Rheinische Post - Xanten and Moers
GOTT UND DIE WELT Flucht nach vorn
Angst und Sorge schieben sich vor die Osterfreude – denn jedes Leben ist kostbar.
Österlich sind die Empfindungen in diesem Jahr eher nicht. Festliche Freude kommt kaum auf. Sehr präsent sind die vielen Orte, an denen Leid und Not Menschen bitter betreffen. Karfreitagsstimmung trifft eher die Wirklichkeit heute. Tod und Trauer gibt es weltweit. Auch Königshäuser bleiben nicht verschont. Menschen suchen Antworten auf die Fragen des Lebens. Erfüllen die Religionen diese Hoffnung? Politische Interessen überlagern die religiösen Überzeugungen: im Judentum im Gazastreifen, im Christentum in der Ukraine, im Islam in Äthiopien. Menschen fliehen vor Menschen.
Ja, letztlich entkommt niemand dem eigenen Tod. Die Situationen, in denen Menschen sterben, unterscheiden sich jedoch sehr. Wer noch in das
Leben fliehen kann, der fliehe! Wie sehr werden die Eltern mit ihren beiden kleinen Kindern in Solingen gelitten haben, als sie merkten: Vor dem Feuer ist keine Flucht mehr möglich. Unvorstellbar grausam ist ein solches Geschehen. Welche Menschen bereiten anderen Menschen einen solchen Tod? Stumm gedenken wir derer, die nicht mehr fliehen konnten. Im gesellschaftlichen Gespräch stellen Menschen zunehmend infrage, ob eine Todesnot zur Flucht motiviert oder die Erwartung von Sicherheit und Wohlstand. Was ist der Unterschied? Menschen begeben sich in die Todesgefahr auf den Meeren, um ein gesichertes Leben zu finden. Ihre Hoffnung ist stärker als ihre Ängste. Leicht fällt diese Flucht wohl niemandem. Jedes Leben hat einen einzigartigen Wert. Die in Freiheit zu gestaltende Lebenszeit ist kostbar.
Warum ist Jesus nicht geflohen, als es kritisch für ihn wurde? Warum geht er sogar an die Stätte der Entscheidungen nach Jerusalem? Auch Jesus wollte leben. Noch am Ölberg dachte er über Fluchtpläne nach. Am Kreuz hat er dann geschrien. Jesus wollte leben. Er wollte zugleich nicht die Flucht ergreifen. Er hatte eine Aufgabe, eine Sendung: Er hat Gottes zur Versöhnung bereite Liebe im Sterben bezeugt. Er blieb friedfertig bis zuletzt.