Rheinische Post - Xanten and Moers
Erwin Kohl liest „Braune Nächte“im Amplonius vor
(up) Erwin Kohl hat zahlreiche Krimis geschrieben. Neben 15 Romanen sind auch Kurzgeschichten von ihm erschienen. Eine heißt „Braune Nächte“, sie liegt dem Alpener besonders am Herzen. Denn sie spielt nicht nur in seinem Heimatort Alpen, sondern ist auch eng mit seiner Familiengeschichte verzahnt. Im Zweiten Weltkrieg wurde der ältere Bruder der besten Freundin von Kohls Mutter als 15-Jähriger erschossen. Der Junge war zur Wehrmacht eingezogen worden und desertiert. „Ich habe diese Geschichte als Kind und Jugendlicher 1000 Mal gehört“, sagte Kohl am Donnerstag vor rund 120 Schülerinnen und Schüler des Amplonius-Gymnasiums. „Sie hat mich sehr geprägt und ist der Grund dafür, dass ich Pazifist geworden bin und ich nie im Leben eine Partei vom rechten Rand wählen würde.“
In seiner Geschichte ist Kohl von den tatsächlichen Begebenheiten abgerückt, hat unter anderem den Ort des Geschehens von einem Keller eines Wohnhauses mitten in Alpen in den Bunker der Motte, dem alten Burghügel zwischen NettoMarkt und Sekundarschule, verlegt. Und: Während der echte Jugendliche erschossen wurde, überlebt er in „Braune Nächte“.
Der Protagonist in Kohls Text ist der 15 Jahre alte Gottfried Kiwitt, der Soldat geworden war und als Fahnenflüchtiger von den Nazis hingerichtet werden soll. Doch als die Soldaten die Gewehre auf ihn anlegen, schlagen in Alpen Bomben eines Luftangriffs ein. Kiwitt stirbt nicht, lässt sich lange Haare wachsen und zieht Frauenkleider an, um als Mädchen weiter in Alpen leben zu können. Doch das fällt einer NS-Parteigenossin auf. In Kohls Geschichte überlebt Kiwitt, tatsächlich wurde er erschossen.
Nach der Lesung eröffnete Lehrer Ingo Samp, der die Veranstaltung moderierte, eine Fragerunde, die Schülerinnen und Schüler aus den Jahrgangsstufen 9 und 11 gerne nutzten. Erschienen ist „Braune Nächte“in der Anthologie „Schaurige Orte am Niederrhein: Unheimliche Geschichten“, Gmeiner-Verlag, Herausgeber ist Lutz Kreutzer.