Rheinische Post - Xanten and Moers
Das sind die Gründe für die BGL-Misere
Zum ersten Mal seit acht Jahren droht den Regionalliga-Basketballern der BG Lintfort wieder eine Saison in der Oberliga. Drei Spieltage vor dem Saisonende hat das Team von Coach Marcel Buchmüller im Abstiegskampf noch alles in der eigenen Hand, muss nun aber auch liefern.
KAMP-LINTFORT Acht Jahre ist es inzwischen her, dass die Basketballer der BG Lintfort zuletzt in der Oberliga aufliefen. Seitdem spielt das Team kontinuierlich in der 2. Regionalliga oder höher, nachdem nach der Saison 2016/17 sogar der Aufstieg in die 1. Regionalliga und ein Jahr später der unerwartete Klassenerhalt in der vierthöchsten Spielklasse gelang.
Doch diese Zeiten sind aktuell vorbei. Die Mannschaft von Coach Marcel Buchmüller schwebt zum ersten Mal seit langem wieder in akuter Abstiegsgefahr. Nachdem bereits im vergangenen Jahr verhältnismäßig lange gezittert werden musste, sieht die derzeitige Lage noch bedrohlicher aus. Die BGL steht punktgleich mit den auf dem ersten Abstiegsplatz rangierenden Hilden 96ers, gegen die das direkte Duell am Wochenende verloren ging, nur aufgrund des gewonnenen direkten Vergleichs noch über dem Strich. Die Gründe dafür sind vielfältig, können aber deutlich benannt werden. Ein Blick auf die Situation vor den letzten drei Saisonspielen, wie es dazu kam und welche Schlüsse gezogen werden können.
Der Saisonverlauf
Die Spieltagsplaner beim Westdeutschen Basketball-Verband meinten es in diesem Jahr nicht gerade gut mit der BGL. Denn in den ersten sechs Partien des Jahres bekamen die Lintforter jene Gegner vor die Nase gesetzt, die aktuell das obere Tabellendrittel unter sich ausmachen. Neben dem Saisonauftakt gegen den letztjährigen Meister TG Düsseldorf musste das Buchmüller-Team außerdem gegen die Bergischen Löwen (Tabellenzweiter), die RheinStars Köln II (Dritter), den starken Aufsteiger Future Sports Meckenheim (Fünfter) sowie die BG Aachen (Vierter) antreten. „Bei so einem Auftaktprogramm ist es klar, dass du nicht wirklich in einen Rhythmus findest und nach einem Viertel der Saison erst einmal hintendran hängst“, sagt auch BGL-Coach Marcel Buchmüller.
Das Positive: Die weiteren Partien gingen allesamt gegen Gegner, mit denen man sich in Kamp-Lintfort auf Augenhöhe wähnte. Und in der Hinrunde sollte sich diese Einschätzung bewahrheiten, die BGL konnte danach vier Siege in Folge einfahren und die erste Hälfte der Saison im Mittelfeld der Tabelle beenden. Der Auftakt in die Rückrunde war dann zwar ein Spiegelbild der Hinserie, die Lintforter präsentierten sich aber in vielen Partien konkurrenzfähiger als zu Saisonbeginn und konnten gegen die SW Baskets Wuppertal einen nicht unbedingt eingeplanten Sieg feiern.
Personal
Dafür ging nun am Wochenende aber die Begegnung in Hilden verloren – ein Gegner, den man in der Hinrunde noch dominiert hatte. Dass es letztlich zu der Niederlage kam, lag auch wiederholt an der personellen Situation. Einige Akteure fehlten krankheitsbedingt, andere aus privaten Gründen. Zudem befinden sich Kerem Kanbir und Mark Sengutta nach ihren monatelangen Verletzungspausen noch nicht wieder auf dem Höhepunkt ihrer Schaffenskraft.
Ein roter Faden, der sich durch die ganze Saison zieht. Immer wieder musste Coach Buchmüller gezwungenermaßen improvisieren, hatte in nur wenigen Partien seinen kompletten Kader zur Verfügung. Ein Punkt, der der BGL natürlich auch einiges an Durchschlagskraft nahm. „Wir sind auf einigen Positionen zu dünn besetzt, um wichtige Ausfälle dann kompensieren zu können. Entsprechend waren dann auch Spiele dabei, die wir gut und gerne hätten gewinnen können, wenn alle Mann an Bord gewesen wären.“
Mentalität
Ebenfalls ein Punkt, der man nicht verschweigen darf, wenn analysiert wird, warum die Lage aktuell so ist, wie sie ist. Die BGL hatte in etlichen Partien Probleme damit, ihre Nerven im Griff zu halten. Immer wieder verbauten sich die Lintforter bessere Ergebnisse, weil phasenweise die Konzentration nicht stimmte. So kam man in mehreren Spielen nicht fokussiert genug aus der Halbzeitpause und sah sich innerhalb weniger Minuten einem uneinholbaren Rückstand ausgesetzt. Ein Problem, das sich in den vergangenen Partien zwar deutlich gebessert hat. Dafür kamen dann aber andere Punkte zum Tragen. „Die Jungs sind teils viel zu schnell zu unzufrieden mit sich oder den Umständen. Wenn Pfiffe ausbleiben oder freie Würfe nicht fallen, gehen zu schnell die Köpfe runter und das Selbstverständnis flöten. Da sind wir nicht clever genug“, fasst es Buchmüller zusammen.
Ausblick
Es gilt in der Osterpause also abermals, die Köpfe frei zu bekommen und den Fokus auf das Wesentliche auszurichten. Und das wird freilich schwer genug.
Denn zum kommenden Heimspiel empfängt die BGL das Schlusslicht TG Stürzelberg – das am Wochenende durch einen Sieg gegen Köln aber selbst wieder neue Hoffnung schöpf
te. Dennoch: Diese Partie muss die BGL gewinnen, wenn sie sich in der kommenden Saison weiterhin Zweitregionalligist nennen möchte. Denn in den darauffolgenden beiden Begegnungen wird es zumindest vom Papier nicht einfacher. Am vorletzten Spieltag ist die BGL bei der Zweitvertretung von ETB Essen zu Gast – die man im Hinspiel nur dank einer unglaublichen Aufholjagd bezwingen konnte. Zum Saisonabschluss stellen sich dann noch die Sechtem Toros in der Glückauf-Halle vor.
Denn auch die Konkurrenz kann durchaus noch Erfolge einfahren. Die Hilden 96ers sind nach der Osterpause zunächst bei der BG Aachen zu Gast, die sich am Wochenende einen Ausrutscher leistete. Danach empfängt Hilden den Barmer TV und reist am letzten Spieltag zu den Südwest Baskets Wuppertal. Zwei Gegner, die mit nur einem Sieg mehr als die BGL und Hilden nun auch in den Abstiegskampf hereingeraten sind.
Ebenso wie die Sechtem Toros. Die Bornheimer spielen noch gegen Meckenheim und Köln II – und dann am letzten Spieltag eben in Lintfort. Es könnte am 27. April also zu einem absoluten Showdown in der Glückauf-Halle kommen.
Fazit
Bei der BGL ist man natürlich gewillt, das bereits im Vorfeld auszuschließen. Die Ausgangslage ist den Verantwortlichen allerdings bewusst. „Es gibt jetzt keine Ausreden mehr. Wir müssen alle drei Spiele gewinnen, wenn wir auf der sicheren Seite sein wollen“, sagt Buchmüller. Dann könnte man im Jahr des 70. Vereinsbestehens auch die zehnte Saison in Folge oberhalb der Oberliga in Ruhe angehen und genießen.