Rheinische Post - Xanten and Moers
Moerser bekennen sich zu Europa
Am 11. Mai fand eine Pro-Europa-Demonstration statt. Unter dem Motto „Gegen einen Dexit, für ein vereintes, solidarisches und vielfältiges Europa“versammelten sich etwa 150 Teilnehmende. Was den Veranstaltern wichtig war.
Am 11. Mai fand im Vorfeld zur diesjährigen Europawahl am 9. Juni eine Pro-Europa-Demonstration mit abschließender Kundgebung statt. Die Veranstaltung diente den Organisatoren als Bekenntnis für ein friedvolles gemeinsames Europa und hatte sich als Motto gegeben: „Gegen einen Dexit, für ein vereintes, solidarisches und vielfältiges Europa! Wählen gehen und die Demokratie stärken!“. (Anm. d. Red.: „Dexit“steht für „Deutschland Exit“, bedeutet also, dass Deutschland aus der EU austreten soll.) Veranstaltender Organisator war das Bündnis „Moers ist bunt, nicht braun“.
Schon in den Tagen zuvor wurde denkwürdiger Ereignisse im Zusammenhang mit Europa gedacht: Etwa am 5. Mai, an dem sich der Tag der Gründung des Europarates zum 75. Mal jährte. Oder am 7. Mai, wo die Welt die Uraufführung von Beethovens „Neunter Sinfonie“vor 200 Jahren ehrte, die seit 1985 der Europäischen Union als offizielle Europahymne dient. Der 8. Mai dagegen beendete vor mittlerweile 79 Jahren den Zweiten Weltkrieg in Europa und wird inzwischen als Tag der Befreiung vom Nationalsozialismus verstanden. Am 9. Mai wird seit 1950 mit dem Europatag alljährlich für Frieden und die Einheit Europas geworben.
Um 11 Uhr versammelte sich am Moerser Bahnhof eine überschaubare Menschenmenge, die mit zahlreichen Europafahnen, Transparenten, Bannern und Schildern ausgestattet auf das Zeichen des Organisators der Veranstaltung, Hajo Schneider, zum Start des Demonstrationszuges warteten. Mit dabei waren Gruppen und Vereinigungen wie der BUND, die Awo, die SPD, die Seebrücke Moers sowie „Omas For Future“. Die Poster und Tafeln trugen Texte wie „Wir Demokraten stehen hier zusammen gegen Hass und Hetze“, „Nazis raus aus meinem Land“.
Ein Schild zog besonderes Interesse auf sich. Auf diesem stand: „Biete Nachhilfe in Geschichte“. Bei der „Demonstration gegen Rechtsextremismus“vor drei Monaten in Moers mit etwa 10.000 Teilnehmenden
habe das Schild seine zehnjährige Tochter getragen, sagte ihr Vater, Martin Menkhaus. „Das war damals ein tolles Gemeinschaftsgefühl, mit so vielen Moersern unterwegs gewesen
zu sein. Und zugleich eine tolle Chance für die Kids, Demokratie zu fühlen“, sagte er.
Dass Europa für sie eine „große Herzensangelegenheit“sei, erfuhr
man dagegen im Gespräch mit der promovierten Naturwissenschaftlerin Christina Lantwin, die zusammen mit ihrer Tochter Philippa ein großes Europa-Banner auf dem Demonstrationszug
trug. „Vielleicht ist das europäische Projekt der bedeutendste Erfolg der Nachkriegszeit auf diesem Kontinent“, sagte sie.
Nach Schätzung der Polizei seien zu diesem Zeitpunkt etwa 120 Teilnehmende auf der Demonstration gewesen. Bei der Abschlusskundgebung vor dem Rathaus sei die Zahl auf 150 gestiegen, hieß es auf Nachfrage. Dort nahm Hajo Schneider die demonstrierenden Menschen mit den Worten entgegen: „Gerade in Zeiten wie jetzt, die geprägt sind von Krisen, Kriegen und einem politischen Rechtsruck in Europa, ist es wichtig, das europäische Miteinander zu fördern und die Gesellschaft über die europäische Idee und ihre Werte in informieren.“Ähnlich argumentierte Jochen Gottke, Vorstandsvorsitzender vom Awo-Kreisverband Wesel: „Nicht zu wählen ist keine Option, sondern freut im Endeffekt nur die Falschen“, sagte er.