Rheinische Post - Xanten and Moers
Kleines Lob der Sommerzeit
Alle halbe Jahre wieder kommt die Zeitumstellung. Auch an diesem Wochenende: In der Nacht zu Ostersonntag werden die Uhren von 2 Uhr auf 3 Uhr vorgestellt. Der Wechsel ist unbeliebt – in einer EU-weiten Umfrage vor einigen Jahren sprachen sich mehr als 80 Prozent für die Abschaffung aus. Seit Jahren arbeitet die EU an der Umsetzung. Klar ist: Ihren ursprünglichen Zweck hat die Sommerzeit verfehlt. Durch mehr Tageslicht am Abend sollte Strom gespart werden. Der Effekt trat nicht ein. Doch das beantwortet noch nicht die Frage, ob es stattdessen eine ewige Winter- oder eine ewige Sommerzeit geben sollte. Spätestens hier wird es nämlich knifflig. Eine dauerhafte Sommerzeit würde dazu führen, dass es abends länger hell bleibt, allerdings auch dazu, dass die Sonne im Winter sehr spät aufgehen würde. Kinder würden dann die ersten zwei Schulstunden im Dunkeln verbringen. Eine dauerhafte Winterzeit halten Experten deshalb für sinnvoller. Doch auch sie hätte Folgen. Besonders im Osten Europas würde man viele helle Stunden schlicht verschenken – durch sehr frühen Sonnenauf- und -untergang.
Ob sich die EU je auf eine Zeit ohne Umstellung verständigen kann, ist fraglich. Über allem schwebt ohnehin ein grundsätzlicheres Problem: dass es von Polen bis Spanien nur eine Zeitzone gibt. Für den Biorhythmus der Menschen auf den verschiedenen Längengraden ist das laut Schlafforschern nämlich nicht optimal. Die halbjährliche Zeitumstellung federt das Problem ein wenig ab: Im Winter wird es früher hell, im Sommer haben wir mehr Sonne am Abend. Das darf zwar nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Zeitumstellung einige Menschen belastet. Aber selbst eine Abschaffung von Winter- und Sommerzeit würde sie dazu zwingen, sich umzugewöhnen. Auch eine Einheitszeit hätte einschneidende Konsequenzen. Nicht nur deshalb ist die halbjährliche Zeitumstellung besser als ihr Ruf.