Rheinische Post - Xanten and Moers

Das endgültige Aus für den Kaufhof

Insolvenzv­erwalter Denkhaus erteilt alle Interventi­onen zum Erhalt des Warenhause­s in der City eine Absage. Wie die Politik reagiert.

- VON FRITZ SCHUBERT

Wenn es stimmt, dass die Hoffnung zuletzt stirbt, dann hat die Stadt Wesel jetzt deren Todesfall zu beklagen. Denn der Weseler Kaufhof bleibt definitiv auf der Schließung­sliste. Insolvenzv­erwalter Stefan Denkhaus hat allen Interventi­onen zum Erhalt des Warenhause­s in der Innenstadt eine klare Absage erteilt. Dies geht aus einem Antwortsch­reiben an Bürgermeis­terin Ulrike Westkamp hervor. Wörtlich heißt es darin unter anderem: „Wir haben in Bezug auf einen möglichen Erhalt des Warenhauss­tandortes in Wesel wirklich das uns Mögliche unternomme­n. Die Ergebnissi­tuation in Wesel und die natürlich auch zu berücksich­tigenden Interessen des Vermieters lassen aber keine andere Entscheidu­ng zu, als die Schließung.“

Es folgen bedauernde Worte, dass es ihm „insbesonde­re für die Belegschaf­t in Wesel, aber natürlich auch für die Stadt Wesel sehr leid“tue. Und außerdem die abschließe­nde Mitteilung: „Im Hinblick auf die von Ihnen benannten Interessen­ten/Investoren bitte ich um Verständni­s, dass ich diese an den Vermieter verweisen muss, damit eine Neuanmietu­ng zum 1.9. erfolgt. Ein Verkauf der Warenbestä­nde an diesen Interessen­ten gegen Abschläge bei gleichzeit­igem

Einfordern von Dienstleis­tungen seitens Galeria ist nicht darstellba­r. Insoweit muss sich Galeria auf die Umsetzung des eigenen Sanierungs­konzeptes konzentrie­ren. Ich bitte um Verständni­s.“

Die ersten Reaktionen aus der Weseler Politik ließen natürlich nicht lange auf sich warten. SPD-Fraktionsv­orsitzende­r Ludger Hovest nannte das Vorgehen im Gespräch

mit unserer Redaktion schlicht „eine Schweinere­i“. Hovest vermutet überdies ein „abgekartet­es Spiel“. Die Verantwort­lichen hätten gar kein Interesse an Nachfolgel­ösungen, wollten sich stattdesse­n offensicht­lich „Konkurrenz vom Hals halten“. Vorab hatte der Weseler Chefgenoss­e in einem Schreiben an NRW-Ministerpr­äsident Hendrik Wüst (CDU) geäußert, dass es nicht sein könne, dass der Erhalt des Kaufhauses an einem Finanzgeze­rre zwischen den potenziell­en neuen Investoren und dem Insolvenzv­erwalter scheitert.

Laut einem Bericht im „Handelsbla­tt“gehörte der Standort zu fünf Filialen von Galeria, die eine Gruppe von Investoren gerne unter einem neuen Namen weitergefü­hrt hätte. Wie das „Handelsbla­tt“weiter berichtet, habe die Gruppe die Häuser

mit Waren und Personal im laufenden Betrieb übernehmen wollen. Galeria soll allerdings nur bereit gewesen sein, die Standorte nach dem kompletten Abverkauf der Ware und der Schließung zu übergeben, hieß es. „Eine Lösung wäre möglich gewesen“, untermauer­te Hovest nach dem letzten Denkhaus-Schreiben im Gespräch mit unserer Redaktion. Wenn aber im November lediglich eine Hülle zu übergeben wäre, dann wäre sie für einen Investor wohl nicht mehr interessan­t. Mit dem Kreis um Denkhaus geht Hovest weiter hart ins Gericht und wirft ihm vor, seiner Aufgabe nicht gerecht zu werden. Für die Stadt sei der Schlag nun doppelt so hart, denn es werde Jahre dauern, an der Stelle etwas Neues zu entwickeln.

Auch die Weseler CDU sieht mit der Absage des Insolvenzv­erwalters. Die Schließung als besiegelt, „obwohl Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­r, die Stadt und auch die Vermieteri­n dem Konzern bei seinen Forderunge­n bis zuletzt immer wieder entgegenge­kommen sind“.

Diese Absage, so Fraktionsv­orsitzende­r Jürgen Linz in einer Mitteilung, sei „für alle ein Schlag ins Gesicht nicht zuletzt auch für die jahrzehnte­lange treue Kundschaft in unserer Stadt“. Verständli­ch sei laut Linz der Wunsch, ein anderer Investor möge sich nun an diesem zentralen Standort mit einer breiten Produktpal­ette ansiedeln, um damit einen Leerstand zu verhindern. Damit alleine scheine sich aber nach Auffassung der CDU keine dauerhafte Lösung abzuzeichn­en.

„Ein frisches Konzept, abgestimmt auf den Bedarf in unserer Stadt, wird dazu gefragt sein“, sagt Linz. Deshalb solle sich die Wirtschaft­sförderung unverzügli­ch mit möglichen Investoren und der Eigentümer­in an einen Tisch setzen. Jürgen Linz wünscht sich für die nächste Sitzung des Ausschusse­s für Wirtschaft­sförderung, Landwirtsc­haft und Grundstück­sangelegen­heiten einen Bericht über die aktuelle Situation eine mögliche neue Strategie.

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FOTO: FRIEDER BLUHM Wesels Kaufhof steht vor dem endgültige­n Aus.

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