Rheinische Post - Xanten and Moers
Alles wird anders bei „Bridgerton“
An diesem Donnerstag startet die dritte Staffel der Serie. Es werden Freundschaften geknüpft, mit denen niemand gerechnet hätte.
Zwei Jahre liegt die letzte Episode von „Bridgerton“bereits zurück, und wer nun mit Staffel drei wieder einsteigt, fragt sich jetzt erstmal: Habe ich einen neuen Bildschirm? Die Farben der US-amerikanischen Produktion sind so gesättigt, als liege der Instagram-Filter „Mayfair“darüber; die Bilder sind so tiefenscharf, dass man jedes Blütenblatt der ausladenden Blumenarrangements einzeln begrüßen kann. Und auch sonst wirkt die neue Lieferung der Serie wie ein Update. Man kann es nicht anders sagen: In „Bridgerton“weht der Wind of Change.
Für diejenigen, die nicht mehr im Film sind, folgt hier kurz der Kontext: „Bridgerton“ist die knallbunt-eskapistische Erfolgsserie von Netflix. Sie basiert auf der Romanreihe der Autorin Julia Quinn, die ihre Kostüm-Romanzen reichlich mit Essenzen und Aromen aus den Klassikern von Jane Austen, Emily Brontë und George Eliot würzt. Im Mittelpunkt steht die titelgebende Familie, deren acht Kinder während der Regency-Ära unter die Haube gebracht werden sollen. Für Mutter Violet Bridgerton ist das als Witwe ein Fulltime-Job: Sie muss die oft unwilligen Töchter abends zu Bällen schleifen und tagsüber das Defilee der brünftig aufwartenden Gentlemen organisieren.
Der Clou der Serie besteht darin, dass das gesellschaftliche Treiben von einer Lady Whistledown beobachtet, mit spitzer Feder aufgeschrieben und gezerrspiegelt wird. Lange ahnte niemand, wer diese Frau ist, die in regelmäßig ausgelieferten Faltblättern Interna verbreitet, stets anhebend mit: „Hochverehrte Leserschaft“. In der letzten Staffel kam schließlich heraus, dass sich Penelope Featherington hinter dem Pseudonym verbirgt, allerdings weiß davon bisher im Grunde nur ihre beste Freundin Eloise Bridgerton.
Bevor die neue Staffel mit zunächst vier Teilen ab diesem Donnerstag zu sehen ist und dann mit weiteren vier Episoden ab 13. Juni, zeigte Netflix die erste Folge handverlesenen Menschen in der Kölner Flora. Der Wintergartenpalast aus dem 19. Jahrhundert war der perfekte Ort für die Premiere. Vor allem Influencer wurden dazugebeten. „Dress like Bridgerton“stand auf der Einladung, und so bissen viele tatsächlich im Abendkleid in geflämmten Lachs und Salatherzen am Spieß. Herrlicher Satz bei der Erst-Begegnung zweier Mitglieder des Social-Media-Adels beim Flying Dinner: „Oh mein Gott, ich hab’ dich noch nie live gesehen!“
Die Moderatorin fragte zuerst, ob man den tollen Ort auch schon richtig „exploren“konnte und dann, wer
die Serie denn „gebingewatched“die den ersten Ball der Saison ausrichtet. habe, und der Saal antwortete Die Turteltauben Anthony zweimal: „Wooo!“Nachdem darauf und Kate Bridgerton, die so verliebt hingewiesen wurde, dass Schwarzlichtkameras sind, dass sie sich vornehmen,
nd kontrollierten, ob hauptberuflich einen Erben zu zeugen. jemand heimlich mit dem Handy Und natürlich die Königin, die filme, begann die erste Folge. Und die liefert heiße News: Penelope und
Eloise sind zerstritten. Eloise ist nun ganz dicke mit – ausgerechnet! – der schnippischen Cressida Cowper.
Und Colin Bridgerton kehrt von seiner Gentleman-Tournee durch
Europa zurück, macht erst ganz schön auf dicke Hose und ist dann doch wieder ziemlich lieb.
Das ist ja das Irre an den Produktionen von Shonda Rhimes („Grey’s
Anatomy“): Wer sie anfängt, hört nicht mehr auf. Man ist direkt drin in dieser Ballsaison, und sie sind alle wieder da: die coole Lady Danbury, vielleicht beste Nebenfigur. Sie vermag kein „Juwel der Saison“unter den Debütantinnen auszuwählen, sie findet alle langweilig. „Soll ich Ihnen eine Erfrischung bringen, Eure Majestät?“, fragt der Kammerdiener die vom Mittelmaß gequälte Regentin. Ihre Antwort: „Lieber einen Sarg.“
Was in der Serie noch passiert: Francesca Bridgerton wird in die Gesellschaft eingeführt, das ist die immerzu klavierspielende Tochter. Dieser Handlungsstrang lässt sich etwas allmählich an. Lustiger ist – wieder mal – die Featherington-Mutter Portia. Die kann ihren Besitz wegen kruder Vertragslage nur halten, wenn eine ihrer Töchter einen Sohn zur Welt bringt. Also feuert sie die beiden recht pragmatisch an: „Ihr seid doch verheiratet.
Muss man einem Bäcker zeigen, wie man backt?“
Die Folge ist liebevoll gemacht, die Ausstattungsdetails sind wieder mal überwältigend, und für die Übergänge zwischen den Szenen gibt es oft nette Ideen wie jene, einem Hund über die Treppe zu folgen, an deren Absatz sich der nächste Dialog ereignet. Das Verblüffendste ist aber, wie Penelope Featherington das Tempo anzieht. Sie verändert ihren Stil, sie möchte nicht auch in der dritten Ballsaison ohne Partner dastehen, und plötzlich ist da ein Lord, und er scheint etwas zu wissen, das noch kaum jemand weiß. Als er der baff staunenden Penelope seine Andeutungen macht, ist da dieses Blitzen in seinen Augen.
Will man wissen, wie es weitergeht? Wooo!