„La Lollo“wird 85 Jahre alt
DÜSSELDORF Gina Lollobrigida gibt sich als Zigeunerin aus. Dazu trägt sie die schwarzen Haare schulmädchen-zahm geflochten, Creolenringe in den Ohren und eines dieser Miederkleider mit besonders tiefem Ausschnitt. So lockt sie den wilden Fanfan zu den Husaren. Der will zwar die Tochter des französischen Königs erobern, doch ein paar Säbelgefechte später ist er reif: Die dunkle Schöne hat ihn verhext, „La Lollo“soll seine Frau werden.
1952 gelingt Gina Lollobrigida mit „Fanfan, der Husar“der internationale Durchbruch. Fortan wird sie als „Gina nazionale“gefeiert, reist samt Rolls-Royce zwischen Europa und den USA hin und her. Sie gilt als das feurige Mädchen vom Lande, keine ätherische Schönheit, sondern eine ungezähmte, zugleich unschuldige Südländerin mit sinnlicher Figur. So wird sie auch in Hollywood besetzt, etwa als impulsiv-warmherzige Partnerin des doch eher herben Humphrey Bogart in der Gaunerkomödie „Beat the Devil“von 1953, ihrem Hollywood-Debut. Sie hat kurz zuvor den jugoslawischen Arzt Milko Skofic geheiratet, der ihr Manager wird. „La Lollo“spielt fortan mit Größen wie Anthony Quinn oder Rock Hudson. Doch gegen Ende der 60er Jahre geraten Wespentaille und große Oberweiten außer Mode. Lollobrigida beginnt eine Karriere als Fotografin, porträtiert Castro, Tito, Ghandhi, arbeitet für die „Vogue“. Als sie 1986 JuryVorsitzende bei der Berlinale wird, kommt es zum Skandal, weil sie den RAF-Siegerfilm „Stammheim“von Reinhard Hauff ablehnt.
„La Lollo“wendet sich anderen Künsten zu: 1990 nimmt sie Unterricht bei Bildhauer Giacomo Manzù und schafft bald gewaltige Skulpturen wie ihre „Fliegende Putte“, die bei der der Weltausstellung in Sevilla 1992 für Aufsehen sorgt. Daneben engagiert sie sich für Unicef, die Unesco oder Ärzte ohne Grenzen, zieht auch mal für Romano Prodi in den Europawahlkampf. Doch große Kinorollen bleiben aus.
Gina Lollobrigida ist daran nicht zerbrochen. Sie war stark genug, sich Ausdruckswege zu schaffen. Heute wird sie 85 Jahre alt.