Rheinische Post - Xanten and Moers
Reizvolle Himmelfahrt mit Bach und Telemann
Klassik Die Musikwissenschaft hat eine Vorliebe fürs Kleingedruckte, für die Genauigkeit der Argumentation. So findet man im Bach-Werke-Verzeichnis unter der Nummer 11 die Kantate „Lobet Gott in seinen Reichen“, die frühen Nummern in diesem Katalog sind allesamt den Kantaten vorbehalten. Nur, sagen die Musikologen: Es ist gar keine Kantate, sondern ein waschechtes Oratorium, weil ihm eine biblische Handlung zugrunde liegt. Zudem hat Bach es selbst ein „Oratorium Festo Ascensionis Christi“genannt. Also doch ein „Himmelfahrts-Oratorium“. Das kostbare Werk beginnt mit einem von Trompeten umglänzten Eingangschor, da kann man Eindruck schinden. Das kann man vom Eröffnungschor der Kantate „Auf Christi Himmelfahrt allein“BWV 128 ebenfalls sagen, dieses Werk wird allerdings nur selten aufgeführt. Das Instrumentarium ist angesichts der Kürze des Werks (18 Minuten) sehr umfangreich: vier Oboen, zwei Hörner, Trompete. Den drei Solisten sind anspruchsvolle Aufgaben zugedacht. Bach ließ sich nicht lumpen. Beiden Werken kann man nun auf einer sehr schönen CD des Ensembles Vox Luminis und des Freiburger
Barockorchesters unter Lionel Meunier begegnen; sie ist bei Alpha Classics erschienen. Das Spezielle der Produktion ist, dass die beiden Bach-Kompositionen die Himmelfahrtskantate von Georg Philipp Telemann umrahmen, die fast nie aufgeführt wird. Sie heißt „Ich fahre auf zu meinem Vater“, und wie so oft fällt der Qualitätsvergleich zwischen Bach und
Telemann nicht so eindeutig aus, wie manche das glauben. Telemann war ein Großmeister mit originellen Ideen und meisterhaft beherrschtem Handwerk. In seinen vielen famosen Momenten kann er mit Bach mithalten.
Dieser gewünschte Effekt liegt aber auch an der überaus inspirierten, stilvollen und virtuosen Interpretation durch den feinen Chor, das exzellente Orchester und den gedankenvollen Dirigenten Meunier. Alles wird ins beste Licht getaucht, Details wird liebevoll nachgespürt.