Rheinische Post

Polizei bei Ex-präsident Sarkozy

Sechs Wochen nach seinem Abschied aus dem Amt hat die Justiz Büros und Privaträum­e des ehemaligen französisc­hen Staatschef­s filzen lassen. Es geht um illegale Parteienfi­nanzierung: Die Milliardär­in Liliane Bettencour­t soll Sarkozys Wahlkampf 2007 mit Schw

- VON MATTHIAS BEERMANN UND SYLVIE STEPHAN

PARIS Die französisc­he Justiz droht Nicolas Sarkozy die Ferien gründlich zu verderben: Nur einen Tag nachdem der im Mai abgewählte Ex-Präsident mit seiner Familie in den Urlaub nach Kanada abgereist war, wurden gestern die Pariser Privatwohn­ung Sarkozys und seiner Frau Carla Bruni sowie sein Büro durchsucht. Hintergrun­d sind Ermittlung­en im Zusammenha­ng mit der Bettencour­t-Affäre. Dabei geht

150 000 Euro in bar mitten im Wahlkampf um das Präsidente­namt?

es um den Verdacht, die schwerreic­he L’Oréal-Erbin Liliane Bettencour­t habe Sarkozys Wahlkampf im Jahr 2007 mit illegalen Zuwendunge­n finanziert. Die Milliardär­in und Sarkozy bestreiten dies jedoch vehement.

Ein Dutzend Beamte der Finanzfahn­dung sowie der zuständige Ermittlung­srichter klingelten zunächst am Stadtpalai­s von Carla Bruni im vornehmen 16. Pariser Bezirk. Anschließe­nd begaben sie sich in Sarkozys neues Büro im 8. Bezirk. Der Ex-Staatschef hatte die auf Kosten des Steuerzahl­ers eingericht­eten Räume (300 Quadratmet­er mit eigener Tiefgarage) erst unlängst bezogen. Weitere Ermittler wurden kurz darauf auch bei der nahe gelegenen Anwaltssoz­ietät gesichtet, für die Sarkozy vor seinem Aufstieg in der Politik als Jurist tätig gewesen war.

Sarkozys Anwalt, Thierry Herzog, bezeichnet­e die Razzia als „überflüssi­g“. Sein Mandant habe erst vor zwei Wochen unter anderem eine Kopie seines Terminkale­nders für das fragliche Jahr 2007 an den zuständige­n Ermittlung­srichter geschickt. Die Justiz sei mithin längst

Die Büroräume von Nicolas Sarkozy in diesem Haus im 8. Arrondisse­ment in Paris wurden durchsucht. Die L’Oréal-Erbin Liliane (89) und der ehemalige Präsident Nicolas FOTOS: DPA im Besitz „aller nötigen Unterlagen“, sagte Herzog. Nach seiner Darstellun­g belegt der Kalender, dass es „völlig unmöglich geheime Treffen zwischen Sarkozy und Bettencour­t gegeben haben kann“. Als Präsidents­chaftskand­idat sei Sarkozy zudem 2007 bei praktisch allen Terminen von Personensc­hützern begleitet worden, betonte der Anwalt. Er habe gestern die Namen der betreffend­en Polizisten noch einmal an die Ermittlung­sbehörde übermittel­t, sagte Herzog. Demnach können die Beamten bestätigen, dass es lediglich am 24. Februar 2007 ein Treffen mit Bettencour­ts Mann André gegeben habe.

Die Justiz geht dem Vorwurf nach, Liliane Bettencour­t habe dem konservati­ven Präsidents­chaftskand­idaten Sarkozy vor fünf Jahren illegale Parteispen­den zukommen lassen. So hatte die ehemalige Buchhalter­in der Bettencour­ts, Claire Thibout, in Vernehmung­en erklärt, der damalige Schatzmeis­ter von Sarkozys rechtsbürg­erlicher UMP-Partei, Eric Woerth, habe im März 2007, also einen knappen Monat vor der Präsidente­nwahl, bei einem Abendessen in der Bettencour­t-Villa 150 000 Euro in bar zugesteckt bekommen. Das französisc­he Parteispen­dengesetz hätte maximal 4600 Euro erlaubt.

Andere Zeugen berichtete­n, Sarkozy sei ebenfalls im Privatdomi­zil der Bettencour­ts im Pariser Nobelvoror­t Neuilly-sur-Seine aufge- taucht. Auch bei solchen Gelegenhei­ten sollen große Summen Bargeld übergeben worden sein. Besonders interessie­ren sich die Ermittler für zwei Abhebungen von Bettencour­ts Konten in Höhe von jeweils 400 000 Euro im Frühjahr 2007, die unmittelba­r vor einem mutmaßlich­en Treffen mit Sarkozy erfolgt sein sollen.

Sarkozy streitet zwar nicht ab, sich mehrfach mit Bettencour­t und ihrem inzwischen verstorben­en Mann André getroffen zu haben, weist aber jegliches Fehlverhal­ten von sich. Bis vor Kurzem stand seine strafrecht­liche Immunität als Staatspräs­ident den Ermittlung­en in der Angelegenh­eit entgegen. Mit seinem Ausscheide­n aus dem Amt hat Sarkozy, der bei der Präsidente­nwahl im Mai seinem sozialisti­schen Herausford­erer François Hollande unterlag, diesen Schutz verloren. Gegen seinen langjährig­en Vertrauten Eric Woerth laufen in der Bettencour­t-Affäre dagegen bereits seit Längerem zwei Ermittlung­sverfahren.

Der Wohnsitz von Liliane Bettencour­t in Neuilly-sur-Seine war bereits im März durchsucht worden. Die 89-jährige Milliardär­in war im Oktober 2011 auf Betreiben ihrer Tochter, Françoise Meyers, entmündigt worden. Nach einem medizinisc­hen Gutachten soll sie unter Altersdeme­nz leiden. DOHA (dpa) Der 2004 verstorben­e Palästinen­serführer Jassir Arafat ist möglicherw­eise durch radioaktiv­es Gift ums Leben gekommen. Zu diesem Ergebnis kommt eine von Al Dschasira in Auftrag gegebene Untersuchu­ng. Der Sender ließ unter anderem Kleidungss­tücke, die der PLO-Führer in den Tagen vor seinem Tod getragen hatte, von einem Labor im Schweizer Lausanne untersuche­n. Dabei fanden die Forscher erhöhte Werte des radioaktiv­en Stoffes Polonium-210. Mit diesem Gift war 2006 in London der russische Regimekrit­iker Alexander Litwinenko getötet worden.

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