Rheinische Post - Xanten and Moers
Wie ein Bergmann zum Musiker wurde
(RP) Flöz und Flöte. Zwei Worte, die ähnlich klingen, die inhaltlich aber Welten trennen. Normalerweise. Bei Hans Martin Müller ist das anders. Er kennt sowohl die Welt unter Tage als auch die der Konzerthäuser. Nun, nach einer mehr als 50-jährigen Karriere als Querflötist, wird er erstmals ein Solokonzert mit klassischen Werken auf einer ehemaligen Schachtanlage geben. Auf Einladung des Grafschafter Museums- und Geschichtsvereins in Moers (GMGV) spielt er am Samstag, 11. Mai, 19 Uhr in der ehemaligen Fördermaschinenhalle auf Rheinpreußen, Schacht IV, an der Zechenstraße. Anschließend lädt der GMGV zum Plausch mit Müller und dem Bergmann André Thissen ein.
Müller, Jahrgang 1952, ist Sohn des Bergwerkdirektors Walter Müller. Im Blockflötenkreis des CVJM Posaunenchores Kamp-Lintfort begann seine musikalische Karriere. Flöten- und Saxofonunterricht folgten. Schon in jungen Jahren interessierte er sich für die „aktuelle“Musik, und die hieß damals Jazz, Rhythm & Blues und Soul.
Die Band, mit der Müller zu Beginn der 70er Jahre über den Niederrhein hinaus Kultstatus erlangte, hieß tatsächlich „Schacht IV“. Der Name entstand, weil Müller seinen Vater bequatschen wollte, seiner Band in der 1962 stillgelegten Schachtanlage Proberäume zur Verfügung zu stellen. Daraus wurde aber nichts. „Schacht IV“probte dann in Gebäuden des Wetterschachtes Gerd und spielte kein einziges Mal an der Zechenstraße. Dafür gab es aber 1971 einen TV-Auftritt im „Talentschuppen“
des Südwestfunks.
Im selben Jahr begann Müller nach einem Praktikum unter Tage ein Bergbaustudium in Aachen. Doch als er nach einem Semester vom Jazz-Seminar an der Musikhochschule in Köln hörte, wollte er sich für einige Zeit ganz der Musik widmen. Nach knapp einem Studienjahr in Köln gewann er 1973 den Hochschulpreis im Fach Flöte. 1974 wurde er Soloflötist in der Rheinischen Philharmonie Koblenz und 1974 stellvertretender Soloflötist im Sinfonieorchester des Westdeutschen Rundfunks. Die Karriere als Bergmann nahm so ein schnelles Ende.
Acht Jahre war er Soloflötist des Bayreuther Festspielorchesters, er spielte in zahlreichen Kammerorchestern, war Mitglied in verschiedenen Kammermusikformationen und Dozent an der Kölner Musikhochschule.
Für das Konzert in Moers wird kein Eintritt erhoben. Die Veranstalter sind jedoch für Spenden dankbar.