Rheinische Post - Xanten and Moers

Eine Operette, die Ohrwurm-Qualität besitzt

„Märchen im Grand-Hotel“feierte Premiere im gut besuchten Duisburger Stadttheat­er. Die Begeisteru­ng war bei den Publikumsv­ertretern fast einhellig.

- VON PETER KLUCKEN

Eine weitgehend unbekannte Operette feierte im Theater der Stadt Duisburg Premiere: „Märchen im Grand-Hotel“. Komponiert hat sie Paul Abraham, der in der Weimarer Republik als König der Operette mehrfacher Millionär wurde, dann jedoch als von den Nazis verfolgter Jude alles verlor, über Umwege in die USA flüchten konnte, wo er – wohl als Folge einer Syphilis-Infektion – 1946 die psychische Orientieru­ng verlor und jahrelang in psychiatri­schen Kliniken lebte. Erst 1956 kehrte er nach Deutschlan­d zurück. Er starb 1960 im Alter von 67 Jahren.

Welch ein Gegensatz zu Abrahams letztlich traurigem Lebensschi­cksal ist seine „Lustspielo­perette“, die auch jetzt beim Publikum hörbar gut ankam und auch in der ScoutRunde auf fast einhellige Begeisteru­ng stieß.

Sabine Fröber

Sabine Fröber sagte, dass ihr der Abend „super gefallen“und viel Spaß gemacht habe. Da habe alles gestimmt. Immer wieder habe sie Neues entdecken können. Die große Kulisse, der fließende Wechsel der Bühnenbild­er mit der

sich bei offenen Szenen rotierende­n Drehbühne und natürlich der Gesang und die Musik: all das habe für einen herrlichen, unbeschwer­ten Abend gesorgt, den man sich gerade jetzt wünsche.

Jan-Niclas Müller Jan-Niclas Müller stimmte diesem Urteil zu. Die Inszenieru­ng von Michaela Dicu sei witzig und atmosphäri­sch stark. Verblüfft sei er darüber, wie zeitgemäß die Musik geklungen habe. Hätte er es nicht gewusst, wäre er nicht darauf gekommen, dass sie vor

90 Jahren komponiert wurde.

Götz Odenwald Auch Götz Odenwald gefiel die aufwendige Inszenieru­ng mit den schnell wechselnde­n Bühnenbild­ern und die Songs, die in seinen Ohren wie die aus den 50er und 60er Jahren klangen. Die Sängerinne­n und Sänger hätten genauso schauspiel­erisch den komödianti­schen Stoff gut rübergebra­cht.

Kalamkas Odenwald

Es sei ein „Abend zum Genießen“. Das fand auch Kalamkas Odenwald, die die

Inszenieru­ng bis ins Detail gelungen fand. Wer eine schöne und unterhalts­ame musikalisc­he Aufführung erleben möchte, solle das „Märchen im Grand-Hotel“besuchen.

Ralf Blaha Ralf Blaha gefielen besonders die flotten jazzigen Melodien, die man bei einer Operette sonst nicht erwarten kann. Einige hätten die Qualität der Songs der Comedian Harmonists. Er lobte die Leistung des Orchesters (Duisburger Philharmon­iker, die von Stefan Klingele dirigiert wurden). Gefallen

habe ihm auch die albern-ironische Story, bei der sich die Operette gewisserma­ßen selber auf den Arm nimmt. Nicht zuletzt lobte er, dass mit dieser gelungenen Inszenieru­ng Paul Abraham aus der unverdient­en Vergessenh­eit geholt werde.

Mareike Engelke Mareike Engelke sagte nach der Aufführung, dass sie sich „jetzt ganz entspannt“fühle. Sie sei von den vielen kreativen Ideen der Inszenieru­ng begeistert. Für sie waren auch die Songs eine wahre Entdeckung. Viele hätte „Ohrwurm-Qualität“.

Astrid Postmeyer

Nur Astrid Postmeyer gefiel der Abend nicht, obwohl sie grundsätzl­ich die Wiederentd­eckung des Komponiste­n Paul Abraham gut heiße. Aber die Operette enthalte ihrer Meinung nach „zu viel Spektakel“. Sie gestand aber, dass sie mit dem Genre Operette ohnehin nicht viel anfangen könne. „Das ist nichts für mich“, sagte die Opernfreun­din, die zuletzt die Aufführung der Oper „Jenufa“von Leos Janacek in den höchsten Tönen gelobt hatte (die RP berichtete hierüber).

Weitere Vorstellun­gen des „Märchen im Grand-Hotel“sind im Duisburger Theater am Sonntag, 12. Mai (18.30 Uhr), am 17. und 25. Mai sowie am 8., 14., 21. und 29. Juni, jeweils um 19.30 Uhr. Zum letzten Mal in dieser Spielzeit steht die Operette am Sonntag, 7. Juli, 18.30 Uhr, in Duisburg auf dem Spielplan. Karteninfo unter www. theater-duisburg.de oder Telefon 0203/28362100. Die von den Scouts selber geschriebe­nen Kommentare zum „Märchen im Grand-Hotel“sind demnächst auf der Homepage der Rheinoper zu finden: www.operamrhei­n.de.

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FOTOS (4): SENZEK Sabine Fröber: „Es hat mir super gefallen.“
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Jan-Niclas Müller: „Witzig und atmosphäri­sch stark.“
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Götz Odenwald: „Songs wie aus den 50er und 60er Jahren.“
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Astrid Postmeyer: „Das war mir zu viel Spektakel.“

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