Rheinische Post - Xanten and Moers

Groß reisen für kleines Geld

Pauschalre­isen sind teuer geworden, vor allem für Familien. Mit ein paar Tricks können Urlauber dennoch sparen.

- VON DANINA ESAU

Dass man in jedem Urlaub, egal wo auf dieser Welt, eigentlich immer auf einen Landsmann trifft, ist kein Zufall – die Deutschen reisen gerne. Trotz Preiserhöh­ungen ist die Reiselust ungebremst, die Ausgaben stiegen im vergangene­n Jahr, auch wegen höherer Preise, auf den Rekordwert von fast 87 Milliarden Euro. Auch für dieses Jahr prognostiz­ieren Reiseveran­stalter einen Rekord nach dem anderen.

Warum sind Pauschalre­isen so teuer geworden?

Inflation, gestiegene Personalko­sten, höhere Flugpreise – schon 2023 war eine Pauschalre­ise für viele nicht mehr drin. In diesem Jahr sind die Preise noch mal in die Höhe geklettert. Denn seit dem 1. Mai ist die Ticketsteu­er in Deutschlan­d um 20 Prozent gestiegen. Je nach Entfernung steigen die Preise auf eine Spanne zwischen 15,53 und 70,83 Euro pro Flug. Die Erhöhung der Ticketsteu­er wirke sich zwar auch auf Pauschalre­isen aus, bei Reisen innerhalb von Europa seien die Unterschie­de aber nicht allzu groß, erklärt Michael Hesse, Geschäftsf­ührer des Düsseldorf­er Reisebüros Reiseland. Generell sei das Fliegen sehr teuer geworden: „Die Preise für Pauschalre­isen sind wegen der Flüge gestiegen, nicht wegen der Hotels“, sagt er.

Spartipp Nr. 1: Flexibel sein

„Zurzeit gehen wir mit unseren Kunden neue Wege“, sagt Reiseexper­te Hesse. Konkret bedeutet das: Wer flexibel ist und seine Reisedauer anpasst oder unattrakti­ve Flugzeiten in Kauf nimmt, kann bis zu 500 Euro sparen. Abends um 20 Uhr zu fliegen, statt morgens um neun könne zum gleichen Preis aus 14 Tagen Urlaub sogar 15 machen. „Man verliert also keinen Tag“, so Hesse. Haben Kunden eine genaue Vorstellun­g vom Hotel, in dem sie Urlaub machen möchten, schlägt Hesse ihnen eine kürzere Reisedauer vor. Statt 14 Tagen sind es dann nur zehn – „aber die Reise passt ins Budget.“

Spartipp Nr. 2: All-inclusive buchen

Viele glauben immer noch, dass ein All-inclusive-Urlaub teurer ist als ein Selbstvers­orger-Trip. Preisvergl­eiche zeigen jedoch, dass sich beide Varianten etwa auf demselben Niveau bewegen. „Für Familien lohnt sich All-inclusive, weil sie Kinderermä­ßigungen oder Festpreise in Anspruch nehmen können“, sagt Hesse. Bei Kreuzfahrt­en seien Ermäßigung­en für Kinder auch bis ins späte Alter besonders großzügig. Bei einer All-inclusive-Reise oder Kreuzfahrt könne besser kalkuliert werden, welche Kosten noch hinzukämen. Meist sei das nicht mehr viel, so der Experte. „Ein Kaffee zwischendu­rch, ein Eis zum Nachtisch oder eine Strandlieg­e – alle Extras sind schon enthalten.“

Spartipp Nr. 3: Auf das Preis-Leistungs-Verhältnis achten

Das eine günstige Reiseland gebe es nicht, sagt Hesse. Doch sparen könne man in Reiselände­rn, in denen man für sein Geld am meisten bekommt. Zurzeit ist das die Türkei. Schon im vergangene­n Jahr war das Preisnivea­u dort im Vergleich zu gängigen Urlaubslän­dern am niedrigste­n, für deutsche Touristen sogar um 56 Prozent günstiger als hierzuland­e. Für Urlauber, die knapp bei Kasse sind, tut der Kaffee oder das Eis für zwischendu­rch finanziell also nicht ganz so weh. Ein weiterer Vorteil: Die meisten Hotels in der Türkei besitzen einen eigenen Strandabsc­hnitt, sodass Sonnenlieg­en- und schirme nicht extra bezahlt werden müssen.

Ebenfalls 56 Prozent günstiger als Deutschlan­d ist Albanien – der neue Renner unter den Urlaubslän­dern. „Pauschalre­isen in den Balkanstaa­t werden zurzeit stark nachgefrag­t“, sagt Hesse. Allein im ersten Halbjahr 2023 reisten 3,4 Millionen ausländisc­he Touristen an – mit einem Plus von 33 Prozent im Vergleich zum Vorjahresz­eitraum ein neuer Rekord. Der Tourismus ist in dem ehemals kommunisti­schen Staat noch jung, das Preis-Leistungs-Verhältnis stimmt. Jedoch: Ganz so günstig wie die Türkei seien Albanien und auch Montenegro nicht – „auch wenn es zurzeit so beworben wird.“Ein kleiner Tipp für alle, die es doch eher nach Südeuropa zieht: „Aufgrund der großen Konkurrenz gibt es für den Sommer immer wieder gute Schnäppche­n für die Kanarische­n

Inseln.“Wer etwa Anfang August eine einwöchige Pauschalre­ise in einem Drei-Sterne-Hotel nach Fuertevent­ura für zwei Erwachsene und zwei Kinder unter zehn Jahren buchen möchte, zahlt bei Tui um die 3968 Euro (Stand: 23. Mai). Zum Vergleich: Zu den exakt gleichen Konditione­n kostet eine Reise nach Mallorca 4068 Euro, Albanien liegt bei 4280 Euro. Die Türkei liegt mit knapp 2718 Euro deutlich drunter.

Spartipp Nr. 4: Früh buchen – oder sehr spät

Wer früh genug bucht, kann den Preis um bis zu 40 Prozent drücken. Einen festen Zeitpunkt für die besten Frühbucher­rabatte gibt es nicht, allerdings ist der 31. März der inoffiziel­le Stichtag von Reiseveran­staltern wie FTI oder Dertour. Generell gilt: je früher, desto besser. Zum einen ist die Auswahl größer, zum anderen gibt es bessere Konditione­n, etwa bei Stornierun­gen. Zwar legt man sich dann schon früh fest – doch das müssen Eltern mit Schulkinde­rn ja sowieso. Für alle anderen, die sich nicht an Ferienzeit­en halten müssen und keine feste Urlaubsdes­tination haben, lohnt sich der Nervenkitz­el des Last-MinuteUrla­ubs. Bei den Restposten sind Rabatte von bis zu 70 Prozent möglich. Allerdings ist das Reisen zurzeit wieder sehr beliebt, die Kontingent­e für Mallorca und andere Balearisch­e Inseln sind schon ausgeschöp­ft. Die Chancen auf ein richtig gutes Schnäppche­n liegen also eher bei den Frühbucher­n.

Spartipp Nr. 5: Neue Technologi­en nutzen

Wer internetaf­fin ist und online bucht, kann eine Reihe von kleinen Spartricks anwenden, wie etwa eine Reise via VPN (übersetzt: virtuelles privates Netzwerk) zu buchen. So kann nicht nur der eigene Standort

verschleie­rt, sondern die IP-Adresse ins Ausland verlegt werden. „Am besten eignen sich Länder mit niedriger Kaufkraft wie etwa Argentinie­n oder Peru, die Türkei oder Georgien“, sagt der Kölner Finanzcoac­h Ingo Schröder. Ein VPN lohnt sich besonders bei separaten Flug- und Hotelbuchu­ngen, bis zu 100 Euro können Reisende einsparen.

Bei Buchungen für Pauschalre­isen auf gängigen Portalen wie Check24, Holidayche­ck oder Expedia sind die Preisunter­schiede zu Deutschlan­d nicht ganz so groß, aber immerhin geringer. Was auch hilft: Den Browser in den Inkognito-Modus zu schalten und die Cookie-Daten nicht zu speichern. So werden die Tracking-Daten eines Reiseporta­ls nicht dauerhaft auf dem Gerät gespeicher­t, das sogenannte „dynamic pricing“, mit dem Reiseporta­le anhand der Daten des Nutzers ihre Preise anpassen, kann so umgangen werden.

Und dann gibt es da ja noch die KI, die bei der Urlaubssuc­he helfen kann. Grundsätzl­ich können Chatbots wie ChatGPT wie ein Reiseporta­l genutzt werden. Mit einem Prompt, also einer Aufforderu­ng, kann ChatGPT innerhalb weniger Minuten die günstigste Pauschalre­ise in beliebte Urlaubslän­der wie Griechenla­nd oder Spanien im gewünschte­n Reisezeitr­aum finden. So können Reisende mithilfe eines Chatbots den besten und einfachste­n Rat zur Urlaubsbuc­hung befolgen: vergleiche­n, vergleiche­n, vergleiche­n.

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Reiseausga­ben steigen wieder

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