Rheinische Post - Xanten and Moers
Nicht jedes Graffiti ist gleich ein Problem
Bereits vor der Eröffnung der mehrere Millionen Euro teuren Skate- und Bikeanlage im Moerser Freizeitpark wurden die Rampen an mehreren Stellen mit Farbe besprüht. So reagiert die Stadt.
Die inoffizielle Eröffnung ist noch nicht einmal eine Woche her, und schon gibt es Diskussionen um den Zustand des Moerser Skate- und Bikeparks. Mit knapp 3000 Quadratmetern Fläche und vier Arealen gilt die Anlage im Freizeitpark als derzeit zweitgrößte in NRW. Gekostet hat sie irgendetwas um die 820.000 Euro.
Dabei ist der Skatepark nur ein Teil eines Ensembles, zu dem außerdem (unter anderem) eine neue „Plaza“mit einem besonderen Wasserspiel namens Wasserwandler, ein Spielplatz, eine neue Seifenkisten-Piste, ein WC, eine Bühne und ein Startplatz für Heißluftballons gehören. Alles zusammen sollte ursprünglich 4,9 Millionen Euro kosten, davon sind 80 Prozent Städtebau-Fördermittel von Land und Bund, die über die Bezirksregierung beantragt und bewilligt worden. Allerdings gab es schon im ersten Bauabschnitt, der unter anderem den technischen Ausbau des Aktiv- und Skateparks und den Rückbau des Sees beinhaltete, eine 60-prozentige Kostensteigerung.
Die Freie Fraktion Moers im Stadtrat (ehemals AfD) bemängelt nun, das Millionenobjekt sei bereits vor seiner offiziellen Eröffnung mit Graffitis verschmiert worden. In einer Anfrage an die Verwaltung heißt es, der Skaterpark Moers sei – wenn ordentlich geführt und beaufsichtigt - eine Bereicherung für die Moerser Jugend. Man wolle jedoch nicht, dass er „zu einem Steuergrab verkommt“. Von der Stadt erwarte man deshalb ein Gegensteuern inklusive „tragfähigem Konzept“.
Weil die Graffitis auf den Betonbauten bereits in den vergangenen Wochen entstanden sind – zu einer Zeit, als die Anlage zwar noch nicht geöffnet, aber schon fertig und nutzbar war – und zur offiziellen Eröffnung am 4. Mai unter anderem eine Betonwand gemeinsam mit einer Graffiti-Künstlerin gestaltet werden soll, mutmaßt die Freie Fraktion Moers, in der Grafenstadt gebe es bereits eine „Soft Acceptance“(zu Deutsch: inoffizielle Erlaubnis) für Graffitis.
Stadtsprecher Thorsten Schröder dementiert das nicht: „Fakt ist: Wir können die Anlage nicht rund um die Uhr kontrollieren und damit Schmierereien weder verhindern, noch sie jedes Mal komplett entfernen.“
Graffiti und Graffitikunst gehörten auch ein Stück weit zur Skater- und Bikerszene, sagt Schröder. „Deshalb können und müssen wir sie bis zu einem gewissen Grad akzeptieren. Die Grenze sind natürlich dann erreicht, wenn es sich entweder um inhaltlich Verbotenes
handelt, oder die Nutzbarkeit und Sicherheit der Anlage beeinträchtigt wird.“
Bestimmte Sprühfarben und Autolacke könnten die Böden und Rampen in der Tat rutschiger machen, erklärt der Stadtsprecher. Deswegen funktioniere auch kein
„Schutzanstrich“: „Skater und Biker brauchen eine gewisse Rauheit des Untergrunds.“
Um zu kontrollieren, welche Motive am Ende auf den Bahnen und Becken landen, schlägt die Freie Fraktion Moers unter anderem einen Verschönerungswettbewerb
für Künstler und Schulen vor. „Wir könnten uns einen Wettbewerb von Künstlern oder Schulen oder von beiden vorstellen, um unseren Skatepark zu verschönern“, heißt es in der Anfrage an die Stadt. Und weiter: „Internationale Beispiele, wie so etwas aussehen könnte, gibt es mannigfach, nicht nur in Europa, sondern weltweit“.
Aber auch einen „Platzwart“und/ oder Überwachungskameras am Skatepark denkt die ehemalige AfDFraktion laut nach. Schließlich, heißt es, gehe es um ein Moerser Vorzeigeprojekt, das „zu einem Symbol des Versagens unserer Stadt“zu werden droht.
Thorsten Schröder bleibt bei dem skizzierten Szenario gelassen. „Der Skatepark ist seit gerade mal einer Woche geöffnet“, sagt er. „Was Müll und mögliche Verschmutzungen rund um die und auf der Anlage betrifft, beobachten wir die Lage natürlich. Zuständig wäre so oder so die Enni. Bei den Graffitis setzen wir aber auch ein Stück weit auf soziale Kontrolle – jetzt, da der Skatepark eröffnet ist und wahrscheinlich jedem Tag intensiv genutzt werden wird.“