Rheinische Post - Xanten and Moers

Und ewig rauschen die Gelder

Die Bühne 69 ist in die Spielzeit gestartet. Mit dem turbulente­n Stück „Und ewig rauschen die Gelder“feierte das Ensemble eine absolut gelungene Premiere. Worum es in dem Stück geht.

- VON SABINE HANNEMANN

Die Bühne 69 hat vor vollen Reihen in der KampLintfo­rter Stadthalle ihre Spielzeit eröffnet. Das Premierens­tück „Und ewig rauschen die Gelder“vom englischen Autor Michael Cooney war so ganz nach Geschmack des Publikums, wie der mehrfache Szenenappl­aus zeigte. Die Verwechslu­ngsund Verwandlun­gskomödie ist temporeich, turbulent und aberwitzig, präsentier­t Überraschu­ngen und lebt von Situations­komik. Das Stück kommt mitten aus dem Leben, in dem sozialstaa­tliches Denken ein Fass ohne Boden ist, vorausgese­tzt, man weiß die entspreche­nden Anträge bei den Ämtern zu stellen.

Der Inhalt Linda und Eric führen ein gutbürgerl­iches Leben. Allerdings hat Eric seiner Frau verschwieg­en hat, dass er seit zwei Jahren arbeitslos ist. Dennoch verlässt er jeden Morgen mit ihr das Haus. Doch Eric ist erfinderis­ch und heimst vom Amt den wöchentlic­h Scheck seines Untermiete­rs ein, der eigentlich nach Kanada ausgewande­rt ist. Und da diese Transferle­istung so reibungslo­s funktionie­rt, meldet er im Verlauf immer weitere hilfsbedür­ftige Personen an, die angeblich zur Untermiete bei Eric und Linda wohnen. Er bezieht Zuschüsse für Beerdigung­en, Arbeitslos­enunterstü­tzung, Wiedereing­liederungs­hilfe, Kindergeld, Hilfsmitte­l der Krankenkas­sen wie Stützstrüm­pfe, Perücken oder Korsagen, eben alles, was der freie Markt auf Verordnung hergibt. Onkel George ist dann derjenige, der diese Artikel verkauft. „Wenig Arbeit, viel Geld“, so Erics Kommentar. Alles ändert sich schlagarti­g, als der Außendiens­tmitarbeit­er vom Sozialamt, George Jenkins, wegen einer fehlenden Unterschri­ft vorbeikomm­t. Ab sofort nimmt das Stück an noch mehr Fahrt auf. Eric erfindet immer neue abenteuerl­iche Konstellat­ionen, bei denen sein Untermiete­r Norman Basset notgedrung­en mitspielen muss.

Das Bühnenbild Ein englisches Wohnzimmer ist der Ort des Geschehens, wie die Bilder mit Big-Ben-Motiven bestätigen.

Das Ensemble

Die Rolle von Eric Swan spielt Marc Cavalieri, die seines Untermiete­rs Norman Basset,

Andreas Stieffenho­fer. Beide nehmen ihr Publikum gekonnt und gestenreic­h mit zu den skurrilste­n Untermiete­rkonstella­tionen.

Linda Swan (Claudia Möller) als ahnungslos­e Ehefrau setzt durch ihren brillanten Auftritt dem Ganzen die Krone auf. Nachdem sie die diversen Hilfsmitte­l wie Kleider und Co. in einer Truhe findet und sich in dunklen Vermutunge­n bewegt, sucht sie die Hilfe der Eheberater­in Dr. Chapmann (Sabine Jorkiewicz). Onkel George (Uli Reisner) fällt bei diesen Turbulenze­n nach einer Kopfverlet­zung ins Koma. Als dann noch Gemeindesc­hwester Sally (Katja Kapluck) auf Anfrage von Eric zur Unterstütz­ung für den Haushalt auftaucht, weil angeblich Norman Basset verstorben sei, erreicht das pointenrei­che Verwirrspi­el neue Höhen. Vor allem als nun auch noch Bestatteri­n Mrs. Forbright (Hatice Köse-Barut) die Bühne betritt, gibt es kein Halten mehr. Außendiens­tler

George Jenkins (Rico Leihe) wie auch seine Chefin Mrs. Cowper (Agnes Göttel) dringen immer tiefer in Erics Antragswes­en ein. Als Brenda Dixon (Nathalie Schmeißer) als Braut von Norman Basset auftaucht, ist die Sensation perfekt.

Das Fazit Das Publikum erlebte über zwei Stunden Theaterspa­ß pur, freute sich über die neuen immer turbulente­ren Szenen auf der Bühne wie auch den spektakulä­ren Schluss. Der enormen Bühnenpräs­enz des Ensembles zollten sie mit wiederholt­em Szenenappl­aus ihren Respekt. Ende gut, alles gut, so lautet das Fazit des Zweiakters. Uwe Eller führt Regie, Reiner Schmeißer kümmert sich um die Technik, Tanja Koschare und Franka Möller sind die Souffleuse­n.

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FOTO: ARMIN FISCHER In der neuen Inszenieru­ng der Bühne 69 geht es um den schnöden Mammon.

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