Eon einigt sich mit Gazprom auf Preissenkung
DÜSSELDORF Zwei Jahre lang hatte Eon mit dem russischen Konzern Gazprom über eine Neuverhandlung der langfristigen Gaslieferverträge gestritten. Nun ist den Düsseldorfern der Durchbruch gelungen: Gazprom erklärte sich bereit, rückwirkend zum vierten Quartal 2010 die Preise zu senken. Das bringt Eon einen zusätzlichen Gewinn von einer Milliarde Euro allein im ersten Halbjahr, wie der Konzern mitteilte. „Mit der Vereinbarung festigen wir unsere langjährige Partnerschaft“, erklärte Eon-Chef Johannes Teyssen und erhöhte die Prognose: Statt bis zu 2,7 Milliarden Euro erwartet Eon für 2012 nun einen Konzernüberschuss von bis zu 4,5 Milliarden.
Die Verbraucher dürften von der Preissenkung der Russen allerdings nichts haben. Es sei höchst ungewiss, ob die Preisnachlässe bei den Endverbrauchern ankämen, sagte Holger Krawinkel von der Verbraucherzentrale. Im Gegenteil: Für September hat Eon bereits eine Erhöhung der Gaspreise um fast sechs Prozent angekündigt. Zunächst werde allein Eon der Nutznießer sein, so Krawinkel.
Eon hatte im Gashandel im vergangenen Jahr 700 Millionen Euro Verlust gemacht. Das Geschäftsmodell der Ruhrgas war zusammengebrochen: Sie musste den Lieferanten gemäß den langfristigen, teilweise bis 2036 laufenden Verträgen hohe Preise zahlen, während die Stadtwerke, an die Eon das Gas weiterverkauft, nur noch die deutlich geringeren Marktpreise berappen wollten. Die Marktpreise waren stark gefallen, unter anderem weil amerikanische Gasfunde für ein Überangebot auf dem Weltmarkt gesorgt hatten. Die Folge: Die Ruhrgas kaufte das Gas in Russland teurer ein, als sie es an die deutschen Stadtwerke weiterverkaufen konnte. Gemeinsam mit dem Atomausstieg stürzte dies Eon in eine tiefe Krise. Der Abbau von 11 000 Stellen war die Antwort.
Immer wieder wurden Gerüchte laut, Eon wolle die Ruhrgas abstoßen. Inzwischen hat sich der Konzern für eine Zerschlagung der Traditionstochter entschieden. Das Ferngasnetz ist bereits an die australische Bank Macquarie verkauft worden, der Rest von Ruhrgas wird mit dem Gashandel in Düsseldorf zusammengelegt. Aber immerhin kann diese Einheit nun wieder profitabel arbeiten. Eon bezieht ein Drittel seines Gases aus Russland, mit anderen Lieferanten wie der norwegischen Statoil hatte Teyssen schon früher eine Preissenkung vereinbart.
Die Einigung mit den Gazprom beflügelte die Eon-Aktie, sie legte zeitweise um 3,8 Prozent zu. Auch die RWE-Aktie stieg, denn nun setzen die Anleger darauf, dass auch der Essener Konzern sich bald mit den Russen einigt.
Gaskunden werden nichts davon haben