Rheinische Post - Xanten and Moers
St. Willibrord-Spital stellt Insolvenzantrag
Das Emmericher Krankenhaus, das neben dem Weseler Marien-Hospital zur Pro Homine-Gruppe gehört, ist zahlungsunfähig. Der Betrieb läuft unverändert weiter. Was nun geplant ist.
Das Emmericher Willibrord-Spital hat am Freitag einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens beim Amtsgericht in Kleve gestellt. Der Betrieb des Krankenhauses in Emmerich wird unverändert weitergeführt. Das Gericht hat einen vorläufigen Insolvenzverwalter bestellt, der den Betrieb des Krankenhauses im Insolvenzverfahren steuern wird.
Ab 14.30 Uhr wurden die Mitarbeiter in der Kantine des Krankenhauses über die aktuelle Entwicklung informiert. „Das ist ein schwerer Schlag für die 543 Mitarbeitenden sowie 46 Auszubildenden und für uns alle ein bitterer Tag für das St. Willibrord-Spital. Aber die dramatische Verschlechterung der wirtschaftlichen Situation aufgrund rückläufiger Patientenzahlen, insbesondere während der letzten beiden Monate, lässt uns keine Wahl“, so Karl-Ferdinand von Fürstenberg, Geschäftsführer der pro homine.
Weiter heißt es: „Alternativen außerhalb eines Insolvenzverfahrens waren kurzfristig nicht realisierbar. Insbesondere die Vorschläge des Bundes zur Gesundheitsreform sind heute noch zu wenig konkret, als dass sich daraus bereits jetzt eine positive Perspektive für die Zukunft belastbar ableiten ließe. Der Bund ist nicht bereit, die Inflationseffekte in den Kliniken auszugleichen, obwohl er die aktuelle Defizitkrise der Krankenhäuser ausdrücklich anerkennt.“
Die bange Frage lautet daher, ob das Willibrord-Spital mit seinen Fachabteilungen in Emmerich eine Zukunft hat. Werden Abteilungen aufgelöst und verlagert?
Zur Verdeutlichung: Das Insolvenzverfahren beschränkt sich ausschließlich auf die St. WillibrordSpital Emmerich-Rees gGmbH. Weitere Gesellschaften und Einrichtungen der pro homine-Gruppe sind nicht betroffen. „Pro Homine“ist mit über 3000 Mitarbeitern einer der größten Arbeitgeber in der Region. Ihm gehören mit dem Marien-Hospital Wesel und dem St. Willibrord-Spital Emmerich zwei Krankenhäuser, neun Senioreneinrichtungen, ein Gesundheitszentrum, ein Reha-Zentrum sowie zwei Servicegesellschaften an.
Die pro homine ist zudem Träger des Bildungszentrums Niederrhein Wesel für Gesundheits- und Sozialberufe (BZNW ).
Das Willibrord-Spital verfügt über 271 Betten und sieben Fachabteilungen sowie acht medizinische Zentren. Jährlich werden etwa 10.000 Patienten stationär und 30.000 ambulant behandelt, heißt es auf der Homepage. Damit zählt das Spital zu den kleineren Einheiten in der Krankenhauslandschaft.
Die Mitarbeiter leben seit mehreren Jahren in der Ungewissheit, wie es mit ihrem Krankenhaus weitergeht. Einschneidend war vor mehreren Jahren die Schließung der Geburtshilfe, die nach Wesel verlagert wurde. Dem gegenüber standen Modernisierungsmaßnahmen in Millionenhöhe und Investitionen besonders in die Geriatrie.
Die Nachricht von der Insolvenz kommt überraschend. Noch im
März hatte die Holding davon gesprochen, dass sie nun bereit sei für eine Fusion mit der Katholischen Karl-Leisner-Trägergesellschaft Kleve (KKLE) mit mehr als 3500 Mitarbeitern. Zum Verbund gehört das Karl-Leisner-Klinikum mit seinen vier Standorten St.-Antonius-Hospital Kleve, Wilhelm-Anton-Hospital Goch, Marienhospital Kevelaer und St. Nikolaus-Hospital Kalkar sowie zwei medizinischen Versorgungszentren (MVZ). Wie bereits erwähnt, sind diese jedoch nicht von der Insolvenz betroffen, heißt es.
Die Fusion der beiden regionalen Riesen wird seit Jahren versucht, ist bislang aber nicht gelungen. Auf Klever Seite hieß es im März, man sei noch nicht so weit.
Der Grund seien vor allem wirtschaftliche und rechtliche Fragen, die vor einer Fusion geklärt werden müssten.