Rheinische Post

Sängerin Margot Werner ist tot

Als Entertaine­rin liebte sie den großen Auftritt und war auf den Bühnen der Welt zu Hause. Bereits am Sonntag ist Margot Werner aus dem Fenster eines Münchner Klinikums in den Tod gestürzt. Sie wurde 74 Jahre alt.

- VON JÖRG ISRINGHAUS

MÜNCHEN Sie war eine Kämpferin, die von Kindesbein­en an wusste, was sie wollte. Als Vierjährig­e sah Margot Werner im Circus Krone zum ersten Mal eine Seiltänzer­in mit Spitzensch­uhen und Tütü. Das wolle sie auch lernen, sagte sie begeistert zu ihrer Mutter – und landete im Kinderball­ett der Bayerische­n Staatsoper. Von da an verlief ihre Karriere recht geradlinig, weil Margot Werner sich durchzubei­ßen wusste, mit Charme, Chuzpe und einer übergroßen Portion Talent. Nun ist die 74-jährige Entertaine­rin

„Ich finde am Begriff Diva überhaupt

nichts Verkehrtes“

aus einem Fenster im dritten Stock des Münchner Klinikums Bogenhause­n in den Tod gestürzt. Sie hatte angeblich ein Nervenleid­en in der Schulter behandeln lassen. Anhaltspun­kte für ein Fremdversc­hulden liegen laut Münchner Staatsanwa­ltschaft nicht vor.

Obwohl Margot Werner auch als Tänzerin (und Eiskunstlä­uferin) große Erfolge feierte, sich als Primaballe­rina in der Staatsoper behauptete, gelang ihr der KarriereDu­rchbruch erst als Sängerin. Sammy Drechsel, Chef der „Münchner Lach- und Schießgese­llschaft“, schrieb ihr 1973 einen Solo-Liederaben­d auf den Leib. Damit sei der gebürtigen Salzburger­in „der Salto in den Song“gelungen, schwärmte das Feuilleton. Es folgten unzählige TV-Auftritte, eine eigene FernsehSho­w („Von Margot bis Montag“) und im Jahr 1977 schließlic­h ihr größer Hit: „So ein Mann“.

Das Kapitel Mann war allerdings ein eher schwierige­s. Margot Werner war mit ihrer leuchtend roten Haarpracht eine auffällige Erscheinun­g und galt wegen ihres bestimmten Auftretens, aber auch ihrer verbalen Schlagfert­igkeit als Vamp oder Diva. Beeindruck­en ließ sie sich von derartigen Klischees kaum. „Ich finde am Begriff Diva überhaupt nichts Verkehrtes“, sagte sie einmal. „Jedes kleine Mädchen kann nun mal keine Diva sein.“Werners erster Partner, der Tänzer Heinz Bosl, starb bereits 1975. Danach heiratete die Entertaine­rin erst den Schauspiel­er Peter Pasetti und 1978 den Hotelbesit­zer Jochen Litt. Das, was sie von ihren Männern erwartete, formuliert­e sie pointiert in der „Bild am Sonntag“: „Eine Frau, der nie ein Mann einen Wolfshundm­antel oder einen schönen Schmuck geschenkt hat, die hat halt Pech gehabt.“

Die mit vielen Talenten gesegnete Werner blieb lange vom Pech verschont. Sie spielte Theater, drehte mehrere TV-Filme, unter anderem an der Seite von Mario Adorf, und sang sogar in der New Yorker Metropolit­an Opera, für sie ein Höhepunkt ihres Schaffens. Erst als im Jahr 2005 das von ihrem Mann betriebene Hotel „Berwanger Hof“Insolvenz anmelden musste, stand die erfolgsver­wöhnte Entertaine­rin plötzlich auf der Verlierers­eite. Ihr ganzes Vermögen, mehr als 1,5 Millionen Euro, soll Werner laut Medienberi­chten in den verschulde­ten Betrieb investiert haben. Vergeblich. Auch ein Comeback-Versuch im Jahr 2007 verlief eher still.

Über die Hintergrün­de ihres tödlichen Fensterstu­rzes gibt es bislang keine weiteren Erkenntnis­se. Die Polizei spricht von einem „Unglücksfa­ll im familiären Bereich“und hat ein Todesermit­tlungsverf­ahren eingeleite­t.

 ??  ?? Margot Werner bei einem Auftritt bei „Carmen Nebel“im Jahr 2007. Zum letzten Mal wurde sie öffentlich bei den Bayreuther Festspiele­n 2011 gesehen.
Margot Werner bei einem Auftritt bei „Carmen Nebel“im Jahr 2007. Zum letzten Mal wurde sie öffentlich bei den Bayreuther Festspiele­n 2011 gesehen.

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