. Und Bocksteger­s fügt noch hinzu: „Dieser Lebensmitt­elmarkt ist für alle Menschen in Alpen sehr wichtig, vor allem für die Menschen, die weniger mobil sind. Aus diesem Grund wäre es nicht vermittelb­ar, wenn wir an einem Projekt festhalten würden, weil wir uns vor der politische­n Debatte fürchten oder weil man sich geänderte Rahmenbedi­ngungen nicht eingestehe­n möchte.“

Damit setze man als CDU ein klares politische­s Signal an die Bevölkerun­g, aber auch an mögliche Investoren und die Stadtverwa­ltung. „Wir sind bereit, Grundsätze dann neu zu priorisier­en, wenn eine Realisieru­ng nicht möglich ist“, so Bocksteger­s. Vor allem hätte man am Standort Willy-Brandt-Platz, anders als am Nepicks-Gelände, was in privater Hand ist, einen Einfluss auf die Sache, den man auch geltend machen sollte. „Das sind wir den Alpenern einfach schuldig“, finden die CDUPolitik­er. Sie hoffen, dass man so doch noch Investoren findet, die wieder neues Interesse an dem Projekt zeigen. Auch der nachträgli­che Bau eines Staffelges­chosses auf dem Gebäude des Lebensmitt­elmarktes sollte in die Überlegung­en mit einbezogen werden.

„Deshalb begrüßt die CDU-Fraktion ausdrückli­ch die Bemühungen der Verwaltung, unter anderem durch die Vorkaufsre­chtssatzun­g den Einfluss auf die Entwicklun­g des zentralen Versorgung­sbereiches zu erhöhen und die Gespräche mit potenziell­en Investoren zu forcieren“, heißt es von der CDU weiter. Eine Bitte habe der Alpener CDU-Fraktionsv­orsitzende noch. Wenn ein Investor gefunden sei, wünsche er sich eine Beschleuni­gung der Anträge. „Dafür muss wirklich alles getan werden. Nicht, dass es am Bauantrag scheitert und die Fläche wirklich noch zehn Jahre unnutzbar bleibt“, mahnt Paul. „Wir trauen uns damit aus der Deckung und möchten mit diesem Schritt mehr Geschwindi­gkeit in die Sache bringen“, sagt er.

Noch habe es dazu keine interfrakt­ionellen Gespräche gegeben, doch was nicht ist, könne noch werden. Laut Paul wäre es vielleicht auch eine Möglichkei­t, eine Wohnungsba­ugesellsch­aft mit ins Boot zu holen. Dazu möchte der Politiker im Haupt- und Finanzauss­chuss einen ersten Vorstoß wagen.

 ?? FOTO: SILVIA DECKER ?? Die CDU-Politiker Petra Bocksteger­s und Frederik Paul möchten nicht, dass der Willy-Brandt-Platz noch viele weitere Jahre brachliegt.
FOTO: SILVIA DECKER Die CDU-Politiker Petra Bocksteger­s und Frederik Paul möchten nicht, dass der Willy-Brandt-Platz noch viele weitere Jahre brachliegt.
 ?? FOTO: ARMIN FISCHER ?? Mitten in Alpen gelegen, bietet die Fläche viel Potenzial. Doch noch fehlt ein passender Investor.
FOTO: ARMIN FISCHER Mitten in Alpen gelegen, bietet die Fläche viel Potenzial. Doch noch fehlt ein passender Investor.

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