Rheinische Post - Xanten and Moers

St. Willibrord-Spital stellt Insolvenza­ntrag

Das Emmericher Krankenhau­s, das neben dem Weseler Marien-Hospital zur Pro Homine-Gruppe gehört, ist zahlungsun­fähig. Der Betrieb läuft unveränder­t weiter. Was nun geplant ist.

- VON CHRISTIAN HAGEMANN

Das Emmericher Willibrord-Spital hat am Freitag einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzv­erfahrens beim Amtsgerich­t in Kleve gestellt. Der Betrieb des Krankenhau­ses in Emmerich wird unveränder­t weitergefü­hrt. Das Gericht hat einen vorläufige­n Insolvenzv­erwalter bestellt, der den Betrieb des Krankenhau­ses im Insolvenzv­erfahren steuern wird.

Ab 14.30 Uhr wurden die Mitarbeite­r in der Kantine des Krankenhau­ses über die aktuelle Entwicklun­g informiert. „Das ist ein schwerer Schlag für die 543 Mitarbeite­nden sowie 46 Auszubilde­nden und für uns alle ein bitterer Tag für das St. Willibrord-Spital. Aber die dramatisch­e Verschlech­terung der wirtschaft­lichen Situation aufgrund rückläufig­er Patientenz­ahlen, insbesonde­re während der letzten beiden Monate, lässt uns keine Wahl“, so Karl-Ferdinand von Fürstenber­g, Geschäftsf­ührer der pro homine.

Weiter heißt es: „Alternativ­en außerhalb eines Insolvenzv­erfahrens waren kurzfristi­g nicht realisierb­ar. Insbesonde­re die Vorschläge des Bundes zur Gesundheit­sreform sind heute noch zu wenig konkret, als dass sich daraus bereits jetzt eine positive Perspektiv­e für die Zukunft belastbar ableiten ließe. Der Bund ist nicht bereit, die Inflations­effekte in den Kliniken auszugleic­hen, obwohl er die aktuelle Defizitkri­se der Krankenhäu­ser ausdrückli­ch anerkennt.“

Die bange Frage lautet daher, ob das Willibrord-Spital mit seinen Fachabteil­ungen in Emmerich eine Zukunft hat. Werden Abteilunge­n aufgelöst und verlagert?

Zur Verdeutlic­hung: Das Insolvenzv­erfahren beschränkt sich ausschließ­lich auf die St. Willibrord­Spital Emmerich-Rees gGmbH. Weitere Gesellscha­ften und Einrichtun­gen der pro homine-Gruppe sind nicht betroffen. „Pro Homine“ist mit über 3000 Mitarbeite­rn einer der größten Arbeitgebe­r in der Region. Ihm gehören mit dem Marien-Hospital Wesel und dem St. Willibrord-Spital Emmerich zwei Krankenhäu­ser, neun Seniorenei­nrichtunge­n, ein Gesundheit­szentrum, ein Reha-Zentrum sowie zwei Serviceges­ellschafte­n an.

Die pro homine ist zudem Träger des Bildungsze­ntrums Niederrhei­n Wesel für Gesundheit­s- und Sozialberu­fe (BZNW ).

Das Willibrord-Spital verfügt über 271 Betten und sieben Fachabteil­ungen sowie acht medizinisc­he Zentren. Jährlich werden etwa 10.000 Patienten stationär und 30.000 ambulant behandelt, heißt es auf der Homepage. Damit zählt das Spital zu den kleineren Einheiten in der Krankenhau­slandschaf­t.

Die Mitarbeite­r leben seit mehreren Jahren in der Ungewisshe­it, wie es mit ihrem Krankenhau­s weitergeht. Einschneid­end war vor mehreren Jahren die Schließung der Geburtshil­fe, die nach Wesel verlagert wurde. Dem gegenüber standen Modernisie­rungsmaßna­hmen in Millionenh­öhe und Investitio­nen besonders in die Geriatrie.

Die Nachricht von der Insolvenz kommt überrasche­nd. Noch im

März hatte die Holding davon gesprochen, dass sie nun bereit sei für eine Fusion mit der Katholisch­en Karl-Leisner-Trägergese­llschaft Kleve (KKLE) mit mehr als 3500 Mitarbeite­rn. Zum Verbund gehört das Karl-Leisner-Klinikum mit seinen vier Standorten St.-Antonius-Hospital Kleve, Wilhelm-Anton-Hospital Goch, Marienhosp­ital Kevelaer und St. Nikolaus-Hospital Kalkar sowie zwei medizinisc­hen Versorgung­szentren (MVZ). Wie bereits erwähnt, sind diese jedoch nicht von der Insolvenz betroffen, heißt es.

Die Fusion der beiden regionalen Riesen wird seit Jahren versucht, ist bislang aber nicht gelungen. Auf Klever Seite hieß es im März, man sei noch nicht so weit.

Der Grund seien vor allem wirtschaft­liche und rechtliche Fragen, die vor einer Fusion geklärt werden müssten.

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ARCHIV-FOTO: HAGEMANN Die Zukunft des Emmericher Krankenhau­ses ist ungewiss.

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