Rheinische Post - Xanten and Moers
Die neuen Betrugsmaschen
Insgesamt 2664 Betrugsfälle gab es im Kreis Wesel im vergangenen Jahr. Dabei ändern Täter immer mal wieder ihre Vorgehensweise. Im Netz weisen Polizei und Justiz jetzt auf aktuelle Betrugsmaschen hin.
Enkeltrick, Schockanrufen oder falsche Polizeibeamte: Von 485 Betrugsversuchen waren im Kreis Wesel im vergangenen Jahr immerhin 37 erfolgreich. Das geht aus der aktuellen polizeilichen Kriminalitätsstatistik hervor. Insgesamt stieg die Zahl der Betrugsdelikte 2023 auf 2664 Fälle. Dabei ändern Täter immer mal wieder ihre Masche. Manchmal seien es nur minimale Variationen bekannter Muster, manchmal ganz neue Vorgehensweisen, erklärt eine Sprecherin der Kreispolizei. Umso wichtiger sei es, in allen Lebenslagen wachsam zu sein. Auf ihren Internetseiten weisen die Polizei und das Amtsgericht Moers deshalb unter anderem auch auf aktuelle Betrugsmaschen hin.
Die Vorwerk-Masche Vor einigen Wochen gingen bei der Kreispolizeibehörde Wesel die ersten Hinweise zu Betrügern ein, die sich als Mitarbeiter der Firma Vorwerk ausgeben. Die Masche, heißt es, sei auch in anderen Behörden bekannt und inzwischen auch im Kreis Wesel angekommen. Konkret funktioniert sie so: Ein Mann sucht gezielt Kunden auf, die bereits einen Staubsauger der bekannten Firma besitzen.
In den bekannten Fällen im Kreis Wesel waren die Opfer allesamt älter. Von dem vermeintlichen Mitarbeiter ließen sie sich bei Bedarf ihre Staubsauger reparieren und kauften nicht firmenzugehörige Ersatzteile und Zubehör zu überteuerten Preisen. Erst im Nachhinein fiel dann auf, dass Bargeld oder Schmuck aus der Wohnung fehlten.
In einem Fall, so schildert es die Polizei, forderte der Täter eine viel zu hohe Rechnung, die vom Opfer auch beglichen wurde. Die Schadensummen, heißt es, befänden sich jeweils im vierstelligen Bereich. Ob es sich tatsächlich um einen Mitarbeiter der Firma Vorwerk handelte oder der Täter lediglich eine solche Tarnung angenommen hat, sei derzeit Gegenstand der kriminalpolizeilichen Ermittlungen.
Die Gerichtsvollzieher-Masche
Derweil warnt das Amtesgericht Moers auf seiner Internetseite unter anderem vor betrügerischen Anrufen eines angeblichen Gerichtsvollziehers. Hintergrund: Beim Amtsgericht Duisburg ist ein entsprechnder Fall bekannt geworden. Als Rückrufnummersei dort die 0203 9928441 angegeben, schreibt das
Amtsgericht Moers. Dabei handele es sich jedoch um die Fax-Nummer des Amtsgerichts Duisburg.
Die Grundbuch-Masche Vorsicht empfiehlt sich auch bei Grundstücksangelegenheiten. Laut dem Amtsgericht Moers bieten zurzeit vermehrt private Anbieter über ihre jeweiligen Internetseiten den Online-Abruf von Grundbuchausdrucken gegen ein zusätzliches Bearbeitungsentgelt
an. Dies, heißt es, sei oft deutlich höher als die amtliche Gebühr von 10 Euro. Darüber hinaus seien auch Fälle bekannt geworden, in denen Online-Anbieter nicht über die erforderliche amtliche Zulassung für den automatischen Abruf von Grundbuchausdrucken verfügten. In solchen Fällen sei trotz des gezahlten Bearbeitungsentgelts kein Grundbuchausdruck ausgestellt worden.
Die Logo-Masche Bereits im März hat der Kreis Wesel vor falschen Bescheiden gewarnt, die per Post verschickt werden. Wie die Verwaltung damals mitteilte, firmieren die Absender in ihren Schreiben als Kreisverwaltung und Stadt Wesel und nutzen dabei das offizielle Logo des Kreises Wesel im Briefkopf. In dem Schreiben werden die Empfänger aufgefordert, 289 Euro für eine Reinigungsgebühr im Rahmen der
Initiative „Saubere Innenstädte“auf ein Konto zu überweisen. Der Kreis warnt ausdrücklich davor, das zu tun. Das Schreiben sei Teil einer Betrugsmasche. Wer eine solche Zahlungsaufforderung im Briefkasten habe, solle die Polizei informieren.
Die Datenklau-Masche Die Stadtwerke Kamp-Lintfort haben unlängst auf Betrüger aufmerkamsam gemacht, die sich als Mitarbeiter der Stadtwerke ausgeben. Die Vertreter, heißt es, fordern zum Beispiel dazu auf, die Schlussrechnung vorzulegen, um angeblich bessere Tarife für die Kunden herauszufinden. Dadurch kommen sie aber an sensible Daten.
Was die Polizei rät Oftmals seien ältere Menschen das Ziel von Betrügern, was grundsätzlich aber niemanden davor bewahre, ebenfalls ins Visier von Kriminellen zu geraten, sagt die Polizei. Wer ältere Menschen umsorgt und betreut, solle mit ihnen über die Maschen der Betrüger sprechen und Verhaltenstipps der Polizei weitergeben. Grundsätzlich, heißt es, sei es richtig und wichtig, in „komischen Situationenen“auf das eigene Bauchgefühl zu hören, sich nicht unter Druck setzen zu lassen und lieber einmal mehr als zu wenig bei der Polizei um Hilfe zu fragen.
Bei der Polizeidienststelle für Kriminalprävention und Opferschutz an der Schillstraße 46 in Wesel, Telefon 0281 107 - 4420, können zudem kostenlose Informationsbroschüren angefordert werden, um sich zu informieren. Darin werden unter anderem verschiedene Straftaten vorgestellt und Präventionstipps gegeben.