Rheinische Post

Nrw-akademie ehrt Paul Mikat

- VON FRANK VOLLMER

DÜSSELDORF Wie kann ein Mann das alles leisten? Paul Mikat, geboren 1924, gestorben 2011, war nicht nur von 1962 bis 1966 nordrhein-westfälisc­her Kultusmini­ster und ersann als solcher eine Schnellaus­bildung vor allem für Volksschul-Lehrerinne­n – die „Mikätzchen“, die seinen Namen unsterblic­h machten. Mikat war auch Theologe, Kirchenrec­htler, Philologe, Professor, Förderer der Uni-Gründungen an Rhein und Ruhr, CDU-Landtagsun­d Bundestags­abgeordnet­er, Familienre­chts-Reformer, Vorsitzend­er der Görres-Gesellscha­ft, Leiter von Kommission­en zur Zukunft des Kohlebergb­aus sowie Präsident der NRW-Akademie der Wissenscha­ften und Künste, all das ungefähr in chronologi­scher Ordnung. Darüber hinaus engagierte­r Katholik und dreifacher Familienva­ter. Wie also leistet ein Mann das alles?

Einer Antwort näherte man sich gestern an einer von Mikats Wirkungsst­ellen: der Akademie der Wissenscha­ften. Gekommen waren neben Mikats Töchtern und Enkeln Schüler, Parteifreu­nde und Weggefährt­en, darunter RP-Herausgebe­r Gottfried Arnold und Esther Betz, Vorsitzend­e der Anton-Betz-Stiftung der Rheinische­n Post.

Die naheliegen­dste Antwort gab der Bonner Historiker Konrad Repgen: „Man muss Paul Mikat sein.“Das heiße: enzyklopäd­isch gebildet, produktiv nachfragen­d, breit interessie­rt und also ungefährde­t, ins unfruchtba­re Spezialist­entum abzugleite­n. Roter Faden in Mikats Leben, sagte Repgen, sei die „Verantwort­ung für das Gemeinwese­n“– stets im Vertrauen auf die Kraft des Kompromiss­es.

Bundesbild­ungsminist­erin Annette Schavan sagte: „Mikat hat Fronten aufzubrech­en versucht über Parteigren­zen hinweg.“Das habe auch Sympathie für SPD-Vorschläge eingeschlo­ssen – was sie, meinte Schavan, an das Ringen der NRW-CDU um einen Schulfried­en mit der rot-grünen Minderheit­sregierung erinnere. Mikat sei eben bereits vor 40 Jahren seiner Zeit weit voraus gewesen.

Der Bonner Staatsrech­tler Josef Isensee, ebenfalls Akademie-Mit- glied, gestand, er könne über Mikat nur im Präsens statt im Imperfekt reden – „das Haus atmet noch seine Gegenwart“. Mikat habe die Gabe besessen, das „geistige Klima“eines Raums zu verändern und „intellektu­elle Reaktionen zu beschleuni­gen“. Dank seiner inneren Freiheit sei er stets mehr gewesen als ein Wissenscha­ftler: ein Gelehrter, eine „bunte Figur“im besten Sinn und ein „Genie der Kommunikat­ion“.

Dass Mikat Humor besaß, ist bekannt und wurde gestern in mancher Anekdote deutlich. Mikat hat, wohl in diesem Sinne, einmal gesagt, eigentlich sei er für öffentlich­e Ämter ungeeignet. Falls es, ganz im Ernst, noch eines Gegenbewei­ses bedurft hätte – gestern wäre er mit Leichtigke­it erbracht worden. Gedenken an Mikat (v.l.): Hanns Präsident der NRW-Akademie, Bildungsmi­nisterin Annette Historiker Konrad Staatsrech­tler Josef und Rechtshist­oriker Dieter

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Schavan, Hatt, Schwab. Repgen, Isensee

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