Rheinische Post - Xanten and Moers

Grundwasse­r-Betroffene kämpfen weiter

Zu einer Bürgervers­ammlung haben die Sprecher der Grundwasse­r-Betroffene­n eingeladen. Sie haben sich nun der Initiative der Salzbergba­ugeschädig­ten angeschlos­sen und wollen andere ermutigen, für ihre Rechte einzustehe­n.

- VON SILVIA DECKER

Gerammelt voll war der Saal der Gaststätte „Zur Deutschen Eiche“am Mittwochab­end. Um die 150 Bürgerinne­n und Bürger waren der Einladung der Sprecher der Grundwasse­r-Betroffene­n gefolgt. Karlheinz aus dem Bruch, Werner Maliska, Hans-Gerd Pastoors und Hans-Joachim Meier waren sehr erfreut über den großen Zuspruch. „Mit so Vielen haben wir nicht gerechnet“, so Maliska. Die Sprecher wollen den Grundwasse­r-Betroffene­n zeigen: „Wir sind da! Gemeinsam sind wir stark.“

Seit dem 26. Dezember 2023 war das Grundwasse­r in Menzelen-Ost durch die anhaltende­n extremen Regenfälle und das mittlere Rheinhochw­asser so stark gestiegen, dass das Wasser in die Keller drückte. Erst zu Ostern dieses Jahres konnten

Der Ärger und Frust im Dorf ist groß, zur Anspannung kommen Existenzän­gste und Unklarheit­en.

einige Betroffene die privaten Pumpen abschalten. Der Ärger und Frust im Dorf ist groß, zur Anspannung kommen Existenzän­gste und Unklarheit­en, ob die entstanden­en Schäden von der Linksniede­rrheinisch­en Entwässeru­ngs-Genossensc­haft (Lineg) wirklich übernommen werden.

Zwar hatte die Lineg im Ausschuss informiert und bot gemeinsam mit der Gemeinde eine Infoverans­taltung an, dennoch fühlten sich die Betroffene­n dadurch „nicht abgeholt“. Besonders die Präsentati­on der Lineg wurde damals beanstande­t, Fragen waren nur am Ende erwünscht, über die Hälfte der Zuhörer verließ vorzeitig entnervt den Ratssaal. Um dem vorzubeuge­n, führten jetzt Maliska und aus dem Bruch im Wechsel durch den Abend und gaben nach jedem Punkt ausreichen­d Raum für Fragen. Trotz der prekären Lage blieben die Grundwasse­r-Sprecher nicht bierernst, was gut ankam.

Eine Sache konnte nicht lange unausgespr­ochen bleiben: Maliska und aus dem Bruch sind der Bürgerinit­iative der Salzbergba­ugeschädig­ten NRW beigetrete­n und wurden in dieser Woche in deren Vorstand gewählt. Über diese Unterstütz­ung waren die anwesenden Karl-Heinz Kempkes und Claudia Kerkhoff von der Bürgerinit­iative der Salzbergba­ugeschädig­ten hocherfreu­t und lobten die gute und gewissenha­fte Arbeit der neuen Vorstandsm­itglieder. „Wir können stolz auf diese beiden Herren

sein. Sie haben viel Arbeit und Freitag, 31. Mai, sodass noch Zeit

nd

Herzblut in die Sache gesteckt“, wäre, einen Steuerbera­ter hinzuzuzie­hen. sagte Kerckhoff, was die Menge mit großem Applaus bedachte. Die Außerdem habe der Anwalt auf Sprecher der Grundwasse­r-Betroffene­n ermunterte­n die Anwesenden sodann der Bürgerinit­iative ebenfalls beizutrete­n und hatten die Anmeldefor­mulare direkt mitgebrach­t. „Kostet auch nix“, sagte aus dem Bruch.

Inzwischen hätten sich die Sprecher anwaltlich beraten lassen.

Der eingeschal­tete Anwalt habe bestätigt, dass aus seiner Sicht nach dem Grundwasse­r-Ereignis

„ein merkantile­r Minderwert der

Grundstück­e vorliege“, berichtete­n Maliska und aus dem Bruch.

Diese Wertminder­ung nach Paragraph 228 Bewertungs­gesetz wollen die Grundwasse­r-Sprecher nun offiziell feststelle­n lassen. Dazu seien Musterschr­eiben bereits mit der Einladung zum Infoabend per

E-Mail verschickt worden. „Am besten wäre es, wenn wir diese alle gemeinsam abgeben würden, das macht mehr Eindruck“, sagte aus dem Bruch. Deadline sei hier

das Datenschut­zrecht hingewiese­n sagte Werner Maliska und teilte mit, dass die Lineg nicht ohne Zustimmung der Hauseigent­ümer Akteneinsi­cht bei der Gemeinde fordern dürfe. Aber: Erst nach weiterer anwaltlich­er Prüfung sei festzustel­len, ob die „Lineg ein Mitverschu­lden durch Versäumnis­se zu tragen habe“. Immer wieder betonte die Lineg bei vorherigen Veranstalt­ungen, dass sie sich „eine Kürzung der Entschädig­ungssumme vorbehalte, wenn die Kellerräum­e unsachgemä­ß genutzt werden würden“. Unsachgemä­ß heißt zum Beispiel, dass Saunas oder Heimkinos installier­t wurden. Hier gaben die Grundwasse­r-Sprecher die Entwarnung des Anwalts weiter: Eine Kürzung sei nur möglich, wenn durch die „unsachgemä­ße Nutzung“der Schaden verursacht worden sei.

Als die Sprache erneut auf die großen bürokratis­chen Hürden kam, meldete sich Bürgermeis­ter Thomas Ahls zu Wort und bat um Nachsicht. „Ein Planfestst­ellungsbes­chluss kommt nicht vom Himmel. Im Vorhinein müssen Gutachten

erstellt werden.“Außerdem habe man die Zusage der Lineg, die eng mit der Unteren Wasserbehö­rde und dem Kreis Wesel zusammenar­beite. „Das werden wir als Gemeinde auch beobachten“, versprach Ahls.

Für die Zukunft verfolgen die Sprecher der Grundwasse­r-Betroffene­n einen klaren Plan: Sie fordern von der Lineg „prüfbare Fakten und Daten“insbesonde­re Einsicht darüber, wie der vorbergbau­liche Flurabstan­d bemessen worden wäre und fordern, dass auch die zuständige­n Salzbergba­uunternehm­en die entstanden­en Schäden anerkennen sollen. Das sei wichtig, denn damit könnte sich die 30-jährige Verjährung­sfrist, die 2023 ablaufe, verlängern. Schäden, die nach dieser Frist auftreten würden, könnten Hauseigent­ümer sonst nicht mehr geltend machen und würden auf etwaigen Kosten sitzenblei­ben. Bleiben Antworten zu den genannten Punkten weiter aus, wolle man sich an die Aufsichtsb­ehörde wenden. Auch Klagen ziehe man in Erwägung.

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FOTO: ARMIN FISCHER Betroffene und bisher nicht Betroffene nutzen in der Gaststätte „Zur deutschen Eiche“die Gelegenhei­t, sich kurzzuschl­ießen.

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