Rheinische Post - Xanten and Moers
Von der Feinsinnigkeit des Fotografierens
Zwanzig Jahre ist es her, dass der weltweit tätige Moerser Fotograf Frank Schemmann eine Einzelausstellung im Peschkenhaus hatte. Jetzt ist er zurück – mit einer beeindruckenden Werkschau.
Außergewöhnliche Fotografien und bewegte Bilder von Menschen verschiedener Couleur erwartet die Besucher des Peschkenhauses seit dem Wochenende in dessen Räumlichkeiten. Die Ausstellung, gefördert von der Sparkasse am Niederrhein, die den schlichten Titel „Schemmann“trägt, zeigt vor allem Fotoarbeiten aus den letzten drei Jahrzehnten des Visual Artists Frank Schemmann. Zusammen mit Kurator André Schweers haben die beiden aus dessen häuslichem Archiv eine bemerkenswerte Ausstellung auf die Beine gestellt.
Zwanzig Jahre ist es her, dass der in Moers und Berlin zugleich lebende und weltweit tätige Fotograf Schemmann eine Einzelausstellung im Peschkenhaus hatte. Doch die jetzt gezeigte Werkschau gibt hintergründige Einblicke in seine fotografischen Kunstwerke. „Was für Geschichten stecken eigentlich hinter den Bildern und was geben diese wiederum preis von Schemmanns Absichten, diese überhaupt zu machen“, lautet Schweers kluges Konzept für diese Ausstellung.
Drei Wochen lang habe man die Ausstellung gehängt, berichten Schweers und Schemmann. „Mit dieser Ausstellung wird die Fotografie gefeiert“, freut sich Letzterer – auch, weil diesmal ausschließlich meine eigenen Fotoprojekte gezeigt würden und Arbeiten, die ich im Auftrag von Agenturen für die Mode- und Beautybranche oder für Werbezwecke anderer Produkte der Industrie mache, hier völlig außen vor blieben, sagt Schemmann.
Die etwa hundert an der Zahl gezeigten Exponate sind auf fünf Räume im Erdgeschoss und ersten Obergeschoss verteilt. Als erste Station eingangs rechts trifft man auf das „Wohnzimmer“. So hat Schemmann diesen Raum genannt, weil hier sehr persönliche Begegnungen mit den Portraitierten entstanden. Den Brechtsatz „Die Situationen sind die Mütter der Menschen“hat er diesem Raum zudem als Motto gewidmet. Zu sehen sind hier als Prominente zum Beispiel die Fußballspieler Manuel Neuer und Günter Netzer, Hans Dietrich Genscher, der US-amerikanische Schauspieler Jack Nicholson sowie der Komiker Wigald Boning.
Der Raum eingangs links dagegen zeigt Fotos mit Posen von der in Berlin lebenden kolumbianischen Choreografin und Tänzerin Martha Hincapié Charry, adressiert an die fünf wichtigsten Menschenrechte,
darunter das Recht auf Leben, Freiheit und Sicherheit sowie das Verbot von Sklaverei und Folter. Auf dem Weg zur nächsthöheren Etage, begegnet man auf deren Flur einem Großbild von einer sechsköpfigen Musikgruppe aus Boston.
Im ersten Obergeschoss gibt es dann drei Räume, die folgende Themen zum Inhalt haben: Das Musikzimmer, das Porträtzimmer und das Demenzzimmer. Im „Musikzimmer“hängen auf schwarzem Untergrund Fotos, die nicht nur, aber auch auf dem Moers Festival aufgenommen wurden, wie zum Beispiel Helge Schneider im Jahr 2012. Im gegenüberliegenden „Porträtzimmer“trifft man unter anderem auf den Schauspieler Jürgen Vogel und die 2019 verstorbene Schauspielerin Hannelore Elsner. Von ihr ist
zum Thema „Haut“eine wunderbare kunst-ästhetische Nacktaufnahme für das Magazin der Süddeutschen Zeitung zu sehen. Im dahinterliegenden Treppenabsatz der Etage befindet sich noch eine Kurzfilmstation mit Musikvideos. Die vier gezeigten Vierminüter sind als Loop zusammengeschnitten.
Eine ganz besondere Atmosphäre entsteht für die Besucherinnen und Besucher dagegen im „Demenzzimmer“. Hier gibt es Fotoaufnahmen von Demenzerkrankten (aus dem Moerser Rudolf-Schloer-Stift übrigens) sowie Filminterviews mit deren Angehörigen. Besonders in diesen Aufnahmen wird Schemmanns ganze Feinsinnigkeit sichtbar – hinsichtlich seiner Verantwortung und seines Vertrauens gegenüber den Porträtierten.