Rheinische Post - Xanten and Moers
Erstmals geht‘s auch um den Ladies Cup
Die Deutsche Meisterin Larissa Papenmeier sowie Kim Irmgartz, DM-Zweite und Miss NRW 2019, sind am 1. Mai mit dabei.
Auch wenn Bornheim nur 100 Kilometer von KampLintfort entfernt sind, fährt Kim Irmgartz nicht mit ihrer MotocrossMaschine zum Eyller-Berg-Rennen, am Mittwoch, 1. Mai. Die Straßen sind schlichtweg zu eben. Was fehlt, das sind die Sprunghügel, die tiefen, ausgefahrenen Kuhlen und der sportliche Dreck, der in aller Regel ab Platz zwei gefressen werden muss. Dazu kommt natürlich die Straßenzulassung, die das motorisierte Sportgerät genau so wenig hat wie Scheinwerfer und Rücklicht. Aber die 33-jährige Irmgartz freut sich riesig auf das Spektakel. „Kamp-Lintfort ist nicht so weit. Da kommt die Familie mit“, hofft die – vor Corona – zweimalige Deutsche Vizemeisterin auf verwandte Unterstützung auf dem wunderschönen Naturkurs an der Eyller Straße vor den Toren der Kleinstadt.
Am Sonntag, 21. April, sollte der „Deutschen Motorsport Verband (DMV) MX Ladies Cup“im hessischen Aufenau, einem Ortsteil der Kleinstadt Wächtersbach, losgehen. Doch das Rennen in der von Bornheim 235 Kilometer entfernten Piste fiel ins Wasser. So startet das erste Rennen im Ladies Cup, der Deutschen Meisterschaft der Frauen, am 1. Mai in Kamp-Lintfort. Und das zum ersten Mal. Kim Irmgartz macht sich in der Gesamtwertung wenig Hoffnungen auf den DMTitel: „Einige Mädels haben dann schon zwei WM-Läufe hinter sich. Das macht schon was aus.“Und neben der internationalen Konkurrenz ist da auch noch Larissa Papenmeier.
Die 34-jährige Fahrerin aus Bünde ist im deutschen Frauen-Motocross das Maß aller Dinge. Und dies schon seit vielen Jahren. Damit kommen zwei der momentan stärksten deutschen Crosserinnen aus Nordrhein-Westfalen. Und beide wollen auf dem Kamp-Lintforter Eyller Berg fahren, neben einer ganzen Reihe hochkarätiger internationaler Fahrerinnen. „Sie ist sehr schnell“, sagt Kim Irmgartz über Papenmeier, ohne gleich die Hand vom Gasgriff zu nehmen. Denn kein Wettbewerb ist entschieden, bevor die Zielflagge geschwungen wird. Doch Papenmeier, die nebenbei zu den engagierten Organisatorinnen des Ladies Cups gehört, ist schwer zu bezwingen. Und wenn das eine
deutsche Vizemeisterin sagt, hat die Aussage Gewicht.
Papenmeier wurde unter anderem Dritte der Frauen-Weltmeisterschaft 2019, ist zehnmalige und amtierende Deutsche Meisterin im DMV MX Ladies Cup. Obwohl die Deutschen Meisterschaften der Frauen offiziell erst ab 2025 eine eigene Serie mit mehreren Rennen erhalten werden. In diesem Jahr wird der Titelkampf sozusagen noch als Testballon am 18. und 19. Mai im Rahmen der EMX-Veranstaltung im baden-württembergischen Reutlingen ausgetragen.
Aber kaum ein Mensch in Deutschland kennt die Entwicklung im Frauen-Motocross so genau wie Larissa Papenmeier. Immerhin hat sie bereits als Fünfjährige mit diesem Sport angefangen. Kim Lambertz war „schon“sechs bei ihrer Premiere. Als Papenmeier endlich durchstarten konnte, hatte sie aber bereits ihre Mama mehr als anderthalb Jahre intensiv genervt, bis sie eine kleine Maschine bekommen hat. Und seitdem fährt sie Motocross. Anfangs mit Jungs. Und mit Kim Irmgartz. Denn die beiden Mädchen starteten im gleichen Verband und fuhren bei den gleichen Meisterschaften mit. Die Familien freundeten sich an, verbrachten häufig die Urlaube miteinander –
„so im Alter von sieben bis 18“, erinnert sich Papenmeier – und noch viel häufiger die Renntage.
Als dann 2004 erstmals der World Cup und 2005 die Weltmeisterschaft für Motocross-Frauen startete, war Larissa Papenmeier sofort dabei, als 15-Jährige. „Ich fahre in diesem Jahr meine 20. WM-Saison“, lacht sie über ein erstaunliches Jubiläum. So konsequent mischte Kim Irmgartz bei diesen internationalen Wettbewerben dann nicht mit. Aber ganz ausgelassen hatte sie diese Spektakel in jüngeren Jahren auch nicht.
Die Bornheimerin entwickelte andere Interessen, ohne ihr Motocross aus den Augen zu verlieren. Im Dezember 2019 wurde die Ausbilderin an der Polizeischule Brühl zur
Miss NRW. Damit wiederum qualifizierte sie sich für den Wettbewerb der Miss Germany 2020, bei dem sie ins Finale der schönsten zwölf Frauen Deutschlands kam. „Das ist aber nicht mehr so wie früher, wo die Mädchen im Bikini rumlaufen müssen“, beschreibt Irmgatz die Entwicklung zu den heutigen MissWahlen. Aber nicht nur dort ist viel passiert, auch im Frauen-Motocross hat sich mittlerweile vieles weiterentwickelt. Allerdings bei weitem nicht in dem Tempo, in dem die Crosserinnen über die Pisten fahren. Auch dort mahlen die Mühlen eher langsam.
Und was herausgekommen ist, begeisterte die Macherin Larissa Papenmeier nicht wirklich. Teure Lizenzgebühren und deutlich weniger Preisgeld wurden vom Verband geplant. „Nun übernimmt erst einmal der ADAC die Gebühren“, weiß Papenmeier, die in der Entwicklung seitens des Verbands anfangs gar nicht mit ins Boot genommen worden war. Allerdings wäre es schwierig geworden, an ihr vorbeizukommen. Immerhin organisiert sie den DMV MX Ladies Cup, quasi der Vorläufer der Deutschen Meisterschaft (DM). Und bei der DM geht es momentan noch um A-, Boder C-Lizenzen.
Fahrerinnen wären mehr als genügend da, versichert Papenmeier. Sie befürchtet lediglich, dass Bürokratie und Unwissenheit bei den Entscheidenden für eine unattraktive Ausrichtung sorgen und einige Damen verschrecken könnte. Deshalb stehe sie momentan nicht uneingeschränkt zu den Plänen des Deutscher Motor Sport Bund (DMSB), hofft auf entsprechende Nachbesserung.
Wenn die DM schließlich in trockenen Tüchern ist, hofft sie aber gleichzeitig, erste Gewinnerin des neuen Titels zu sein. Genau wie in Kamp-Lintfort. „Ohne überheblich sein zu wollen, aber es ist für die anderen Fahrerinnen schon schwierig, mich zu schlagen“, so Papenmeier. Sie kennt die Naturpiste am Eyller Berg. „Die Strecke ist super, hat einen geilen Boden. Ich will da gewinnen.“
Papenmeier gehört eben auch zu den Starterinnen, die vor KampLintfort bereits zwei WM-Läufe hinter sich gebracht haben wird. Nach dem beiden Rennen im spanischen Arroyomolinos nahe Madrid und in Riola Sardo auf der italienischen Insel Sardinien liegt Papenmeier auf Rang acht. Insgesamt sechs Rennen stehen derzeit auf dem WM-Programm. Doch zwischendurch tritt sie, wie einige andere WM-Mitstreiterinnen, in Kamp-Lintfort an.